Bildungsantworten auf Rio+20

28.06.2012, Text: Wilfried Hackl u. Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Neue Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at macht Globales Lernen für die Erwachsenenbildung fruchtbar.
Auf der jüngst zu Ende gegangenen Rio+20, der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung, wurde die globale Krise auch als Bildungskrise beschrieben. Tatsächlich fragen sich viele: Wie kann ich handeln, und wie soll ich leben in einer globalisierten Welt? Viele Menschen sind verunsichert, denn die Globalisierung ist mit tiefgreifenden Veränderungen verbunden. Der Wunsch nach Orientierung bringt einen Bedarf nach Bildungsangeboten auch für Erwachsene mit sich. Doch noch scheint die Branche weit davon entfernt, über den nationalen Tellerrand hinaus globale Zusammenhänge sichtbar zu machen. Die neue Ausgabe der Online-Fachzeitschrift "Magazin erwachsenenbildung.at" (kurz: meb) stellt daher das Bildungskonzept Globales Lernen vor und versucht, es für die Erwachsenenbildung fruchtbar zu machen. Ausgabe 16 steht ab sofort kostenlos unter www.erwachsenenbildung.at/magazin zum Download bereit und ist auch als Druckversion zum Selbstkostenpreis von EUR 12,40 erhältlich.

Die Welt wird komplexer
Weltumspannende Vernetzungen spiegeln sich im alltäglichen Leben wider, und unsere individuelle Lebenswelt ist eng mit den weltweiten Entwicklungen verflochten - darin erkennen die HerausgeberInnen Heidi Grobbauer, KommEnt, Hakan Gürses, Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung und Stefan Vater, Verband Österreichischer Volkshochschulen, den Bedarf nach Globalem Lernen. Während es bereits zahlreiche Bildungsangebote und -materialien für Globales Lernen im schulischen Bereich gibt, sind die Möglichkeiten, dieses Bildungskonzept in der Erwachsenen- und Weiterbildung einzusetzen, jedoch noch wenig beleuchtet. Das neue Magazin schafft Abhilfe, indem die vielfältigen Zugänge vorgestellt und für das Erwachsenenlernen aufbereitet werden. Theorieorientierte Abhandlungen finden sich ebenso unter den 13 Artikeln wie eine Reihe konkreter Bildungsformate und Projekte.

Bildung soll orientieren und ermächtigen
Die wissenschaftlichen Beiträge zeigen, dass die Globalisierung nicht nur etwas mit uns macht, sondern auch selbst als gestaltbar begriffen werden sollte. Globales Lernen soll in diesem Sinne zur Überwindung von Gefühlen der Ohnmacht beitragen. Der Auftrag lautet: Zusammenhänge erkennen, Abhängigkeiten verstehen und soziale Verhältnisse ebenso wie individuelle Konsumentscheidungen gemäß nachhaltiger Kriterien zu gestalten - dies sind wesentliche Schlüsse aus Beiträgen wie jenen der Sozialpädagogin Sophie Brodicky, des Bildungsforschers Ulrich Klemm von der Europäischen Donauakademie Ulm oder auch von Gerald Faschingeder, Paulo-Freie-Zentrum in Wien.

Auch Finanzberater brauchen Globales Lernen
Ob Bananenworkshops, Clean-Clothes-Kampagne oder Kurse zur Frage "Woher kommt mein Handy?" - in den Schulen ist Globales Lernen längst etabliert. Vor allem sogenannte Produktworkshops, die von Einrichtungen wie der Südwind Agentur oder Welthaus angeboten werden, erfreuen sich großer Beliebtheit. Nur langsam scheint ein wenig Bewegung auch in die Weiterbildungsszene zu kommen. Besonders spannend etwa: Wie vermittelt man FinanzberaterInnen globale Zusammenhänge, damit sie nachhaltig und ethisch zu wirtschaften lernen? Die deutschen Autoren Reinhard Mitschke und Alexander Wick bringen ein Beispiel hierfür. Andrea Sommerauer von Südwind Tirol beschreibt anhand des Projekts "Global Generation", wie ältere Menschen sich mit weltumspannenden Fragen beschäftigen und sich dabei für ein zivilgesellschaftliches Engagement entscheiden. Die Therapeutin Christa Renoldner wiederum zeigt, wie das moderne Instrument der Systemischen Aufstellungsarbeit auch für das Lernen über globale Zusammenhänge eingesetzt werden kann, damit Menschen wieder mehr Handlungsperspektiven gewinnen.

Fachmedium und aktuelle Online-Information
Magazin erwachsenenbildung.at (meb) ist das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs der österreichischen Erwachsenenbildung. Es wird vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung gemeinsam mit dem BMUKK dreimal jährlich herausgegeben. Alle eingereichten Artikel werden einem Review von ExpertInnen unterzogen. Das Magazin erscheint parallel zur kostenlosen Online-Ausgabe auf www.erwachsenenbildung.at/magazin auch im BoD-Verlag und ist zum Selbstkostenpreis erhältlich.

Die nächste Ausgabe des Magazins im November 2012 wird sich mit aktuellen Entwicklungen in der betrieblichen Weiterbildung auseinandersetzen. Auch der Call zur Ausgabe über Governance, also Prozessen der Steuerung im Bildungswesen, ist noch für Einreichungen offen.
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