Nachlese zum DigiCamp vom 8.11.: Digitalisierung und Erwachsenenbildung
Künstliche Intelligenz in der Bildung
Spracherkennung, Übersetzungssoftware, intelligente Empfehlungssysteme wie z.B. die Lernpfade von EULE oder im Projektvorhaben KUPPEL: Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits heute in der (Erwachsenen-)Bildung eingesetzt. Diese Technologien greifen umso stärker auf Learning Analytics zurück, je stärker sie individuelle Parameter in ihre Vorhersagen und Empfehlungen miteinbeziehen. So bietet beispielsweise der Thieme Verlag in Kooperation mit area 9 interaktive Lernangebote mit Begleitung eines digitalen Coaches an.
Welche Rolle nimmt die Erwachsenenbildung dabei ein? Eine systematische Untersuchung von Studien zu KI in der Bildung (2019) zeigt, dass die Forschung vorwiegend in den MINT-Fächern geschieht und weniger als 10% der Studien zu KI von Pädagog*innen verfasst werden. Ein breiter Diskurs über KI wäre derzeit dringend nötig, findet aber als Inhalt und Gegenstand von Erwachsenenbildung noch kaum statt.
Im Workshop zeigte sich ein großes Interesse an diesen Technologien für die betriebliche Weiterbildung – sofern sie freiwillig eingesetzt werden und die verwendeten Algorithmen transparent sind. . Informationen über künstliche Intelligenz und Medienkompetenz sollten vermehrt Inhalte von Angeboten der Erwachsenenbildung sein. Forschung und Entwicklung sollten idealerweise mit dem Bildungsverständnis der Pädagoginnen und Pädagogen bereichert werden (das sich vom Lernverständnis der Programmierer*innen deutlich unterscheidet).
Online-Didaktik in der Erwachsenenbildung
In der Session wurde die neue Themensammlung auf erwachsenenbildung.at vorgestellt und gemeinsam über die Faktoren gelingender Online-Didaktik diskutiert. Dabei spielten vor allem die eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden eine zentrale Rolle: So berichtete eine Teilnehmerin über Schwierigkeiten, wenn eine Person viele unterschiedliche Aufgaben übernehmen soll.
Ein anderer Teilnehmer wies darauf hin, wie wichtig Flexibilität im Lernprozess ist. Auch wenn ein Bildungsangebot im Vorfeld genau geplant wird, so ist der Lehr-Lern-Prozess ein dynamischer und erfordert in manchen Fällen eine spontane Abwandlung des geplanten Ablaufs.
Ein weiterer Diskussionspunkt war, wie Online-Bildungsangebote abwechslungsreich geplant werden können – beispielsweise durch einen Wechsel zwischen Input, gemeinsamem Austausch, Einzelaufgaben und Gruppenarbeiten. „Abwechslung ist online zentral“ – darin waren sich die Teilnehmenden der Session einig.
Rollenwandel vom Training zur Lernbegleitung
Mit der Digitalisierung ist häufig eine steigende Selbstorganisation von Lernprozessen verbunden, die auch mit einer neuen Rollendefinition einhergeht. Die Haltung spielt dabei eine zentrale Rolle: Alte Glaubenssätze der traditionellen Belehrungsdidaktik werden abgelöst durch neue, wie „Ich begleite das selbstständige Lernen“ oder „Ich zeige, wo man etwas findet und wie man etwas lernen kann“.
Die Teilnehmenden der Session diskutierten, welche Kompetenzen Lernbegleiter*innen für ihre Tätigkeit benötigen. Lernbegleitung ist ein Balanceakt – einerseits erwarten Lernende Input, andererseits sollen unterschiedliche Lernerfahrungen ermöglicht und Raum für Entwicklung gegeben werden. Je nach Thema und Format sind von der Lernbegleitung sehr unterschiedliche Kompetenzen gefordert, so das Fazit: manchmal ist das eher die Moderation, ein anderes Mal ein Wegweiser zu kuratiertem Content.
Lernbegleitung bietet viele Chancen – sie bringt Freiheit mit sich, ermöglicht eine Begegnung mit den Lernenden auf Augenhöhe und kann die Flexibilität, Kreativität und Effizienz des Bildungsangebots (z.B. durch asynchrone Möglichkeiten oder durch wiederverwendbare Online-Ressourcen) erhöhen. Dafür ist es nötig, Kontroll- und Statusillusionen aufzugeben – wie das Gefühl, alles steuern oder allwissend sein zu müssen.
Teams, Zoom und Co. für synchrone Online-Veranstaltungen
Eine Austausch-Session widmete sich dem Einsatz von Microsoft Teams, Zoom und anderen Lösungen für synchrone Online-Veranstaltungen. Während Zoom sich vor allem durch eine hohe Stabilität auszeichnet, bietet Teams durch den integrierten gemeinsamen Arbeitsbereich Vorteile beim Teilen von Ressourcen oder beim kollaborativen Arbeiten. Wer Zoom verwendet, kann auf externe Tools wie z.B. Padlet, Taskcards oder Miro zurückgreifen.
Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie Teams eher für Besprechungen, Jours fixes oder kurze Telefonate einsetzt, während sie Zoom in ihren Bildungsveranstaltungen nutzt, insbesondere aufgrund der Kollaborationsmöglichkeiten durch Breakout-Rooms.
Grundsätzlich ist die Entscheidung für das eine oder andere Videokonferenzsystem eine Frage der persönlichen Präferenz. Video-Tutorials und Live-Online-Schulungen stehen sowohl für Zoom als auch für Teams kostenlos zur Verfügung und ermöglichen es, alle Funktionen kennen zu lernen, bevor man sich für eine Software entscheidet.
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