Erwachsenenbildner*innen als Digitale Nomad*innen – geht das?
Was sind Digitale Nomad*innen?
Digitale Nomad*innen können einer selbstständigen oder angestellten Tätigkeit nachgehen. Hierzu verwenden sie fast ausschließlich digitale Technologien. Ihr Leben und ihre Arbeit führen sie eher ortsunabhängig beziehungsweise multilokal aus. Neben der Bezeichnung digitale*r Nomad*in sind die Begriffe Internet-Nomad*in, Büronomad*in oder urban nomad geläufig.
Welche Tätigkeiten sind in der Erwachsenen- und Weiterbildung denkbar?
Für Lehrende bieten sich Online-Seminare an. Neben der Büroausstattung ist der Zeitunterschied zwischen den Teilnehmenden und dem eigenen Ort bei der Durchführung von Live-Veranstaltungen zu beachten. Ebenso sind redaktionelle Tätigkeiten vom Fachartikel über die Erstellung von Lehrmaterialien bis hin zu großen Buchpublikationen möglich.
Viele digitale Nomad*innen erwirtschaften ihre Lebensgrundlage mit virtuellen Sekretariats- und Verwaltungsarbeiten. Insbesondere Starts-ups wissen diesen Service zu schätzen. So könnten Mitarbeitende von Bildungseinrichtungen, die überwiegend Online-Seminare anbieten, überall auf der Welt leben. Für jene, die das entsprechende Equipment besitzen oder vor Ort mieten, ist auch die Produktion multimedialer Formate wie z.B. Videos oder Podcasts eine Option.
Teilnahmen an virtuellen Konferenzen, Workshops oder Barcamps als Teilnehmer*in oder Referent*in sind ebenso denkbar.
Selbstständige oder Freiberufler*innen können in einem eigenen Blog bzw. auf einer eigenen Webseite auf ihr Angebot aufmerksam machen. Netzwerke erleichtern den Austausch und erhöhen die Auftragswahrscheinlichkeit. Social-Media-Kanäle ermöglichen das Marketing für das Angebot.
Welche Grundausstattung benötigen Digitale Nomad*innen?
Zu den wichtigsten Grundlagen für eine ortsunabhängige Tätigkeit gehören eine sichere und zuverlässige Internetverbindung, ein internetfähiger Laptop und ein Mobiltelefon.
Um weltweit online zu blieben, bieten sich folgende Möglichkeiten an:
- stationäre Breitbandverbindung in der Unterkunft
- W-LAN-Verbindung über öffentliche Netzwerke (dabei ist auf eine sichere Nutzung zu achten)
- Verbindung über das mobile Internet mittels einer SIM Karte (aus Kostengründen bietet es sich in vielen Fällen an, eine lokale Prepaid SIM Karte zu verwenden)
Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist, muss darüber hinaus die eigene Stromversorgung z.B. über mobile Solarpanels sicherstellen.
Wo findet man eine geeignete Unterkunft?
Häufig gastieren digitale Nomaden in (Ferien-)Wohnungen oder Hotels. Daneben wächst das Angebot spezieller Wohn-/Arbeitsimmobilien, die auf die Bedarfe der arbeitenden Reisenden abgestimmt sind. Sie bieten explizit Wohnraum mit technischer Ausstattung und Internet für Digitale Nomad*innen an. So gibt es beispielsweise auf Madeira spezialisierte Häuser, die Wohnen und Arbeiten verbinden. Weitere Angebote finden sich im Internet auf Webseiten wie HomeToGo oder Digital Nomad World.
Welche rechtlichen Grundlagen sind zu beachten?
Jedes Land hat eigene Visa-Regelungen, nach denen man ggf. im Voraus Anträge für ein (Arbeits-)Visum stellen muss. Die jeweils landesspezifischen Regelungen zur Anmeldung beim Finanzamt und ggf. bei Sozialversicherungen z.B. im Falle eines Angestelltenverhältnisses sind individuell zu prüfen. Eine Bankverbindung im Aufenthaltsland sowie eine lokale Mobilfunkkarte können vorteilhaft sein.
Neben der – in manchen Ländern notwendigen oder empfohlenen – Impfungen kann je nach Zielland ein internationaler Führerschein erforderlich sein. Diesen erhält man bei der zuständigen Führerscheinstelle und er ist drei Jahre gültig.
Auch steuerliche Regelungen sind zu beachten: so können Personen mit Lebensmittelpunkt in Österreich einen Teil ihrer Tätigkeit im Homeoffice im Ausland ausüben – ab einem Aufenthalt von 183 Tagen (ca. 6 Monaten) in einem bestimmten Zeitraum geht die Steuerpflicht jedoch auf das Gastland über. Informationen und Beratung zum Arbeiten im Ausland bieten die Arbeiterkammer oder Steuerberater*innen.
Welche Versicherungen benötigen Digitale Nomad*innen?
Eine Krankenversicherung ist in jedem Fall zu empfehlen – in Österreich ist der Großteil der Bevölkerung im Rahmen der gesetzlichen Sozialversicherung krankenversichert. Wer eine Tätigkeit im Ausland ausüben möchte, sollte vorab mit dem zuständigen Versicherungsträger klären, welche Bestimmungen dafür gelten.
Darüber hinaus stehen – abhängig von der Aufenthaltsdauer, Reisetätigkeit und ggf. Versicherungsschutz am Wohnort – folgende Modelle zur Auswahl: Reisekrankenversicherung, Auslandskrankenversicherung und „Internationale Krankenversicherungen“. Die Modelle unterscheiden sich durch die zu versichernden Zeiträume. Eine Reisekrankenversicherung deckt einen eng begrenzten Zeitraum von wenigen Tagen ab, eine Auslandskrankenversicherung von ein bis ca. fünf Jahre und eine „Internationale Krankenversicherung“ kann dauerhaft abgeschlossen werden.
Die Haftpflichtversicherung ist insbesondere auf Reisen eine unabdingbare Versicherung im Schadensfall. Ob ein Versicherungsschutz einer bereits bestehenden Haftpflichtversicherung international gilt und wenn ja, in welcher Höhe und bei welchen Schadensfällen, ist bei dem jeweiligen Anbieter zu erfragen. Ggf. muss die Police entsprechend angepasst werden.
Auch die Pensionsversicherung bzw. private Altersvorsorge sollte nicht außer Acht gelassen werden.
In jedem Fall ist ein Gespräch mit bestehenden oder ausgewählten Versicherungen vor Veränderungen oder Abschlüssen sinnvoll.
- Österreichische Sozialversicherung
- AK-Broschüre: Steuerliche Regelungen bei Auslandseinkünften
- ÖGK-Info: Beschäftigung im Ausland
- Sozialministerium: Krankenversicherung in Österreich
- Bendlinger, S. (2021). Steuerlicher Nexus durch digitale Nomaden und der Unsinn der Homeoffice-Betriebsstätte (pdf)
- Digitalnomaden.wiki (2022). Welche Versicherungen benötigen digitale Nomaden?
- Livestyle Solutions (2022). Altersvorsorge für digitale Nomaden und ortsunabhängige Unternehmer.
- Wireless.de (2022). Dein Steuerstatus.
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