Buch: SeminarteilnehmerInnen emotional berühren

23.10.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Lernen erfordert emotionale Schlüsselmomente. Wie diese entstehen, beschreibt Neuerscheinung aus dem heurigen Jahr.
Wenn Menschen lernen, müssen sie gewohnte Denk- und Verhaltensmuster verlassen und unbekannte Situationen durchleben und meistern. Dabei entstehen allerdings oft widerstreitende Gefühle. Diese gilt es im Training aufzufangen und in eine positive Richtung zu lenken. Mit derlei emotionalen Schlüsselmomenten setzt sich die heuer im Verlag managerSeminare erschienene Publikation "Touch it. Teilnehmer emotional berühren - der Schlüssel zum Trainingserfolg" auseinander. Autorinnen sind Barbara Messer und Sandra Masemann, nach Eigendefinition "Spezialistinnen für Train-the-trainer".

"Touch-Momente": Voraussetzung für Lernen
Momente im Training, an denen die Teilnehmer emotional berührt sind ("Touch") und dadurch Lernen ermöglicht wird, sind jene Momente, in denen sie die eigene Lebendigkeit spüren, echten Kontakt, Nähe und Halt erleben. In diesen Momenten kommen sie beim Lernen dem kindlichen Erleben und Erstaunen nahe, so die Autorinnen. Lernende sind dann voller Leichtigkeit und innerer Akzeptanz und offen für Veränderungen - also bereit für Lernen.

Die eigene Haltung als größte Herausforderung von TrainerInnen
Bereits im Vorwort äußern die Autorinnen einen ersten Appell zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person: "Machen Sie sich mit uns auf den Weg ins Neuland - weg vom super-organisierten Mega-Trainer hin zu Ihnen als ganzer Persönlichkeit - als Mensch, der Sie sind und der das Kostbarste ist, was Ihre Teilnehmer bekommen können." Ziel der Publikation ist es, Anregungen für tief bewegende Momente in Trainings zu geben, die wiederum bewegende Lernprozesse anregen. Bewegung und Berührung kann aus Sicht der Autorinnen nur von Mensch zu Mensch stattfinden. Sie wollen TrainerInnen mit ihrer Publikation daher anregen, in erster Linie als Mensch und erst in zweiter Linie als professionelle/r TrainerIn auf ihre TeilnehmerInnen zu blicken. Die Publikation regt daher zu einem großen Teil zur Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Haltung als TrainerIn an.

Mit Kunst, Theater und Geschichten bewegende Momente initiieren
Die letzten beiden Kapitel beschäftigen sich mit den konkreten Möglichkeiten, "Touch-Momente" im Seminar zu ermöglichen. Dabei kann aus Sicht der Autorinnen insbesondere von der Kunst, dem Theater und sg. "Heldenreisen" gelernt werden. Letztere sind das gemeinsame Element aller Geschichten und Mythen: ein universelles Modell für persönliche Entwicklung und Veränderung. Schließlich beschreiben die Autorinnen konkrete Interventionen, mit denen Touch-Momente hergestellt werden können - eine Art Methodensammlung.

"Viele Kilometer Sandstrand"
Wiltrud Gieseke hatte schon 2007 eine wissenschaftliche Untersuchung über Lebenslanges Lernen und Emotionen veröffentlicht, doch ihm fehlte es noch an didaktisch-methodischer Anleitung der TrainerInnen. Warum brauchen LeserInnen nun das vorliegende Buch? Um diese Frage zu beantworten, seien viele Kilometer Sandstrand nötig gewesen, in denen die Autorinnen Antworten fanden und wieder verloren, um sie am folgenden Tage wieder zu finden. Dies schildern die Autorinnen im Vorwort. Eine gewisse Vorliebe für lange Strandspaziergänge ist wohl auch Voraussetzung für das Lesen dieses Buches. Es ist keineswegs als langatmig zu bezeichnen, aber die Ausgestaltung - wohl durch die Ziele der Publikation bedingt - erfordern es, sich mit dem Buch intensiv und in linearer Form auseinanderzusetzen. Es ist kein Nachschlagewerk für den Bedarfsfall. So empfiehlt es sich für LeserInnen, sich auf die vielen Kilometer Sandstrand in Form von fast 340 Seiten einzulassen.

Barbara Messer und Sandra Masemann (2012): Touch it. Teilnehmer emotional berühren - der Schlüssel zum Trainingserfolg. EDITION Training aktuell. Bonn: managerSeminare Verlags GmbH. ISBN: 978-3-941965-38-6, 336 Seiten, € 49,90,--

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