eBook: Vom Trainer zum agilen Lernbegleiter
Lernen: das revolutionär Neue
Die AutorInnen Jürgen Sammet und Jacqueline Wolf beleuchten die Auswirkungen der Digitalisierung auf Training und Lernen und sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Learning Revolution". Zwei Aspekte zeichnen diese aus: das „Performance-Problem" und die Ausweitung der Lernformate.
Lernen avanciert immer mehr zum „Performance Support" und dient in erster Linie der Lösung von aktuellen Problemen und nicht länger dem Sammeln von Wissen. Das Lernen zwecks Anwenden steht somit dem Lernen auf Vorrat gegenüber.
Ein grundlegender Wandel von einer „Lehr-Didaktik" zu einer „Ermöglichungsdidaktik" findet statt. In der „Learning Revolution" sehen Sammet und Wolf vor allem den Übergang hin zu Lernprozessen („Blended-Turn"), in denen es um die Lernenden geht. Wie sich Lehren und Lernen in digitalen Zeiten verändern und wie ErwachsenenbildnerInnen darauf reagieren können thematisieren die AutorInnen in diesem eBook.
Lernformate: immer mehr Vielfalt
Lernen soll agil sein. Dazu werden verschiedene Formate benötigt, die zeitnahes, ortsunabhängiges, individuelles und kollaboratives Lernen unterstützen. Mit den aktuellen technischen Möglichkeiten ist das in laufend neuen Formaten möglich. Die AutorInnen klassifizieren diese Formate nach den Attributen „formal versus informell" und „geleitet versus selbstgesteuert".
Formales versus informelles Lernen wird nach der Verantwortung für Lerninhalte unterschieden. Während formales Lernen eher einem „push"-Ansatz folgt, funktioniert informelles Lernen nach dem „pull"-Prinzip. Die Unterscheidung von geleitetem und selbstgesteuertem Lernen hingegen bezieht sich auf die Organisation des Lernprozesses selbst.
Fazit für den TrainerInnen-Beruf
Die Nachfragen nach Online- und Blended-Formaten steigt laufend, um Reisekosten und Zeit zu sparen. Damit stellt der digitale Wandel Lehrende vor große Herausforderungen - sie werden wieder zu Lernenden.
Die AutorInnen leiten daraus sechs Thesen für das Berufsbild von TrainerInnen ab:
- TrainerInnen sollen sich als „LernarchitektInnen" verstehen und Lernprozesse aus verschiedenen Formaten didaktisch sinnvoll gestalten.
- Präsenztrainings werden zwar weniger, aber dafür umso kostbarer. Auch dafür braucht es Übungsräume und qualifiziertes Feedback.
- Beim Lernen auf Distanz scheinen Technik-bezogene Hard Skills oft wichtiger als beziehungsrelevante Soft Skills. Die Kommunikation über technische Hilfsmittel erfordert ein Umdenken, denn die gefühlte menschliche Nähe – oft mit ein Grund für die Berufswahl – ist reduziert.
- TrainerInnen können zu AutorInnen von E-Learning-Formaten werden oder Konzepte dafür im eigenen Themengebiet entwerfen.
- Besonders beim informellen Lernen stehen nicht Unterrichtende im Mittelpunkt, sondern die Lernenden. Auf solchen individualisierten Lernwegen finden TrainerInnen ihre Rolle als ModeratorInnen, Facilitators oder Coaches, die in erster Linie die Lerninfrastruktur bereitstellen.
- Im Zuge der „Learning Revolution" geht es nicht nur um neue Kompetenzen, sondern auch Geschäftsmodelle, Vergütungsmodelle und die Arbeitsorganisation müssen sich ändern.
Services und Ausblick
Neben diesen sechs Thesen bieten die Autoren einen detaillierten Leitfaden zur Erstellung von Lernarchitektur für Blended-Learning-Prozesse. Sie beleuchten die Besonderheiten von Online-Trainings, E-Learning und informellem Lernen und geben einen Ausblick, wie der Wandel aus Sicht der Lernenden, der Führungskräfte, der Personalverantwortlichen und der TrainerInnen gelingen kann. ErwachsenenbildnerInnen haben mit diesem eBook eine Anleitung an der Hand, wie der Wandel zur agilen Lernbegleitung in digitalen Zeiten gelingen kann.
Sammet, Jürgen/Wolf, Jacqueline (2019): Vom Trainer zum agilen Lernbegleiter. So funktioniert Lehren und Lernen in digitalen Zeiten. Springer: Berlin/Heidelberg. 130 Seiten, ISBN: 978-3-662-58510-8, DOI 10.1007/978-3-662-58510-8. eBook € 26,99.
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