Fürchtet euch nicht: Zukunft mit KI in der EB

06.11.2024, Text: Gunter Schüßler, Redaktion/CONEDU
Der Tag der Weiterbildung 2024 des Bildungsnetzwerks Steiermark beleuchtete den Einsatz von KI aus verschiedenen Perspektiven und ermutigte zu einer positiven Haltung für die Zukunft.
v.li.: Lothar Lackner, Klaus Kofler, Birgit Aschemann, Kerstin Slamanig, Heinz Wassermann (vorne); Hannes Galter, Arnold Hanslmeier (hinten)
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Luef light, https://erwachsenenbildung-steiermark.at

Unter dem Motto „Fürchtet euch nicht, so kompliziert ist es gar nicht“ lud das Bildungsnetzwerk Steiermark am 21. Oktober zum Tag der Weiterbildung 2024 ins Bildungshaus Schloss St. Martin. „KI in der Erwachsenenbildung: Lernfeld und Auftrag“ war das Thema der Bildungsveranstaltung. Verschiedene Arbeitsgruppen am Vormittag und zwei Keynotes am Nachmittag boten den Teilnehmenden Gelegenheiten, unterschiedliche Blickwinkel auf den Einsatz von KI einzunehmen und dabei Chancen und Herausforderungen für die Erwachsenenbildung zu identifizieren.

Generative KI im Alltag und in der Lehre

Besonders stark besucht waren zwei praxisorientierte Arbeitsgruppen.

Birgit Aschemann, Bereichsleiterin für Digitale Professionalisierung bei CONEDU, berichtete aus der Professionalisierungsarbeit für Erwachsenenbildner*innen und nahm die Teilnehmenden mit auf einen raschen Streifzug durch die besten praktischen KI-Tools für die Unterrichtsvorbereitung, das Bildungsmanagement und die Live-Arbeit mit Lernenden. Typische Anwendungsfehler und Täuschungen im Umgang mit KI wurden ebenso angesprochen wie die Notwendigkeit einer KI-Strategie und des Regelungsbedarfs, der für jede Bildungseinrichtung entsteht, die KI verwendet.

Den thematischen Anschluss machte Lothar Lackner als KI-erfahrener WIFI-Trainer. Er demonstrierte live mehrere didaktische Einsatzmöglichkeiten im Kursraum. So lassen sich etwa Prompt-Aufgaben sehr gut nutzen, um logisches Denken und sprachliche Ausdrucksfähigkeit zu trainieren. Auch komplexere Rollenspiele lassen sich mit ChatGPT (auf Basis von Megaprompts) live sehr gut umsetzen. Und der Chat mit umfassenden Ressourcensammlungen wird beispielsweise durch das Google-Tool NotebookLM möglich.

Während manche Einsatzmöglichkeiten von KI (wie generierte persönliche Feedbacks oder die Arbeit mit Live-Avataren) eher umstritten sind, gibt es andere Anwendungen, die Effizienz-steigernd wirken und kaum auf Bedenken stoßen (wie etwa die KI-Bilderkennung von Flipchart-Fotos oder Handskizzen). In beiden Arbeitsgruppen stieß auch die Arbeit mit Lerndialogen (z.B. mit dem Voice Mode von ChatGPT oder Tutor Me) auf großes Interesse.

Zukunft gestalten in der Erwachsenenbildung

Um einen positiven Blick auf Veränderungen ging es in einer weiteren Arbeitsgruppe sowie in einer der Keynotes. Zukunftsforscher Klaus Kofler brachte den Teilnehmenden die Möglichkeiten eines kreativen Zukunftsgestaltungs-Prozesses nahe. Die Metapher der Heldenreise nach Joseph Campbell und Christopher Vogler eignet sich sehr gut, um so einen Prozess anzustoßen. Erwachsenenbildner*innen können sich etwa fragen: Was ist das Ziel? Welche Hürden stellen sich in den Weg und was ist bereits an Ressourcen vorhanden? Auf diese Weise kann ein klareres Bild davon entstehen, was man in der Zukunft erreichen möchte und wie das gelingen kann.

Gerade die digitale Welt ist besonders komplex und unvorhersehbar. Umso wichtiger ist es, im Umgang mit innovativen Technologien wie KI positive Zukunftsbilder zu entwerfen.

KI zur Unterstützung in der Wissenschaft

Arnold Hanslmeier, Professor für Astrophysik, erklärte anschaulich, wie KI zur Erforschung der Entstehung des Universums eingesetzt wird. Die am nächsten gelegene Galaxie ist 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Genauso groß ist auch die Distanz, die das Licht der Sterne zurücklegen muss, ehe es auf die Erde trifft. Ein Blick in den Sternenhimmel ist also immer auch ein Blick in die Vergangenheit. KI-Technologie erweist sich dabei als unentbehrlich bei der Erforschung von Galaxien. Zugleich gilt aber auch: KI-Systeme sind immer nur so gut, wie es ihre Trainingsdaten zulassen.

Was bedeutet das für Erwachsenenbildner*innen?

Angesichts der vielen Anwendungsmöglichkeiten von KI-Tools im Bildungsbereich stellte sich die Frage, ob KI über kurz oder lang Erwachsenenbildner*innen ersetzen würde. Zum Teil vermutlich schon, so die Abstimmungsergebnisse in einer der Arbeitsgruppen. Andererseits gibt es seit Jahrzehnten Plattformen wie YouTube, MOOCs und diverse digitale Kommunikationskanäle, die das selbstständige, informelle Lernen verstärken: Trotzdem haben weder die formale noch die non-formale Bildung an Bedeutung eingebüßt.

Zu den Dingen, die KI nicht leisten kann, zählen echte Kreativität, originäres Denken und Selbstreflexion, so Hannes Galter, Vorstand des Bildungsnetzwerks Steiermark. Auch aus diesem Grund gibt es einen großen Bedarf an menschlichen Trainer*innen. Die Keynotes und Arbeitsgruppen zeigten aber deutlich, wie generative KI das Wissen, Lehren und Lernen verändert.

Digitale Kompetenzen in der Erwachsenenbildung

Der rasante digitale Wandel und insbesondere der Einsatz von KI verlangen Erwachsenenbildner*innen ab, sich entsprechendes Know-how (und Know-why) anzueignen, spezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten auszubilden und diese auch bei Kursteilnehmer*innen zu fördern.

Dazu gehört auch Medienkompetenz, die sich für Multiplikator*innen am besten in einer einschlägigen Ausbildung erwerben lässt - wie Heinz Wassermann als Professor für Journalismus und Digitale Medien an der FH Joanneum betonte.

Gleichzeitig werden Bildungsangebote zum Erwerb digitaler Grundkompetenzen in Zukunft noch wichtiger werden – das ergab eine Kurzumfrage des Bildungsnetzwerks Steiermark vor knapp einem Jahr.

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