Initiative Erwachsenenbildung: Basisbildung während des Corona-Lockdowns

05.11.2020, Text: Ingrid Kemper, Geschäftsstelle IEB und Eileen Mirzabaegi, Abt. EB, BMBWF
Trotz schwieriger Bedingungen konnten viele Teilnehmer/innen Lernerfolge erzielen.
Initiative Erwachsenenbildung steht für die Länder-Bund-Initiative zur Förderung grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene.
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Die Initiative Erwachsenenbildung finanziert Kurse zur Vermittlung von Basisbildung und zur Erlangung des Pflichtschulabschlusses. Sie stehen Personen ab dem vollendeten 15. Lebensjahr offen. Derzeit werden in Österreich im Bereich Basisbildung 136 Bildungsangebote bei 45 Trägern von Bund/Ländern/ESF gefördert.

 

Um festzustellen, ob bzw. in welcher Form Basisbildung während des Corona-Lockdowns (16.3. bis 30.4.2020) stattfinden konnte, hat die Abteilung Erwachsenenbildung im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung die Basisbildungsträger ersucht, über ihre Erfahrungen und durchgeführten Maßnahmen zu berichten.

 

Während des Corona-Lockdowns hatten die Erwachsenenbildungseinrichtungen die Möglichkeit, ihre Kurse als Online-Learning- bzw. Distance-Learning-Kurse weiterzuführen. Kreativität, Schnelligkeit und außerordentliches Engagement der Erwachsenenbildungseinrichtungen und ihrer Mitarbeiter/innen waren gefragt, um das möglich zu machen. Dem überwiegenden Teil der Bildungsträger der Initiative Erwachsenenbildung ist dies auch gelungen.

Intensive Kommunikationsarbeit und Betreuung

Zentral war zunächst, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern überhaupt in Kontakt zu bleiben und gemeinsam mit ihnen einen Weg zu finden, um weiter zu lernen. Innerhalb kürzester Zeit musste eine geeignete technische Infrastruktur geschaffen, die Trainer/innen und Teilnehmer/innen ausgerüstet, eingeschult und zur Umstellung auf eine neue Form des Unterrichts motiviert und vorbereitet werden. Das erforderte umfassende Betreuung und die Bereitschaft von allen Beteiligten, private Geräte zu nutzen sowie zeitlich und örtlich flexibel zu arbeiten und zu lernen.

 

Auch im weiteren Verlauf musste laufend intensive Motivationsarbeit per Telefon, Mail etc. durch die Trainer/innen und Berater/innen geleistet werden, um die Kursteilnehmer/innen "bei der Stange" zu halten. Das persönliche Kontakthalten über den ganzen Zeitraum hindurch kann als wesentlicher Erfolgsfaktor für die Aufrechterhaltung des Lernbetriebs gesehen werden.

 

Neben den Trainer/innen leisteten die Berater/innen wichtige Beziehungsarbeit. Sie sorgten für die verlässliche Information zur Corona-Situation, lieferten Erklärungen und fungierten als Bindeglied zu den Institutionen. In Einzelfällen wurde zusätzlich muttersprachliche Kinderbetreuung angeboten, um die Lernenden während der Kurszeiten zu entlasten. Die begleitende Beratung, die in Kursen der Initiative Erwachsenenbildung verpflichtend angeboten wird, hat sich in der schwierigen Corona-Krise als besonders hilfreich erwiesen.

Digitale Lernformate

Der Großteil der Kursteilnehmer/innen hat keinen PC zur Verfügung und wenig bis gar keine digitalen Kenntnisse. Viele Kursteilnehmer/innen verfügen aber über ein Smartphone oder haben zumindest Zugang dazu und Unterstützung bei der Bedienung. Daher wurden vor allem Smartphones für den Unterricht genutzt. Messenger-Dienste wie WhatsApp und Signal haben sich bei vielen Teilnehmer/innen, v.a. auch bei Kursteilnehmer/innen mit sehr basalen Kenntnissen, als gutes Medium erwiesen.

 

Wo Kapazitäten vorhanden waren, wurden Leihgeräte wie Laptops an die Teilnehmer/innen ausgegeben. Videokonferenzen über Jitsi, Zoom oder ähnliche Programme abzuhalten, hat sich nur für geübtere Teilnehmer/innen als geeignet erwiesen, da dies ein höheres Niveau an sprachlichen und digitalen Kompetenzen voraussetzt.

 

Die Methoden im Distance-Learning waren vielfältig und wurden auf die Teilnehmer/innen abgestimmt: Aufgaben wurden je nach Möglichkeit per Messenger-Dienst oder per E-Mail verschickt, wenn erforderlich auch per Post. Sprachaudios, Hörtexte, Lese-, Schreibaufgaben, Lernvideos, Erklärungsvideos wurden zur Bewältigung der Aufgaben erstellt und verschickt. Ausgefüllte Arbeitsblätter, erledigte Arbeitsaufträge wurden an die Trainer/innen zurückgeschickt, korrigiert und telefonisch oder per Videosequenz besprochen und reflektiert. Lernprogramme und Plattformen wie ILIAS, Dropbox oder Moodle konnten teilweise genutzt werden, während Padlet und Edupad Apps sogar die Zusammenarbeit in der Gruppe ermöglichten. Eine Institution hat sogar einen eigenen YouTube Kanal eingerichtet, während eine andere einen Schreibwettbewerb initiiert hat, um die Motivation der Teilnehmer/innen zu steigern.

Beachtliche Lernerfolge trotz schwieriger Bedingungen

Faktoren wie fehlende technische Ausstattung, schlechte Internetverbindungen, fehlende Speicherkapazitäten, dazu Sorge um die Gesundheit, beengte Wohnverhältnisse und Mehrfachbelastungen durch das Home-Schooling, haben für schwierige Lernbedingungen gesorgt. Der zwischenmenschliche Kontakt, dialogische Lehr- und Lernmöglichkeiten, die Nuancen der Sprache sowie Humor, können online nur sehr eingeschränkt vermittelt werden, stellen aber einen wichtigen Teil der Teilnehmer/innen- und Trainer/innen-Beziehung dar und sind wesentlich für den Lernerfolg.

 

Trotzdem haben viele Teilnehmer/innen im Distance-Learning beachtliche Lernfortschritte erzielt, so die Rückmeldung aus den meisten Bildungseinrichtungen. Selbständiges Lernen und Selbständigkeit insgesamt wurden durch neue Zugänge und Methoden gefördert. Neue digitale Kompetenzen sind in den Vordergrund gerückt und stellen eine neue Lernerfahrung dar.

 

Wie aus den Erfahrungsberichten der Bildungsträger geschlossen werden kann, wird Distance-Learning den Präsenzunterricht nicht ersetzen, aber ergänzen. Digitale Medien sind Teil des Alltags und auch in der Basisbildung sehr praktikabel. Manche Bildungseinrichtungen arbeiten bereits daran, Konzepte zum "Blended Learning" als eine Mischform zwischen Präsenz und Onlineunterricht zu erarbeiten.

 

Welche Herausforderungen und Auswirkungen die Covid19-Krise für die gesamte Erwachsenen- und Weiterbildung in Österreich bringt, wird aktuell in einer Umfrage erhoben. In der von der Abt. Erwachsenenbildung im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziell unterstützten Studie vom öibf (Österr. Institut für Berufsbildungsforschung) und der Universität Klagenfurt, werden in der Erwachsenenbildung tätige Personen sowie Expertinnen und Experten in Dachverbänden und Interessenvertretungen, Verwaltung und Forschung befragt. Die Ergebnisse der Studie werden zeigen, wie die Herausforderungen bewältigt werden und welche Weiterentwicklungen sich daraus ableiten lassen.

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