Webinarwissen für Profis: was gehört dazu?
Warum überhaupt Webinare?
„Webinar" wird häufig als Sammelbegriff für unterschiedliche Live Online Events verwendet, die auf Videokonferenztechnologien basieren. Man macht sie nicht zum Selbstzweck, und sie sind mehr als eine Notlösung für einen Lockdown. Ihre Potenziale bestehen in Zeitersparnis und räumlicher Überbrückung, oder anders gesagt: in erhöhter Reichweite und Beteiligung. Aber sie können noch mehr, was ein Präsenzformat nicht automatisch bewirkt. So entstehen in Webinaren meist nebenbei gemeinsame Linksammlungen im Chat. Und sie unterstützen eine einfache Aufzeichnung und damit die Nutzung im Nachhinein.
Was gehört zum Profi-Wissen?
Als Webinar-Profi sollte man aus diversen Webinar-Formaten auswählen und eine fundierte Entscheidung für die passende Technologie treffen können. In der Praxis sind dann Webinar-Moderation und Webinar-Didaktik die wichtigsten Fähigkeiten. Hier geht es vor allem um aktive Beteiligung und Zusammenarbeit in Webinaren. Und schließlich ist die Atmosphäre zu gestalten – sozial natürlich, aber auch ästhetisch. Webinar-Profis nutzen die Vorzüge der Webinarformate gegenüber Präsenz, können aber auch ihre Nachteile kreativ kompensieren. Wer zu alldem Ideen hat, wird sich in der konkreten Planung leichttun.
Technologien testen und auswählen
Die vier Webinare der REFAK-Reihe wurden mit vier verschiedenen Technologien durchgeführt: BigBlueButton, GoToMeeting, Adobe Connect und WebEx. Erfahrungen mit mehreren Technologien unterstützen die eigene Entscheidung – die konkrete Wahl muss vor allem zu den individuellen Plänen passen. Die wesentlichen Auswahlkriterien dabei lassen sich auf vier Faktoren reduzieren: Funktionsumfang, Preis, Stabilität und Datenschutz. Tools wie GoToMeeting und WebEx bieten gestaffelte Preismodelle je nach Funktionsumfang. Tools wie BigBlueButton oder Adobe Connect haben die Funktion der Gruppenräume standardmäßig an Bord. Eine Zusammenfassung der Datenschutzaspekte findet sich auf der Seite datenschutz-generator.de.
Die viel gefragte Webinar-Didaktik
Rund 10 verschiedene Webinar-Formate sind derzeit üblich – fünf davon als „stand-alone-Formate" und weitere rund fünf, bei denen Webinare in größere Formate integriert sind. Fragen zur Webinar-Didaktik kreisen oft um Abwechslung, Aufmerksamkeit, Kooperation und Beteiligung. „Alle 10 Minuten ein Aktivierer", so lautet eine didaktische Grundregel dabei – denn Webinare mit längeren Vortragssequenzen werden rasch langweilig und verleiten zu anderen Aktivitäten. Für die Beteiligung gibt es zahlreiche Formen. Sie nutzen entweder den direkten Sichtkontakt oder die Tools innerhalb der Videokonferenztechnologie. Aber auch externe Tools lassen sich per Link einfach einbinden. Mit ihrer Hilfe werden Webinare zu belebten sozialen Räumen und didaktisch so flexibel nutzbar wie die Präsenz.
Beteiligung im Webinar: gerne auch analog
Die Methode „Abstimmung mit Post-its" ist ein Beispiel für die Beteiligung mit Sichtkontakt. Dafür sollten alle Teilnehmenden farbige Post-its zur Verfügung haben und mit Webcam zugeschaltet sein. Die Kursleitung bittet zunächst alle, ihre Webcam mit den Post-its abzukleben. Dann werden nacheinander Fragen gestellt. Alle, die eine Frage mit Ja beantworten, nehmen ihr Post-It herunter, werden sichtbar und könnten sich kurz austauschen. Auch alle anderen sehen dabei zu.
Kleingruppen als willkommene Abwechslung
Die Arbeit in Kleingruppen wird in Videokonferenzen durch Gruppenräume oder sog. „Breakout-Rooms" unterstützt. Man kann sie einsetzen, um Fragestellungen in einer kleinen Runde zu diskutieren; sie sind aber auch zum Kennenlernen beliebt. Die Gruppenaufteilung und die Zeiten im Gruppenraum lassen sich einfach steuern. Manche Softwarelösungen bieten auch Notizen-Seiten für die Breakout-Rooms an. Als Alternative kann man einen Texteditor verlinken, etwa ein Etherpad. Beides hilft, die Ergebnisse im Plenum zu teilen.
Für Systeme mit kleinem Funktionsumfang: externe Tools nutzen
Mit der Einbindung von externen Tools kann man sich behelfen, wenn die verwendete Technologie oder Lizenz keine Umfragen oder Whiteboards ermöglicht. Ein Beispiel für ein kostenloses und anonym nutzbares Umfragetool bietet Answergarden. Damit kann man als ModeratorIn rasch kleine Feedbackrunden in Webinare einbauen. Jede/r gibt eine Antwort ein, und es entsteht eine Wortwolke, die von der Kursleitung per Screenshare geteilt wird.
Praxistransfer: die eigene Webinarplanung
Bei der eigenen Webinarplanung geht man am besten von den Zielen aus, und zwar für jede Sequenz. Eine Planungstabelle im Drehbuch-Stil ist dafür ein nützliches Instrument. Alle drei wichtigen Webinar-Phasen – Ankommen, Durchführen und Abschließen – sind gut zu bedenken. Wechselnde Sozialformen machen Webinare interessanter. Die Rollen im Webinar-Team sind klar zu verteilen, damit dann alles gut läuft. Auch ein Plan B für den Ausfall der Technologie oder der Internetleitung macht Sinn. Mit steigender Webinar-Erfahrung werden die eingebauten Aktivitäten dann immer abwechslungsreicher ausfallen.
Über die Veranstaltung
Die ReferentInnen-Akademie ist ein Kooperationsprojekt von Arbeiterkammer und VÖGB. Sie richtet ihre Angebote an alle, die als TrainerInnen, ReferentInnen oder Vortragende aktiv in der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung tätig sind oder werden. Die geschilderte Webinarreihe fand in Form von wöchentlichen Webinaren im Juni 2020 statt und wurde vom Verein CONEDU konzipiert und durchgeführt.
Verwandte Artikel
![]()
Wie KI bei der Kursplanung unterstützen kann
Von der Bedarfsanalyse bis zur Kursevaluierung: Generative KI kann viele Schritte der Kursplanung erleichtern. Eine Lektion im EBmooc 2025 zeigt Praxisbeispiele und aktuelle Entwicklungen.![Grafik: Pfad zur fertigen Lerneinheit]()
Didaktik für digitale Kompetenzen: vom Kurs zur echten Lernerfahrung
Wer digitale Themen lehrt, weiß auch: Tools und Technik sind nicht genug. Entscheidend ist die Kunst, Lernprozesse so zu gestalten, dass sie Sinn, Relevanz und Nachhaltigkeit entfalten. Wie das geht, zeigt das kostenlose Lernprogramm DISKIT.![]()
Handreichung: KI-Schulungen praxisnah gestalten und umsetzen
Der Leitfaden von Miriam Auer unterstützt Erwachsenenbildner*innen bei der Konzeption und Durchführung eigener Bildungsangebote mit KI – von rechtlichen Fragen bis zur didaktischen Umsetzung.![Grafik: abstrakte bunte Darstellung von Datenströmen, Waagen und einem Schriftzug "AI-Act"]()
KI-Verordnung ruft Erwachsenenbildung zum Handeln auf
Der AI-Act ist mit zahlreichen Bestimmungen bereits in Kraft und bringt konkrete Verpflichtungen für die Erwachsenenbildung mit sich. Eine Lektion des offenen EBmooc bündelt Informationen dazu.![Gruppe von Teilnehmenden in einem Kurs]()
Brücken über die digitale Kluft mit DISKIT
Digitalisierung für alle – oder doch nicht? Das erste Modul des offenen Lernangebots DISKIT widmet sich den digitalen Kompetenzen und fragt, wer zurückbleibt und warum – und was das für die Erwachsenenbildung bedeutet.![Schematische Darstellung eines Bildschirms mit verschiedenen Programmen]()
Buchrezension: „Digitale Medien in der Grundbildung Erwachsener“
Der Sammelband beschäftigt sich mit der Alphabetisierung und Grundbildung von Erwachsenen mit Hilfe von digitalen Medien und stellt Ergebnisse des deutschen Forschungsprojekts „GediG“ vor.





