Vorteil Klimaschutz? Wie begleitete Klimaschutzmaßnahmen wirken

Das Projekt Klimaschutz in der Erwachsenenbildung der Initiative „Ich tu‘s – für unsere Zukunft“ des Landes Steiermark läuft seit 2016. Derzeit beteiligen sich 47 steirische Erwachsenenbildungseinrichtungen, 38 davon sind bereits vom Land ausgezeichnete „Ich tu’s Bildungspartner*innen“.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat die Autorin Bianca Halb-Mayritsch Teilnehmende befragt und den Mehrwert der Projektteilnahme auf vier Ebenen identifiziert: Die Befragten können demnach Maßnahmen aus dem Projekt direkt umsetzen, ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und Kosten sparen. Außerdem sehen die Befragten einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen.
Begleitete Klimaschutzmaßnahmen sind gut umsetzbar, Vernetzungsmöglichkeit als Pluspunkt
Die von der Fachberatung zur Verfügung gestellten Materialien und Informationen sind hilfreich für die Weitergabe an die eigenen Mitarbeiter*innen und Teilnehmenden, so die Befragten. Auch die verschiedenen Vernetzungsmöglichkeiten, wie bei der Klimaschutzgala, der Ich tu’s Fachtagung oder bei Vernetzungstreffen in Präsenz und online, stufen die Befragten als praxisrelevant ein. Die Möglichkeit, die Angebote bedarfsorientiert und unverbindlich zu nutzen, ist für die Erwachsenenbildung attraktiv. Ein von allen Interviewten genannter Mehrwert ist die gute interne Umsetzbarkeit der Projektangebote: Insbesondere die Umsetzung der Vorschläge aus dem Klimacheck in kleinen Schritten empfinden die Befragten als gut machbar.
Organisationen schätzen sich als wettbewerbsfähiger ein
Ebenso ist auf der Ebene der Wettbewerbsfähigkeit ein Mehrwert zu erkennen. Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz sowie zur Nachhaltigkeit erachten die Befragten als zunehmend wichtig. Sie machen Organisationen, die sich diesbezüglich engagieren, attraktiv für potenzielle Auftrag- und Fördergeber*innen. Außerdem wirken Organisationen, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen, attraktiv auf potenzielle Mitarbeiter*innen. Die Klimaschutzgala sehen die Befragten als gute Möglichkeit, sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der eigenen Community positiv wahrgenommen zu werden und so potenzielle Kund*innen und Kursteilnehmer*innen zu gewinnen.
Teilnehmende Einrichtungen sparen Geld
Den Mehrwert auf der ökonomischen Ebene erleben die Befragten in zweierlei Hinsicht: Zum einen heben sie positiv hervor, dass sowohl ein Klimacheck (PDF) als auch andere Angebote des Projekts (z.B. die Webinarreihe Klimawissen Online) kostenlos nutzbar sind und zum anderen, dass die Nutzung der Angebote zu weiteren finanziellen Einsparungen führen kann (z.B. durch neu erworbenes Wissen über Energiesparmaßnahmen).
Befragte sehen gesamtgesellschaftlichen Nutzen durch Projektteilnahme
Auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene entsteht ein Mehrwert. Das im Projekt erworbene Wissen wirkt auf die Teilnehmenden und auf die Mitarbeiter*innen, die dieses Wissen quasi „mit nach Hause nehmen“ und auch dort umsetzen, so die Interview-Partner*innen. Damit wird ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Lebensqualität zukünftiger Generationen geleistet.
Projekt befähigt zum eigenständigen Weiterführen von Klimaschutzmaßnahmen
In der Projektbroschüre (PDF) haben sich die Projektträgerinnen das Ziel gesetzt, „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. Dies scheint gelungen zu sein. So wird das Projekt von Interviewten als „sanfter Impulsgeber“ beschrieben, der es ermöglicht „in kleinen Schritten große Wirkungen […] zu erzielen“. Die Befragten heben ebenfalls hervor, dass Besonderheiten der Erwachsenenbildung berücksichtigt werden und das Projekt mit dem Ansatz arbeitet, die Einrichtungen zu befähigen, selbst Klimaschutzaktivitäten zu setzen. Eine interviewte Person fasst das zusammen: „Wir brauchen sie [die externen Beraterinnen] nicht dazu, damit wir weitermachen, wir können eigenständig an diesen Zielen weiterarbeiten.“
Knappe Ressourcen als Herausforderung
Als einen kritischen Erfolgsfaktor für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen nennen die Befragten die Ressourcenknappheit. Auch aus diesem Grund erscheint es wichtig, dass Förderlogiken die Nachhaltigkeitsziele zukünftig stärker berücksichtigen und zu überlegen, wie diese unter anderem mit Kosteneinsparungen durch Klimaschutzaktivitäten umgehen. Denn wenn Einrichtungen für durch Klimaschutz erzielte Einsparungen weniger statt mehr Fördermittel erhalten, ist der Anreiz für Klimaschutzaktivitäten gering.
Ein erfreuliches Ergebnis für die Auftraggeber ist zusammenfassend, dass die Einrichtungen auch ohne formale Umweltzertifizierung und im Rahmen ihrer Möglichkeiten relevante Schritte in Richtung einer nachhaltigen Zukunft gehen.
Erhebung des Mehrwerts im Rahmen einer Projektevaluierung
Das Projekt „Klimaschutz in der Erwachsenenbildung“ wurde in einer Masterarbeit an der Universität Graz untersucht. Die Autorin Bianca Halb-Mayritsch führte neun Expert*inneninterviews mit Geschäftsführungen bzw. internen Projektleitungen. Halb-Mayritsch wählte die Interviewten dabei so aus, dass sie sich in bestimmten Merkmalen möglichst stark unterscheiden. Die gewählten Auswahlkriterien waren: die Größe der Organisation (gemessen an der Mitarbeiter*innenzahl), das Jahr des Projekteinstiegs und die inhaltlichen Schwerpunkte der Organisation.
Projektteilnahme vielfältiger Träger der Erwachsenenbildung in der Steiermark
Ein Überblick über alle Ich tu’s Bildungspartner*innen zeigt die Vielfalt der Erwachsenenbildung. Es beteiligen sich sowohl Standorte von KEBÖ-Verbänden der allgemeinen und beruflichen Erwachsenenbildung wie die VHS, das BFI, das WIFI, das LFI, Bildungshäuser oder das Katholische Bildungswerk, als auch gemeinnützige private Organisationen wie Klimabündnis Steiermark, beteiligung.st oder das Eltern-Kind-Zentrum Süd. Weiters umfasst das Spektrum die betriebliche Weiterbildung – also Bildungsabteilungen von Unternehmen wie Knapp AG oder Lugitsch GmbH und von gemeinnützigen Organisationen wie WIKI oder Jugend am Werk. Beschäftigungspolitische Initiativen wie ZAM oder Kompetenz sind ebenso Bildungspartner*innen von Klimaschutz in der Erwachsenenbildung wie Interessensvertretungen (Österreichischer Gewerkschaftsbund oder Österreichische Hochschüler*innenschaft). Auch Organisationen des formalen Bildungssektors, die Erwachsenenbildung anbieten, sind Teil des Netzwerks - wie die HBLFA Raumberg-Gumpenstein oder ein Institut der Pädagogischen Hochschule Steiermark.
Das Größenspektrum der Organisationen reicht von kleinsten (bis neun Mitarbeiter*innen), kleinen (bis 49 Mitarbeiter*innen) über mittlere (bis 250 Mitarbeiter*innen) bis hin zu großen Organisationen in unterschiedlichen Rechts- und Finanzierungsformen.
Über die Autorinnen: Bianca Halb-Mayritsch studiert Erwachsenen- und Weiterbildung an der Universität Graz. Sie arbeitet seit 2021 als Projektassistentin für Contentmanagement und Online-Redaktion bei CONEDU im Bereich DigiProf. Andrea Widmann ist am Projekt Klimaschutz in Training und Beratung im Auftrag von Ecoversum beteiligt. Das Projekt wurde 2021 mit einem nationalen Bildungsaward ausgezeichnet.
Dossier: Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Hochwasser, Waldbrände, Hungersnöte - Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wetterereignisse durch den Klimawandel. Wo kann die Erwachsenenbildung hier ansetzen? Tipps und Hintergründe zum Klimaschutz in der Erwachsenenbildung unter dem Dach der Nachhaltigkeitsperspektive finden Sie im Dossier „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung“ sowie in unserer Nachrichtenreihe „Klima- und Umweltbildung“!

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