Basisbildung: Fundament und Tür zu weiteren Möglichkeiten

Die Serie hatte sich zum Ziel gesetzt, offene Fragen in der Basisbildung zu klären. Dies geschah in vielfältiger Form: durch Interviews mit ExpertInnen zu verschiedenen Aspekten der Basisbildung, durch eine Online-Diskussion (wEBtalk) zum Thema sowie durch eine virtuelle Pinnwand, auf der über eine gemeinsame Definition von Basisbildung diskutiert wurde.
Basisbildung gewinnt an Aufmerksamkeit: ExpertInnen nehmen Stellung
Fünf ExpertInnen nahmen sich die Zeit, um sich mit der Online-Redaktion über Basisbildung zu unterhalten und ihre Perspektiven auf verschiedene Fragen zu teilen.
Monika Kastner, Bildungswissenschafterin an der Universität Klagenfurt, plädiert dafür, der Stigmatisierung von Personen mit Basisbildungsbedarf entschieden entgegenzutreten. Basisbildungsbedarf sieht sie als gesellschaftliches, kein individuelles Versagen.
Klaus Buddeberg von der Universität Hamburg zeigt anhand einer aktuellen Studie, dass die Bevölkerung durchaus über Basisbildungsmaßnahmen Bescheid weiß, diese allerdings nur selten weiterempfiehlt. Es bedarf daher weiterer Informations- und Sensibilisierungsarbeit.
Rubia Salgado erzählt aus ihrer Erfahrung in der Basisbildung mit MigrantInnen, die besonders häufig von Abwertung, Diskriminierung und Stigmatisierung betroffen sind. Eine Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung sei dringend notwendig, um solche Benachteiligungen effizient zu bekämpfen, so Salgado.
Silvia Göhring und Martin Leitner betonen, wie wichtig es ist, Menschen mit Basisbildungsbedarf in den Diskurs miteinzubeziehen. Sie haben im Verein ISOP mehrere Projekte durchgeführt, bei denen die Mitgestaltung durch die Teilnehmenden im Vordergrund stand.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Basisbildung gewinnt an Aufmerksamkeit, allerdings erfordert die Diskussion des Themas in der Öffentlichkeit durchaus Sensibilität. Statt über Menschen mit Basisbildungsbedarf zu sprechen, müssen diese die Gelegenheit bekommen, sich selbst am Diskurs zu beteiligen.
Basisbildung(s)bedarf der Öffentlichkeit: der wEBtalk zur Serie
Sonja Muckenhuber sprach am 16. Oktober beim wEBtalk mit Ricarda Motschilnig über Basisbildungsbedarf und -bedürfnisse und deren Darstellung in der Öffentlichkeit. Durch Videos, Umfragen und Chat konnten die TeilnehmerInnen interaktiv an der Online-Diskussion teilnehmen.
Basisbildung solle sich nicht an Defiziten orientieren und keineswegs als „Trittleiter" für den Pflichtschulabschluss gesehen werden, so Muckenhuber. Zwar gebe es in Österreich keine allgemeingültige Definition von Basisbildung, allerdings ließen sich Informationen etwa aus dem aktuellen Programmplanungsdokument der Initiative Erwachsenenbildung oder aus den Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote ableiten.
Wie kann man Menschen mit Basisbildungsbedarf erreichen, sie über Basisbildungsangebote informieren? Viele Öffentlichkeitsmaßnahmen würden eher Betroffenheit anregen, als dass sie enttabuisieren, sagte Muckenhuber. „Viele sind in die Schule gegangen und haben das Gefühl: Ich habe es in der Schule nicht gelernt, ich werde es auch jetzt nicht lernen können". Hier sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch Erwachsene alles lernen können, was sie wollen.
Grundsätzlich solle Bildung immer Handlungsspielräume erweitern und neue aufmachen, den Menschen erlauben, gestaltend zu werden – Basisbildung genauso wie jedes andere Bildungsangebot. Sonja Muckenhuber fasst es so zusammen: „Alle sollten alle Möglichkeiten haben – aber auch selber sagen dürfen: das brauche ich, das brauche ich nicht".
„Was verstehen Sie unter Basisbildung?" Der Versuch einer gemeinsamen Definition
Teil der Serie war eine virtuelle Pinnwand, auf der sich eine rege Diskussion über mögliche Definitionen von Basisbildung entwickelte. In den einzelnen Wortmeldungen wurde auf unterschiedliche Aspekte von Basisbildung eingegangen. Basisbildung helfe bei der Bewältigung alltäglicher Probleme und fördere die Teilhabe an der Gesellschaft, war beispielsweise zu lesen. Basisbildung könne ein „tragfähiges Fundament" darstellen, aber auch eine „Tür zu neuen Möglichkeiten".
Viele DiskussionsteilnehmerInnen bezogen sich in ihren Vorschlägen auf die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. Darüber hinaus wurden auch Lernkompetenz, digitale bzw. Medienkompetenz und die Befähigung, einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, genannt.
Die Frage, wer eigentlich die Verantwortung für Basisbildung hat, wurde von einer Person thematisiert. Diese sieht sowohl das einzelne Individuum als auch die Gesellschaft in der Verantwortung.
Basisbildung und Öffentlichkeit: Was bleibt?
Auch nach dem Ende der Serie „Basisbildung und Öffentlichkeit" bleiben die Beiträge auf erwachsenenbildung.at online. Die Aufzeichnung des wEBtalks steht Interessierten zum Nachhören und –sehen zur Verfügung und die virtuelle Pinnwand ist in archivierter Form ebenfalls weiterhin zugänglich.
Auch das Thema bleibt aktuell: Anfang des nächsten Jahres erscheint die Ausgabe 33 des Magazin erwachsenenbildung.at mit dem Titel „Being Basisbildung – Zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung". Die Herausgeberinnen, Julia Schindler und Sonja Muckenhuber, wollen mit der Ausgabe eine offene Diskussion ausgehend von unterschiedlichen Standpunkten innerhalb der Basisbildung anstoßen.
Serie: Basisbildung und Öffentlichkeit
Am Rande der Gesellschaft stehend: so werden Menschen dargestellt von denen wir meinen, dass sie Basisbildung brauchen. Wenn wir über Basisbildungsbedarf diskutieren, stehen uns diese Stigmatisierung und die damit einhergehenden negativen Zuschreibungen oft im Weg. Mit dem Themenschwerpunkt "Basisbildung und Öffentlichkeit" auf erwachsenenbildung.at will die Abteilung Erwachsenenbildung im Bundesministerium für Bildung im Herbst 2017 den Anstoß zur Auseinandersetzung mit diesem Thema geben. In einer Serie von Beiträgen kommen ExpertInnen in Interviews, wEBtalks und Artikeln zu Wort. Alle bisher zur Serie #baböff erschienenen Beiträge finden Sie hier.
Die Serie ist Teil eines Projekts des BMB mit Förderung aus Mitteln der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA).

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