Generationsübergreifendes Lernen: Miteinander Lernen auf Augenhöhe
Demografischer Wandel verändert die Erwachsenenbildung
Der demografische Wandel ist eine Schlüsselherausforderung in den EU-Staaten. Bei anhaltender Entwicklung wird laut Statistik Austria die Einwohnerzahl in Österreich im Jahr 2030 erstmals die Neun-Millionen-Grenze überschreiten und damit schneller als bisher angenommen wachsen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung werden schon 2020 die über 65-Jährigen die Gruppe der unter 20-Jährigen mengenmäßig überholt haben. Die damit verbundene Zunahme der "aktiven" SeniorInnen lässt auch Auswirkungen auf Inhalte, Umfang und Methoden der Erwachsenenbildungsangebote für diese Zielgruppe erwarten. Es entstehen neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen.
Die Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich (LLL:2020 Strategie) sieht als zielführende Maßnahmen in der nachberuflichen Lebensphase die Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung, Information und Beratung, niederschwellige wohnortnahe Bildungsangebote und besonders auch intergenerationelle Projekte und Angebote im IKT-Bereich vor. Mit dem Ansatz von generationsübergreifendem Lernen, wie er etwa derzeit in den Mehrgenerationenhäusern EU-weit umgesetzt wird, kann eine Brücke zwischen den Generationen geschlagen werden.
Warum braucht es generationsübergreifendes Lernen?
Generationsübergreifendes Lernen reduziert die Isolation von jüngeren und älteren Menschen, welche in früheren Großfamilienhaushalten derart nicht gegeben war. Stereotype und gegenseitige Vorurteile werden durch das gegenseitige Kennenlernen reduziert, neue Problemlösungsmuster können gemeinsam erarbeitet und angeeignet werden, man bleibt innovativ. Das Sozialkapital in alternden Gesellschaften wird dadurch erhalten.
Um voneinander lernen zu können, braucht es Kommunikation: sich kennenlernen, verstehen und wechselseitig akzeptieren. Voraussetzung ist es, Möglichkeiten des formellen und informellen Begegnens und Austauschens zu schaffen. Die Interaktion zwischen verschiedenen Generationen soll keine Quelle für Konflikte sein, sondern eine Chance für einen besseren Zusammenhalt und die Förderung des gegenseitigen Lernens und der Solidarität. Auch Organisationen beginnen bereits, den Mehrwert der Alters-Diversität zu nutzen. Denn sie haben erkannt, dass die Produktivität durch altersgemischte Teams und durch andere Modelle des voneinander Lernens erhöht werden kann. Dazu ist eine Sensibilisierung und Verbesserung von lebensphasenabhängigen Rahmenbedingungen notwendig. Aber auch, möglichst unterschiedliche, niederschwellige Angebote und Projekte zu initiieren.
Points for Action in Graz
Ein Beispiel für einen solchen niederschwelligen Ansatz ist das Grazer Projekt „Points for Action". Die Stadt Graz bietet dabei gemeinsam mit Logo Jugendmanagement und der Caritas Jugendlichen einen Anreiz zum generationenübergreifenden Engagement verknüpft mit Angeboten am Freizeitsektor. Jugendliche können im Kontakt mit älteren Menschen ihre Zeit und Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen und daraus für ihre eigene Lebensführung profitieren und als Ausgleich Bonitäten für die Freizeitgestaltung lukrieren. Jugendliche haben zahlreiche und verschiedenste Talente einzubringen. Positive Auswirkungen sind neben den Diensten für die Gemeinschaft Effekte wie Sinnstiftung, Stärkung ihrer Eigenkompetenz und Selbstbewusstsein festzustellen. Wichtig dabei ist es, Bedürfnisse der älteren Menschen seriös zu erheben und den Kontakt mit den „jungen Talenten" darauf abzustimmen.
- Statistik Austria - Bevölkerungsprognosen
- Erwachsenenbildung als Faktor aktiven Alterns
Magazin erwachsenenbildung.at, Ausgabe 13/2011 - Zusatzausbildung Intergenerative Kompetenz am bifeb
Nachricht vom 10.05.2017 - Lernen und Bildung erhöhen die Lebensqualität im Alter
Nachricht vom 25.05.2011 - Projekt Points for Action Graz
- Fachbuch zur kritischen Gerontologie
- Handbuch generationsübergreifendes Lernen
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