Präsenz neu denken: Volkshochschulen in einer digitalisierten Welt

28.10.2021, Text: Beatrice Kogler, Redaktion/CONEDU
Laut einer aktuellen Publikation können Bildungsangebote, die virtuelle und physische Präsenz miteinander verbinden, neue Möglichkeiten für die lokalen Bildungsanbieter schaffen.
Person mit Laptop und Smartphone im Präsenzkurs
Sowohl im physischen als auch im virtuellen Raum sind Lernende präsent.
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Gegen Ende der Corona-Krise gilt es für die Volkshochschulen auszuloten, welchen Stellenwert sie der Digitalität und dem klassischen Präsenzunterricht weiterhin zuschreiben wollen. Für Christoph Köck, Direktor des Hessischen Volkshochschulverbandes, ist klar, dass sich die Volkshochschulen auf die Digitalisierung einlassen müssen und davon profitieren können. Es gehe darum „die Kultur der Digitalität auf die eigene Bildungsheimat zu projizieren und die eigene Bildungsheimat über den territorialen Tellerrand hinaus fruchtbar zu machen", meint Köck in der aktuellen Ausgabe der Hessischen Blätter für Volksbildung.

Physische Präsenz als Grundpfeiler der Volkshochschulen

Für den Autor ist die VHS eine klassische Präsenzeinrichtung, und zwar auf der bildungspolitischen, pädagogischen und verwaltungstechnischen Ebene. Als kommunales Bildungszentrum bietet die VHS Angebote, die auf die lokale Bevölkerung zugeschnitten sind und unter anderem durch regionale Fördergeber unterstützt werden. Der Unterricht findet vor Ort im physischen Raum statt und dient neben der Weiterbildung auch der sozialen Begegnung. Diese Vorstellung von klassischem Präsenzunterricht prägt laut Köck das Planungshandeln und die pädagogische Konzeptionierung in der Erwachsenenbildung. Allerdings lassen sich die Lernenden mittlerweile nicht mehr ausschließlich über dieses Konzept des „monopräsenten Lernens" zufriedenstellen, da diese über die Möglichkeiten von digitalen Bildungsangeboten Bescheid wissen.

Multipräsenz als neuer Standard in der Erwachsenenbildung

Die Digitalisierung der Bildungsbranche löst für Köck die „geschlossene Präsenz des physisch geprägten Unterrichts auf" und lässt multipräsentes Lernen zu, das sowohl vor Ort als auch im digitalen Raum passiert. Über internetfähige Geräte kann Unterricht ortsunabhängig im virtuellen Raum und somit auch überregional oder gar international stattfinden. Auswärtige Vortragende und Teilnehmende sowie netzbasierte Ressourcen können einfach in die Veranstaltungen eingebunden werden. Die Vorteile der physischen und virtuellen Präsenz miteinander zu verbinden, ist für Köck der Schlüssel zu gelungener Erwachsenenbildung. Damit geht eine Veränderung der Rolle von KursleiterInnen einher, die im multipräsenten Setting vorwiegend als LernbegleiterInnen agieren und für Recherche und Aggregation digitaler Ressourcen zuständig sind.

Digitalisierung als Chance für Volkshochschulen

Auch bei multipräsenten und virtuellen Lernsettings spielen die örtlichen Bildungsanbieter weiterhin eine wichtige Rolle. So brauche es bei überregionalen Angeboten professionelle Begleitung vor Ort und eine regionale Spezifizierung des Angebots. Volkshochschulen sollten sich laut Köck auch das Potenzial der Digitalisierung für sich zunutze machen. Eigene Angebote können beispielsweise auf internationalen Plattformen eingestellt werden. Durch eine verstärkte Präsenz auf Plattformen zum informellen Lernen könnte die VHS den Wissenserwerb und - austausch unter BürgerInnen fördern. Schließlich sieht Köck auch Handlungsbedarf für die VHS hinsichtlich der Veränderungsprozesse, die die Digitalisierung für die Gesellschaft mit sich bringt. Um Digitalisierung und Teilhabe für möglichst viele Menschen zu ermöglichen, brauche es eine aktive und präsente Volkshochschule in den Regionen.

 

Köck, Christoph (2021): Irgendwo, irgendwie, irgendwann? – Überlegungen zur Präsenz (in) der Volkshochschule. Hessische Blätter für Volksbildung, 71 (3), S. 85-92. DOI: http://doi.org/10.3278/HBV2103W010

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