Neues europäisches Zertifikat für Bildungs- und BerufsberaterInnen

27.10.2009, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Am 16. Oktober 2009 fand auf der FH Wien eine internationale Konferenz zum Thema Zukunft der Bildungs- und Berufsberatung statt. Dabei wurde auch ein neues Zertifizierungsverfahren präsentiert.
European Career Guidance Certificate als Beitrag zur Professionalisierung

Beim sogenannten European Career Guidance Certificate (ECGC) handelt es sich um ein neues Zertifizierungsverfahren, das unter der Leitung des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) in den letzten zwei Jahren ausgearbeitet wurde. Es soll zukünftig als Nachweis für Professionalität und Einhaltung qualitativer Standards innerhalb der Bildungs- und Berufsberatung dienen.

 

Die Gründe für die Entwicklung des ECGC sind vielfältig:

 

  • Nur in manchen europäischen Ländern existieren bislang eigene Ausbildungen für Bildungs- und BerufsberaterInnen. Die wenigen vorhandenen Angebote sind kaum standardisiert und schließen selten mit anerkannten Zertifikaten ab. Zudem fehlt es an der Vergleichbarkeit in Bezug auf Inhalte, Ziele und Qualität.
  • Alle bestehenden Zertifikate setzen den verpflichtenden Besuch bestimmter Kurse mit Anwesenheitspflicht voraus. Vielen Bildungs- und BerufsberaterInnen ist es aber aus verschiedenen - z.B. zeitlichen, finanziellen oder geografischen Gründen - nicht möglich, diese Kurse zu besuchen.
  • Es gibt derzeit kein Zertifizierungs-System für Bildungs- und BerufsberaterInnen, die bereits Kompetenzen mitbringen und daher kein Ausbildungsprogramm absolvieren möchten. Viele erfahrene BeraterInnen haben jedoch den Wunsch, ein Zertifikat zu erwerben, mit dem sie ihre informell erworbenen Kompetenzen nachweisen können.


"Mit ECGC wurde nun ein standardisiertes und international übertragbares Verfahren entwickelt, mit dem sowohl non-formal als auch informell erworbene Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen von Bildungs- und BerufsberaterInnen zertifiziert werden können", so die Projektverantwortliche Monika Thum-Kraft vom ibw.

Voraussetzungen und Inhalte für die Zertifizierung

Im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens ist die Absolvierung eines Online-Tests und Assessment Centers sowie das Verfassen einer schriftlichen Arbeit notwendig. Weiters ist das ECGC zwar kompatibel mit bestehenden Ausbildungs- und Trainingsangeboten, jedoch ist ein verpflichtender Kursbesuch nicht Voraussetzung, um es zu erlangen.

 

Die PrüfungskanditatInnen können dabei selbst vor dem Hintergrund ihrer bereits vorhandenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenz entscheiden, auf welche Weise sie sich für das Zertifizierungsverfahren vorbereiten. Die ECGC-Prüfungsinhalte beruhen dabei auf den MEVOC-Kompetenzstandards für Bildungs- und BerufsberaterInnen.

 

Das Projekt ECGC wurde von der Europäischen Kommission und vom Österreichischen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (bm:ukk) gefördert.

 

Über das ibw

Das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) wurde 1975 von der Wirtschaftskammer Österreich und der Industriellenvereinigung gegründet. Es betreibt Forschung und Entwicklung an den Schnittstellen Bildung, Wirtschaft und Qualifikation sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.

(Quelle: APA OTS)

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