MOOCs während Corona-Pandemie beliebter denn je

19.04.2021, Text: Beatrice Kogler und Karin Kulmer, Redaktion/CONEDU
Das Jahr 2020 brachte für offene Online-Kurse einen regelrechten „Quarantäne-Boost“: noch nie zuvor registrierten sich so viele Menschen auf MOOC-Plattformen.
Die Zeit während der Lockdowns wurde intensiv für Online-Weiterbildung genutzt.
Foto: Pexels Lizenz, Alex Koch , https://www.pexels.com

Teilnahmezahlen rasant gestiegen

Anbieter von Massive Open Online Courses (MOOCs) berichten weltweit, dass zeitgleich mit Beginn der Corona-Pandemie die Anmeldezahlen zu offenen Online-Kursen enorm gestiegen sind. So verzeichneten die drei größten MOOC-Plattformen Coursera (US), edX (US) und FutureLearn (UK) allein im April 2020 so viele neue NutzerInnen wie im gesamten Jahr 2019. Ein Drittel aller Lernenden, die jemals einen Kurs bei diesen Anbietern absolvierte, registrierte sich im Jahr 2020. Konkret waren das 21 Millionen neue Lernende und 50 Millionen Kursanmeldungen im Zeitraum von März bis September 2020 bei Coursera.

 

Auch für europäische, amerikanische und asiatische MOOC-Portale war das Corona-Jahr sehr erfolgreich. Die deutsche Plattform openHPI hatte 2020 beispielsweise um 90% mehr Lernende als noch im Jahr davor. Bei den amerikanischen MOOC-Anbietern fiel auf, dass die Herkunft der Teilnehmenden während der Corona-Pandemie noch vielfältiger war als zuvor – die geografische Reichweite von MOOCs steigt offensichtlich.

 

Gründe für die starke Nachfrage

Der enorme Anstieg an MOOC-Teilnehmenden liegt vermutlich unter anderem daran, dass die Menschen während der Lockdowns mehr Zeit für Online-Fortbildungen hatten. Viele nahmen die Umstellung auf Kurzarbeit oder gar einen Arbeitsplatzverlust zum Anlass, stärker in die individuelle Aus- und Weiterbildung zu investieren. Die MOOC-Anbieter kamen den Bedürfnissen der Lernenden entgegen, indem sie viele Angebote kostenlos zur Verfügung stellten. Beispielsweise hatten Studierende während des ersten Lockdown kostenlosen Zugang zu den Kursen bei Coursera, edX und FutureLearn. Auch Arbeitssuchende konnten vielfach gratis MOOCs absolvieren.

 

Andere Kursthemen gefragt

Während vor Covid-19 das Interesse an berufsbezogenen Kursen am stärksten war, sind laut Angaben der nordamerikanischen MOOC-Anbieter Classcentral und Udemy mittlerweile Kurse zur Persönlichkeits- und Allgemeinbildung am beliebtesten. Der auf Classcentral angebotene Kurs „The Science of Well-Being" der Yale University verzeichnete zum Beispiel über 2,5 Millionen TeilnehmerInnen. Gleichzeitig nutzten viele Menschen die Zeit während der Pandemie, um ihr digitales Grundlagenwissen aufzufrischen. Kurse zur Einführung in die Künstliche Intelligenz, Datenanalyse oder Cybersecurity sind wichtiger als je zuvor. Neu im Angebot der MOOC-Anbieter sind Kurse zum Thema Covid-19. Sie dienen einerseits zur Information über das Virus aber auch zur Schulung von Gesundheitspersonal.

 

Langfristiger Trend wahrscheinlich

Die aktuelle mmb Learning Delphi geht davon aus, dass die großen internationalen Online-Kursanbieter weiterhin eine Konkurrenz für traditionelle Bildungseinrichtungen bleiben. Die MOOC-Plattformen selbst rüsten sich bereits für eine anhaltende Nachfrage an kostenlosen Online-Kursen: viele von ihnen haben weitere Partnerschaften mit Universitäten abgeschlossen, um ihr Angebot vergrößern zu können. Laut Jeff Maggioncalda, Geschäftsführer von Coursera, werden Bildungseinrichtungen langfristig eine digitale Transformation durchlaufen. Dass die Universität Wien künftig MOOCs in reguläre Lehrveranstaltungen integrieren möchte, spricht für diese Einschätzung.

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