Aktuelle Kompetenzmodelle für den Umgang mit KI im Vergleich

30.08.2024, Text: Marion Kirbis, Redaktion: Redaktion/CONEDU
Drei aktuelle Kompetenzmodelle beschäftigen sich mit den Fähigkeiten, die es für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz braucht. Jedes von ihnen setzt einen anderen Schwerpunkt, u.a. auf Kompetenzen für Lehrende.
Drei Kästen mit derselben Form, aber in unterschiedlichem Design.
Was sind die wichtigsten Kompetenzen rund um KI? Die drei Modelle geben – je nach Schwerpunkt – verschiedene Antworten.
Grafik: CC BY, Anton Grabolle, https://betterimagesofai.org

Für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz gibt es unterschiedliche Kompetenzmodelle, die verschiedene Zielgruppen oder Themenbereiche in den Mittelpunkt stellen. Das Modell AI COMP Future Skills für eine durch KI geprägte Lebenswelt (PDF) ist für die gesamte Bevölkerung konzipiert, das AI Literacy Competency Framework for Educators (PDF) richtet sich gemeinsam mit einem Toolkit an Lehrende und die Ethischen Leitlinien für Lehrkräfte über die Nutzung von KI und Daten für Lehr- und Lernzwecke legen den Schwerpunkt auf den Ethik-Aspekt.

Auch wenn die drei Frameworks je nach Schwerpunkt andere Kompetenzen identifizieren, gibt es bei allen thematische Überschneidungen. In jedem der Modelle werden z.B. kritisches Denken, ethische Fragen und die Nutzung von KI in der Arbeitswelt thematisiert.

Grundlegende KI-Kompetenzen für alle

Das Framework AI COMP Future Skills für eine durch KI geprägte Lebenswelt (PDF) wurde vom Forschungskollektiv NextEducation entwickelt. Um herauszufinden, welche Kompetenzen allgemein notwendig sind, um in einer von KI durchdrungenen Berufs- und Lebenswelt handlungsfähig zu sein, wurden Expert*innen-Interviews und eine Online-Befragung mit 1620 Personen durchgeführt. Darauf basierend werden im Kompetenzmodell drei Kompetenzbereiche mit insgesamt 12 Kompetenzfeldern definiert:

  1. Arbeiten und gestalten mit KI und für KI:
    • Aktivitäts- und Umsetzungskompetenz
    • Systemdesignkompetenz
    • Kreative Problemlösekompetenz
    • Kritische digitale Kompetenz
  2. Persönliche Fähigkeiten für KI-bezogene Handlungsräume:
    • Entscheidungskompetenz
    • Selbstwirksamkeit
    • Kritisches Denken
    • Aktive Steuerungsfähigkeit
    • Selbstbestimmtheit

  3. Das soziale Umfeld mit und für KI gestalten:
    • Ethische Kompetenz
    • Kooperationskompetenz
    • Kommunikationskompetenz

Es handelt sich hier um ein umfangreiches und grundlegendes Kompetenzmodell, das vorwiegend reflexiv ausgelegt ist. Für Erwachsenenbildende kann es eine Orientierungshilfe beim Erstellen von Curricula und Lehrveranstaltungen darstellen, da es jene Kompetenzen benennt, die für die Allgemeinheit im Umgang mit KI relevant sind. Wie diese Kompetenzen konkret erlangt werden können und welche technischen Fähigkeiten dafür jeweils notwendig sind, bleibt herauszuarbeiten.

Kompetenzmodell und Toolkit für Lehrende

Das englischsprachige AI Literacy Competency Framework for Educators (PDF) ist ein anwendungsorientiert ausgerichtetes Kompetenzmodell, dass sich direkt an Personen in der Bildungsbranche richtet. Laut ihm definieren sieben Themen das Spektrum für die von Lehrenden geforderten Kompetenzen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Lehre:

  1. AI Fundamentals: Grundlagen der Künstlichen Intelligenz
  2. Data Fluency: Datenflüsse
  3. Critical Thinking and Fact-Checking: Kritisches Denken und Informationskompetenz
  4. Diverse AI Use Cases: Verschiedene KI-Anwendungen
  5. AI Ethics: Ethische Prinzipien und Risiken bei der Nutzung von KI
  6. AI Pedagogy: Einsatz von KI in Lehre und Lernen
  7. Future Work: Zukünftige Arbeit mit dem Einsatz von KI

Das Framework hebt sich von anderen Modellen ab, weil es auch drei Entwicklungsstufen (Einführung, Mittelstufe und Fortgeschritten) definiert. Diese brechen die Kompetenzbereiche thematisch auf und zeigen, welche Fähigkeiten in sinnvoller Reihenfolge (bzw. aufeinander aufbauend) erlernt werden sollen. Das Kompetenzmodell benennt deutlich, über welche reflexiven und technischen Fähigkeiten man in jedem Bereich verfügen muss, um als kompetent eingestuft zu werden.

Zum Modell gehört das AI Toolkit for Educators (PDF). Dieses soll Lehrenden Werkzeuge für ihre eigene sowie die Arbeit mit Lernenden an die Hand geben und stellt – ausgerichtet am Kompetenzmodell – Ressourcen für die Vermittlung aller sieben Themenfelder vor.

Es enthält Tools für die Lehre (z.B. KI-Werkzeuge für die Content-Erstellung oder zum Einholen von Feedback) und Tools, die Lehrenden bei der Vorbereitung auf den Unterricht (z.B. bei der Ideenfindung, Literaturreviews oder dem Erstellen von Präsentationen) helfen können. Weiters gibt es im Toolkit auch Ressourcen zur Unterstützung bei administrativen Aufgaben bzw. für Workflow-Automation (z.B. KI-Helfer zum Schreiben von Förderansuchen, zur Kursvorbereitung oder für die Benotung).

Kompetenzen für die Nutzung von KI und Daten mit Ethik-Fokus

Vor dem Hintergrund des Aktionsplans für digitale Bildung (2021-2027) und dem Europäischen Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender DigCompEdu hat die Europäische Union in ihren Ethischen Leitlinien für Lehrkräfte über die Nutzung von KI und Daten für Lehr- und Lernzwecke sechs Kompetenzbereiche für die ethische Nutzung von KI beim Lehren und Lernen zusammengefasst:

  1. Berufliches Engagement: Nutzung digitaler Medien für Kommunikation, Zusammenarbeit und berufliche Weiterentwicklung
  2. Digitale Ressourcen: Auswählen, Erstellen und Teilen digitaler Ressourcen
  3. Lehren und Lernen: Den Einsatz von digitalen Technologien beim Lehren und Lernen planen und gestalten
  4. Nutzung digitaler Technologien und Strategien zur Verbesserung der Leistungsbeurteilung
  5. Befähigung der Lernenden: Nutzung digitaler Technologien, um Inklusion, Personalisierung und die aktive Beteiligung der Lernenden zu fördern
  6. Förderung der digitalen Kompetenz der Lernenden: Lernende befähigen, digitale Technologien auf kreative und verantwortungsvolle Weise zu Zwecken der Information, Kommunikation, Erstellung von Inhalten, des Wohlergehens und der Problemlösung zu nutzen

Der Aufbau des Kompetenzmodells unterscheidet sich von den vorher genannten dadurch, dass für jeden dieser Bereiche sowohl verschiedene Kompetenzelemente genannt als auch potenzielle Indikatoren identifiziert werden. Es handelt sich um ein reflexiv- und technisch-orientiertes Modell, bei dem die Technik aber eher die Grundlage für die Reflexion als eine Kompetenz an sich darstellt. Aus den Indikatoren lässt sich dementsprechend teilweise ablesen, mit welchen technischen Fähigkeiten Lehrende die Kompetenzen erlangen können.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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