Was bei Basisbildung am Arbeitsplatz funktioniert

26.10.2016, Text: Birgit Aschemann und Karin Kulmer, Redaktion/CONEDU
Auf der europäischen Plattform EPALE fand eine Onlinediskussion über "workplace basic skills" statt. Eine Zusammenfassung.
Foto: (C) Birgit Aschemann
Was braucht es, damit Basisbildung am Arbeitsplatz gelingen kann?
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Studien wie PIAAC oder die deutsche leo.-Level-One Studie haben gezeigt: Viele Menschen mit Basisbildungsbedürfnissen sind erwerbstätig. Gleichzeitig nehmen sie aufgrund von finanziellen, sozialen oder zeitlichen Barrieren oft nicht an Basisbildungskursen teil. Arbeitsplatzorientierte Basisbildungsangebote können ein Weg sein, diese Menschen zu erreichen.

 

Wie können solche Angebote aussehen und was braucht es dafür an Unterstützung? Diesen Fragen widmete sich im vergangenen September eine Online-Diskussion auf EPALE, der E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa. Moderiert wurde sie von Rosemarie Klein und Dieter Zisenis vom deutschen Büro für berufliche Bildungsplanung (bbb). Sie sind auch am Projekt Straighten Basic Skills beteiligt, das konkrete Gelingensindikatoren für die Implementierung arbeitsplatzorientierter Basisbildungsangebote entwickelt hat. Diese Indikatoren bildeten den Ausgangspunkt der Diskussion.

 

Es braucht maßgeschneiderte Angebote

Basisbildung am Arbeitsplatz müsse hoch relevant für die täglichen Arbeitsaufgaben sein, so der Tenor der Diskutierenden. Im norwegischen Programm "CompetencePlus" setze man daher authentische Materialien wie Arbeitsanleitungen oder Berichtsformulare ein, berichtete Graciela Sbertoli von der Norwegischen Agentur für Lebenslanges Lernen (VOX). Die Angebote selbst würden auf Basis branchenspezifischer Profile – z.B. "grundlegende Fertigkeiten für BusfahrerInnen" – auf die jeweiligen Aufgaben der TeilnehmerInnen angepasst. Ein solches maßgeschneidertes Angebot, das sich an konkreten Arbeitssituationen orientiert, sei essentiell, damit es von ArbeitgeberInnen und –nehmerInnen als sinnvoll empfunden würde.

 

Unternehmen wollen erst überzeugt werden

Die Bereitschaft der Unternehmen sei ein zentraler Aspekt, damit Basisbildung am Arbeitsplatz gelingen könne, so Loren Sombetzki von der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung NRW in einem Diskussionsbeitrag. Nur selten sei diese Bereitschaft von vornherein gegeben. ProjektbetreiberInnen haben mit geringen Antwortraten von Unternehmen und wenig Teilnahmebereitschaft seitens der MitarbeiterInnen zu kämpfen – wie etwa Karsten Schneider von der VHS Saarland aus eigener Erfahrung berichtete. Unternehmen verstünden nicht, warum Aufgaben, die in ihren Augen vom Staat verabsäumt wurden, im Betrieb nachgeholt werden sollten.

 

Wie können Unternehmen überzeugt werden, ihren MitarbeiterInnen Basisbildung am Arbeitsplatz zu ermöglichen? Die DiskussionsteilnehmerInnen schlagen vor, den Nutzen von Basisbildung mittels ökonomischer Argumente in "Unternehmenssprache" zu übersetzen. Grundsätzlich seien ArbeitgeberInnen dann eher von Basisbildungsangeboten zu überzeugen, wenn für sie keine zusätzlichen Kosten anfallen würden. Dies könne etwa durch Förderungen aus öffentlicher Hand realisiert werden. Bei VOX in Norwegen würden teilweise sogar die ausfallende Arbeitszeit der Lernenden abgegolten, so Graciela Sbertoli.

 

Schlüsselpersonen tragen zu gelingenden Angeboten bei

Eine weitere Strategie, um Unternehmen ins Boot zu holen, sei die Identifikation von Schlüsselpersonen,  meinten die DiskustantInnen. Dies seien beispielsweise GewerkschaftsvertreterInnen oder Betriebsräte, aber auch Kontaktpersonen im jeweiligen Unternehmen. Helmut Kronika vom BEST Instuitut für berufsbezogene Weiterbildung und Personaltraining und Cecilia Märki vom Schweizerischer Verband für Weiterbildung SVEB beschrieben die Funktion der "Betriebskontakter" bzw. "Türöffner".  Sie sind mit Lernenden und Unternehmen vernetzt und fungieren so als Schnittstelle zwischen Betrieben und Bildungsanbietern – auch in Basisbildungsangeboten für Arbeitsuchende.

 

Qualität braucht gute Rahmenbedingungen

Nicht vergessen werden dürfen dabei die BasisbildnerInnen selbst. Ihre Arbeit müsse wertgeschätzt und gut bezahlt werden, forderten mehrere DiskussionsteilnehmerInnen. Die Einrichtungen bräuchten Unterstützung durch Aus- und Weiterbildungsangebote für Unterrichtende, Netzwerkbildung zum Austausch, und finanziellen Support und Anerkennung. Nur durch förderliche Rahmenbedingungen sei es möglich, gute Lernangebote durchzuführen.

 

EPALE-Forum für Basisbildung am Arbeitsplatz

Wie die Online-Diskussion zeigte, gibt es bereits in ganz Europa zahlreiche Initiativen, die sich mit Basisbildung am Arbeitsplatz auseinandersetzen. Interessierte können sich im EPALE-Forum "Workplace Literacy" zum Thema vernetzen, das allen EPALE-NutzerInnen offen steht. Die Anmeldung zum Forum ist mit dem eigenen EPALE-Account möglich.

Weitere Informationen:

 

Veranstaltungshinweis: Basisbildung(s)bedarf der Öffentlichkeit

Zum Thema Basisbildung organisiert das Bundesministerium für Bildung von 14.-15. November eine Fachtagung. PraktikerInnen, WissenschafterInnen und KünstlerInnen widmen sich dabei der Frage, wie sich Basisbildungsbedarf auf die Gesellschaft und die (betroffenen) Individuen auswirkt. Die Teilnahme ist kostenlos.

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