Hybride Meetings in der Erwachsenenbildung gestalten

04.01.2021, Text: Simone Müller und Birgit Aschemann, Redaktion/CONEDU
In einer hybriden Veranstaltung werden ein vollwertiges Präsenztreffen und ein vollwertiges Online-Treffen gleichzeitig miteinander verbunden. Das braucht gute Planung und digitale Tools, die den Austausch zwischen beiden Gruppen fördern.
Bei hybriden Meetings nehmen Online- und PräsenzteilnehmerInnen synchron teil.
Foto: CC BY, Gaby Filzmoser, https://ebcamp.bifeb.at/
Hybride Meetings eignen sich in der Erwachsenenbildung vor allem dann, wenn eine Präsenzveranstaltung geplant ist, bei der nicht alle vor Ort teilnehmen können. Sie ermöglichen das besondere „Präsenz-Gefühl", während der Raum durch virtuell Teilnehmende erweitert wird. Für den Erfolg einer hybriden Veranstaltung ist entscheidend, sich umfassend vorzubereiten, für einen möglichst reibungslosen Ablauf zu sorgen, Didaktik und Methodik gut zu planen und digitale Werkzeuge gezielt einzusetzen.

Hybride Meetings verbinden Online- und Präsenzräume synchron

Von einer hybriden Veranstaltung spricht man, wenn ein Präsenz-Meeting und ein Online-Meeting zeitgleich miteinander verbunden werden. Dabei befindet sich beispielsweise eine Personengruppe im Seminarraum, während andere Teilnehmende online zugeschaltet werden. Idealerweise können sich beide Gruppen während des Meetings gleichermaßen beteiligen.

Das unterscheidet hybride Meetings von anderen Formaten, wie dem Blended Learning oder dem Live-Streaming. Beim Blended Learning wechseln sich Online- und Präsenzphasen für alle Teilnehmenden ab und es kann auch asynchron – also ungleichzeitig - gearbeitet werden. Beim Live-Streaming werden Beiträge für ZuseherInnen live online übertragen. Teilnehmende können sich dabei mit Einschränkungen beteiligen, einige Funktionen von Online-Meetings stehen hier nicht zur Verfügung.

Gut vorbereitet trifft es sich leichter – das gilt hybrid ganz besonders

Es ist entscheidend, ausreichend Zeit in die Planung hybrider Veranstaltung zu investieren. So sollte man vorab klären, welche Ausstattung es online und in Präsenz braucht, was davon bereits im Online- oder Präsenzraum vorhanden ist und was die Teilnehmenden selbst mitbringen müssen. Brauchen die Teilnehmenden beispielsweise ihr eigenes Smartphone für die Veranstaltung, sollten vorher die technischen Minimalanforderungen daran kommuniziert werden. Sollen die virtuell Zugeschalteten ein Videokonferenz-Tool in einer bestimmten Version verfügbar haben und bedienen können, müssen sie das vorab erfahren.

Technisch ist vieles möglich, aber nicht alles nötig

Es gibt technische Minimal-Anforderungen, damit hybride Meetings funktionieren. Dazu zählen im Präsenzraum ein Tischmikrofon und eine Kamera. Ein Lautsprecher ist ebenfalls nötig, falls nicht eine Person als „Stimme der Online-Gruppe" nominiert werden soll. Zusätzliche Qualität gewinnen hybride Meetings mit mehreren Kameras für den Perspektivenwechsel, mit Handmikrofonen für die jeweils Sprechenden und mit Mischpulten für Bild und Ton. ErwachsenenbildnerInnen sollten sich im Vorfeld überlegen, welche Ausstattung die Methodik und Didaktik der konkreten Veranstaltung unterstützt und was für die Teilnehmenden niederschwellig nutzbar ist.

Ganz im Jetzt durch inhaltliche Vorab-Entlastung

Damit man sich im laufenden hybriden Meeting voll auf die Teilnehmenden konzentrieren kann, sollten im Vorfeld die Ziele und Rollen genau geplant werden. Das hilft, angemessene Kommunikations- und Beteiligungsformen zu wählen. Dafür ist es wichtig, das gesamte Meeting aus Perspektive eines Präsenzteilnehmenden und aus Sicht einer Onlineteilnehmenden komplett zu durchdenken. Außerdem empfiehlt es sich, Materialien vorab an alle auszuschicken, die sonst während des Meetings gleichzeitig in Präsenz verteilt und online verschickt werden müssten. Analog dazu können auch Aufgabenstellungen im Vorfeld zugeschickt werden, um störungsanfällige Situationen wie die Verteilung zu vermeiden.

Komplexe Sozialformen brauchen Support

Bei hybriden Meetings mit mehr als fünf Teilnehmenden und/oder viel Interaktion, wie zum Beispiel bei Seminaren, sollte sich die Moderation vorrangig auf die pädagogische Leitung der Veranstaltung konzentrieren können. Daher braucht es mindestens eine weitere Person, die sich um Technisches kümmert. Diese technische Moderation ist schon im Vorfeld zuständig für einen Techniktest mit allen Beteiligten.

Während des hybriden Meetings unterstützt die technische Moderation die Teilnehmenden bei technischen Problemen. Sie sorgt beispielsweise auch dafür, dass die Möglichkeiten der Meeting-Software gezielt genutzt werden können. So könnte sie beispielsweise Untergruppen (Breakout-Sessions) im Videokonferenz-Tool erstellen und die Teilnehmenden darin zuordnen, Folien teilen oder den Chat verwalten. Generell gilt: Je mehr Personen am hybriden Meeting teilnehmen und je mehr man technisch und didaktisch umsetzen möchte, desto größer wird das Support-Team sein.

Smartphones nutzen, um Kooperation zu fördern

Eine zentrale Herausforderung bei hybriden Meeting ist es, alle Beteiligten gut einzubeziehen und wahrzunehmen - und das unabhängig vom Aufenthaltsort. Das ist anspruchsvoll und daher empfiehlt es sich, vorab Verhaltens-Regeln zu vereinbaren sowie digitale Tools und Funktionen gezielt zu nutzen. So könnten beispielsweise Wortmeldungen der Online-Teilnehmenden durch virtuelle Handzeichen angekündigt und von der technischen Moderation ins Meeting gespielt werden.

Eine besondere Rolle kommt dabei den Mobilgeräten der PräsenzteilnehmerInnen zu. Viele Tools wie etwa Mentimeter für Umfragen oder Etherpads für synchrone Mitschriften können von Präsenz-Teilnehmenden am Smartphone genauso wie von Online-Teilnehmenden am PC oder Laptop genutzt werden. Ihnen sollte man in hybriden Meetings den Vorzug geben. Auch die Pausen können durch digitale Technologien so gestaltet werden, dass sich alle informell austauschen können. Dafür gehen alle online und nutzen z.B. wonder.me. Will man die Pause nicht zum reinen Online-Meeting machen, verteilt man auf Pausentischen Laptop-Stationen mit Konferenz-Mikrofonen und richtet Breakoutrooms für die Online-Teilnehmenden ein, zwischen denen sie flexibel wechseln können.

Wir-Gefühl durch gemeinsame Visualisierungen und Gespräche

Gemeinsam an etwas zu arbeiten, schweißt eine Gruppe zusammen. Visualisiert man die Ergebnisse, wird das Wir-Gefühl noch weiter gefördert. Im hybriden Meeting eignen sich dafür digitale Pads oder Pinnwände, auf die Teilnehmende in Präsenz zum Beispiel über ihr Smartphone zugreifen können. Aber auch analoge Gruppen-Methoden können digital umgesetzt werden, wie zum Beispiel ein Sesselkreis. Man symbolisiert dafür z.B. per PowerPoint die vollständige TeilnehmerInnen-Runde und gibt dann die Sprechrolle reihum weiter. So werden abwechselnd Präsenz-TeilnehmerInnen und Online-TeilnehmerInnen zu Wort kommen.

Hybride Meetings: Gefahren kennen und vermeiden

Zwei Gefahren gibt es in hybriden Meetings zu vermeiden. Die eine besteht in der rudimentären Beteiligung der Online-Gruppe. Das passiert leicht, wenn man in der Planung vor allem die Präsenz-Gruppe im Auge hat. Die zweite Gefahr besteht darin, das Meeting auch für die Präsenz-Teilnehmenden zum Online-Meeting am Laptop mit Headset zu machen. So geht die Besonderheit des Präsenzgefühls verloren. Mit einer guten Detailplanung gelingt der Mittelweg.

Fazit: Hybrid ist gut, aber nicht grundsätzlich besser als online

Ein Hybrid-Meeting bringt nicht bloß Personen aus dem Online-Raum in die Präsenz, sondern auch die Präsenz-TeilnehmerInnen in den Online-Raum. Das fördert die Inklusion und kann bereichernd sein, ist aber auch aufwändig in puncto Planung und Personal. Im Einzelfall lohnt es sich daher genau abzuwägen, welche Vorteile ein hybrides Meeting gegenüber einem reinen Online-Meeting wirklich bringt.

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