OER-Repositorien: Wo die freien Bildungsressourcen leben

17.02.2023, Text: Julia Schindler, Universität Innsbruck, Redaktion: Redaktion/CONEDU
Viele Erwachsenenbildner*innen produzieren bereits offene Bildungsressourcen (OER). Ein zentrales Repositorium oder eine dezentrale Infrastruktur sind mögliche Zukunftsszenarien für die österreichische Erwachsenenbildung.
Neonschrift "Open" auf dunklem Hintergrund
Es gibt viele Gründe, aus denen Erwachsenenbildner*innen ihre selbst erstellten Materialien weitergeben. Die Erwachsenenbildung ist gefordert, dafür Infrastrukturen zur Verfügung zu stellen.
Foto: Unsplash Lizenz, shark ovski, https://unsplash.com
In vielen Kontexten der Erwachsenenbildung werden Bildungsressourcen unter freier Lizenz produziert – im Rahmen von Projekten, für Institutionen oder weil engagierte Einzelpersonen ihr Material zur Verfügung stellen wollen. Wenn nun der Kurs, das Arbeitsblatt, das Video fertig, die richtige Lizenz draufgepackt und das Material bereit für die freie Wildbahn ist, stellt sich die Frage: Wohin mit meinen OER? Auf die Homepage der Institution? Eine eigene Projektwebsite einrichten? Auf einen Cloudspeicher hochladen oder per Mail an die Kolleg*innen verteilen?

 

Wäre es nicht praktisch, einen Ort zu haben, wo gutes, aktuelles Unterrichtsmaterial für Erwachsene veröffentlicht werden kann, das dort gut auffindbar ist und bei dem man sich sicher sein kann, dass es auch rechtlich sauber verwendet werden darf?

 

Solche Orte gibt es!

OER finden: für Jäger*innen und Sammler*innen

Viele Trainer*innen haben bevorzugte Websites, auf denen sie interessantes Material für ihre Seminare finden – aus Fortbildungen, Ressourcensammlungen oder von Kolleg*innen empfohlen. Auf diesen Seiten gibt’s vielleicht Arbeitsblätter oder Vortragsfolien, vielleicht eine Vorlage, ein Online-Spiel oder auch „nur“ Inspiration.

 

Aber: Ob das Verwenden der gefundenen Unterlagen rechtlich sauber geregelt ist, ist manchmal nicht so leicht zu erkennen. Und weil solche Websites häufig ein recht kleines, spezialisiertes Publikum bedienen, sind sie ohne persönliche Kontakte oft schwer zu finden. Viele dieser Seiten werden von engagierten Praktiker*innen betrieben – das heißt, das Material dort hat hohe praktische Relevanz, dafür fehlen aber externe Qualitätskontrollen und regelmäßige Wartungsarbeiten (was gerade für „Neulinge“ schwer als Falle zu erkennen ist).

 

Nun bietet das Konzept „OER“  mit seinen „5 Freiheiten“, die in einem verhältnismäßig niederschwelligen Lizenzmodell „Creative Commons“ abgebildet werden können, schon ein recht gutes Regelwerk zu Fragen zum Urheberrecht und zur Nachnutzbarkeit veröffentlichter Materialien an. Was dieses Regelwerk nicht bietet, ist Information über Qualität, Aktualität, Auffindbarkeit der Bildungsressource oder auch, welches technische oder didaktische Format das Material hat.

OER veröffentlichen: für Produzent*innen und Performer*innen

Es gibt viele Gründe, aus denen Erwachsenenbildner*innen ihre selbst erstellten Materialien weitergeben – sei es aus kollegialer Solidarität, sei es, um die eigene Kompetenz darzustellen oder auch, weil es z.B. ein Fördervertrag verlangt. Es hat sich mittlerweile auch ein relativ gutes Verständnis ergeben, in welchen Bereichen der Erwachsenenbildung sich OER leicht und natürlich einfügen (z.B. allgemeine EB, öffentlich geförderte EB, politische Bildung, Sprachkurse) und wo OER aus unterschiedlichen Gründen schwieriger umsetzbar sind (z.B. berufliche Weiterbildung, stark formalisierte Weiterbildungsformate, Zertifizierung).

 

Einen Ort zu finden, wo OER unterschiedlichen Formats und Inhalts gut aufgehoben sind, ist derzeit allerdings noch nicht ganz einfach – das gilt insbesondere für Materialien für die Erwachsenenbildung.

Fantastische Repositorien und wo sie zu finden sind

Online-Repositorien sind Orte, an dem freie Bildungsressourcen so gespeichert werden, dass sie öffentlich zugänglich, nachvollziehbar und schnell auffindbar sind. Derartige Systeme, in denen Daten hochgeladen und weltweit oder nur für eine bestimmte User*innen-Gruppe veröffentlich werden können, sind vor allem im Bibliotheksbereich verbreitet.

 

Das klingt nun noch nicht so spektakulär – auch Wordpress- oder Google-Sites decken diese Funktionalität ab. Eine Besonderheit von Repositorien ist aber, dass hier der Fokus darauf gelegt wird, die hochgeladenen Ressourcen so zu beschreiben, dass sie gut wieder aufgefunden werden können. Dies geschieht, indem diese Beschreibungen bestimmten Standards folgen, die auch für andere Systeme und Suchmaschinen „verständlich“ sind.

 

Bislang waren Repositorien allerdings nicht darauf ausgelegt, Inhalte in unterschiedlichen Formaten schön darzustellen oder eine nutzer*innenfreundliche, leicht zugängliche Bedienoberfläche anzubieten. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Repositorien für freie Bildungsmaterialien müssen nicht mehr zwingend den Charme eines Baumarktlagers haben, sondern dürfen neuerdings auch bunt bestückte Galerien sein. 

 

OER-Repositorien im deutschsprachigen Raum sind meist für den Pflichtschulbereich ausgerichtet oder werden von Hochschulen betrieben. Einige davon halten bereits viele qualitativ hochwertige OER vor und bieten auch Erwachsenenbildner*innen Inspiration für eigene Materialien.

  • Auf wirlernenonline – einem deutschen Portal für freien Bildungsmaterialien – finden sich hauptsächlich MaterialiIen für den Pflichtschulbereich (nicht alle davon OER). Dafür führt dieses Service sowohl inhaltliche als auch formale Qualitäts-Checks durch und kann somit in kuratierten „Fachportalen“ qualitätsgesicherte freie Inhalte anbieten.
  • Bei twillo gibt’s neben vielen breit gefächerten (Hochschul-) Inhalten auch Zugang zu einer aktiven Community sowie Rechtsinfos und Planungstools für OER Projekte.
  • In Österreich befinden sich die diversen Repositorien für freie Bildungsmaterialien an den Hochschulen erst im Aufbau. Ein gut sortierter Materialienpool für die Erwachsenenbildung ist alphabetisierung.at – dort finden sich Ressourcen für die Basisbildung mit Erwachsenen, die alle unter Creative Commons Lizenz (viele allerdings non-commercial) stehen. Es ist eine – kostenlose – Registrierung notwendig.

 

In allen diesen Repositorien können nach Kontaktaufnahme mit den Betreiber*innen auch eigene Materialien publiziert werden.

Hier könnte Ihr Repositorium stehen

Um der Situation in der österreichischen Erwachsenenbildung – OER Produktion: ja, Ort zum Veröffentlichen: nein – zu begegnen, sind mehrere Szenarien denkbar. Zum einen ist es realistisch, dass einzelne Institutionen oder Projekte kleinere, spezialisierte Repositorien betreiben – wenn die Ressourcen dafür zur Verfügung stehen. Dies führt zu einer dezentralen Infrastruktur, die danach aber wieder zusammengeführt werden muss (z.B. über OER-Aggregatoren wie OERhub oder OERSI). Ein anderes Szenario wäre ein zentrales Repositorium, in dem alle österreichischen Erwachsenenbildner*innen OER veröffentlichen, suchen, finden und herunterladen können. Es ist aber definitiv an der Zeit, dass sich nicht nur Pflicht- und Hochschulen über Infrastrukturen für offene Bildungspraktiken Gedanken machen, sondern auch die Erwachsenenbildung.

Weitere Informationen:

Einige Beispiele für weitere Orte, wo deutschsprachige OER veröffentlicht werden können:

 

Diverse Formate

 

Formatgebunden

Creative Commons License Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Verwandte Artikel