Bildungsberatung in Österreich

02.10.2020, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Ein breites Tätigkeitsfeld und eine ausdifferenzierte Angebotslandschaft zeichnet die Bildungsberatung in Österreich aus.
In der Bildungsberatung geht es auch darum, KundInnen durch den Informationsdschungel zu begleiten.
Montage: Pixabay Lizenz, Khusen Rustamov, bearb. durch CONEDU/Paar, https://pixabay.com
In der Bildungsberatung geht es darum, Ratsuchende rund um Bildungsthemen zu informieren, Orientierung in einer komplexen Arbeitswelt zu bieten und in beruflichen Umbruch-Situationen zu belgeiten. Um diesem breiten Arbeitsfeld auch begrifflich zu entsprechen, sprechen BildungsberaterInnen in Österreich in diesem Zusammenhang auch von "Information, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf (IBOBB)". Die Angebotslandschaft gestaltet sich in Österreich ausdifferenziert und wenig gleichförmig.

Bildungsberatung heißt mehr als Bildungsinformation

Eine Aufgabe von BildungsberaterInnen ist es u.a. über Berufe, Ausbildungsmöglichkeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten, die Arbeitsmarktsituation und mögliche Förderungen für Weiterbildungsmaßnahmen zu informieren. Dabei steht nicht nur das Informieren selbst im Zentrum, oftmals geht es auch darum, KundInnen durch den Informationsdschungel zu begleiten. Durch die hohe Verfügbarkeit von Informationen online suchen Ratsuchende auch selbst nach Antworten auf ihre Fragen. Diese Informationen zu bündeln, zu sortieren und zu bewerten, stellt dann eine zentrale Aufgabe von BildungsberaterInnen dar.

 

Bildungsberatung bedeutet aber noch mehr als Informationen rund um Bildung und Beruf bereitzustellen. Orientierung in einer komplexen Bildungs- und Berufswelt zu geben, zählt z.B. auch zu den Handlungsfeldern von BildungsberaterInnen. Und Orientierungsherausforderungen gibt es in einer modernen Gesellschaft einige, wie Götz im Dossier Bildungsberatung auf erwachsenenbildung.at aufzeigt:

Zum Beispiel gibt es keine traditionellen beruflichen Rollenmuster mehr, die einen klaren Ausbildungsweg vorzeichnen. Ein (erfolgreicher) Berufsweg liegt in der Verantwortung der Einzelnen. Auch Spezialwissen verliert in einer flexiblen Arbeitswelt rasch an Wert und muss stetig erneuert werden. Hier setzt die Bildungsberatung an, um Ratsuchende dabei zu unterstützen, sich in einer dynamischen Arbeitswelt zurecht zu finden und am Arbeitsmarkt anschlussfähig zu bleiben.

BildungsberaterInnen begleiten durch Umbruch-Situationen

Wünsche, Ziele und Vorstellungen der Ratsuchenden zu analysieren, fällt genauso unter die Aufgaben von BildungsberaterInnen wie die Fähigkeiten und Stärken von Ratsuchenden zu klären und sie bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.

 

BeraterInnen haben dabei häufig mit Menschen zu tun, die sich in irgendeiner Art und Weise im Umbruch befinden, wie der ehemalige Bildungsberater Stefan Csacsinovits in einem Interview beschreibt: BeratungskundInnen wollen sich zum Beispiel beruflich neu orientieren oder nach der Babypause wieder in das Berufsleben einsteigen. Hier gehe es darum, mögliche erste Schritte mit den Ratsuchenden zu erarbeiten, um die jeweilige Situation zu bewältigen. Darüber hinaus gehe es in der Bildungsberatung schließlich auch darum Förder- oder Weiterbildungsmaßnahmen und/oder Arbeitsstellen zu vermitteln, so im Dossier zu lesen.

Vielfältige Angebotslandschaft

Beratungseinrichtungen in Österreich sind unterschiedlich organisiert, arbeiten mit verschiedenen Beratungsansätzen und mit spezifischen Zielgruppen.

 

Wie Götz beschreibt, gibt es in der Erwachsenenbildung in Österreich u.a. trägerunabhängige Stellen, die Bildungsberatung anbieten. Das sind Stellen, die nicht in Erwachsenenbildungseinrichtungen verortet sind bzw. auch selbst keine Weiterbildungen anbieten. Andererseits gibt es auch viele Erwachsenenbildungseinrichtungen, die Bildungsberatung durchführen. Diese unterscheiden sich wiederum darin, ob sie KundInnen in erster Linie adäquate eigene Bildungsangebote vermitteln möchten, oder ob sie anbieterneutral beraten. Zu den Erwachsenenbildungseinrichtungen mit Beratungsangeboten zählen unter anderen einige Volkshochschulen (VHS), Bildungsinstitute der Sozialpartner oder kirchliche Erwachsenenbildungseinrichtungen.

 

Auch das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) bietet bestimmte Beratungsleistungen an. Als Dienstleistungsunternehmen des öffentlichen Rechts geht es dem AMS vor allem darum, Arbeitslosigkeit vorzubeugen und zu mindern. Dies führt dazu, dass die Beratung des AMS vor allem darauf zielt, dass Menschen (wieder) am Arbeitsmarkt Fuß fassen.

 

Daneben gibt es laut Götz auch noch selbstständige EinzelunternehmerInnen, die Beratungsleistungen anbieten.

Die Angebotslandschaft der Bildungsberatung in Österreich ist vielfältig und findet nicht nur in Erwachsenenbildungseinrichtungen, trägerunabhängigen Stellen oder beim AMS statt. Beratungsleistungen gibt es darüber hinaus auch von Schulen, Universitäten, Interessenvertretungen und anderen Einrichtungen. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Kostenlos und anbieterneutral beraten: Initiative Bildungsberatung Österreich

Im Jahr 2011 hat das Bildungsministerium die österreichweite Initiative Bildungsberatung Österreich ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, ein flächendeckendes, leistungsfähiges und anbieterneutrales Bildungsinformations- und Beratungssystem für Erwachsene auf- und auszubauen. Dazu wurden in den Bundesländern Projektnetzwerke gebildet, in denen mittlerweile über 30 beratungsaktive Einrichtungen (Stand 2020) tätig sind. Die Initiative "Bildungsberatung Österreich" wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und der Länder sowie teilweise von Arbeiterkammern, AMS und Kommunen gefördert.

 
 
 
 
Weitere Informationen:
 
 
 
 
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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