(Kritische) Basisbildung mitgestalten

15.08.2016, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Seit Jänner 2016 absolvieren 23 MigrantInnen eine Ausbildung zur/zum BasisbildnerIn und setzen dabei ihre vielfältigen Ressourcen ein. (Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft)
Foto: (C) Birgit Aschemann
Die Ausbildung zur BasisbildnerIn richtet sich speziell an MigrantInnen
Foto: CONEDU/Birgit Aschemann
Basisbildungskurse sind oft von einer heterogenen TeilnehmerInnenstruktur geprägt; viele ihrer AdressatInnen sind von gesellschaftlicher Benachteiligung betroffen. Die Anforderungen an BasisbildnerInnen sind hochkomplex, eine professionelle Aus- und Weiterbildung ist unerlässlich. Gerade Menschen mit Migrationserfahrung bringen oft wichtige Ressourcen mit, die im Erwachsenenbildungsbereich gefragt sind. Als BasisbildnerInnen sind sie trotzdem noch stark unterrepräsentiert. Der Verein "das kollektiv. kritische bildungs- beratungs- und kulturarbeit von und für migrantinnen", seit Ende 2015 für die Bildungsprojekte der MigrantInnen-Selbstorganisation maiz zuständig, möchte das ändern und führt daher aktuell gemeinsam mit den Einrichtungen Lefö und Peregrina einen Lehrgang für BasisbildnerInnen durch, der sich speziell an MigrantInnen richtet.

 

Professionelle Ausbildung für BasisbildnerInnen aus 18 Ländern

22 Frauen und ein Mann aus 18 verschiedenen Ländern absolvieren derzeit die Ausbildung zum/zur BasisbildnerIn mit Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Viele der LehrgangsteilnehmerInnen bringen pädagogische Ausbildungen und/oder Erfahrung aus ihren Herkunftsländern mit, die jedoch in Österreich bis dato nicht validiert wurden. Mit dem Lehrgang absolvieren sie eine professionelle, anerkannte Ausbildung, die sich am Rahmencurriculum für eine fachspezifische Erstausbildung (FEA) für BasisbildungstrainerInnen orientiert.

 

Einige der künftigen BasisbildnerInnen absolvieren derzeit bereits ihre Praxisstunden beim Verein das kollektiv. Dazu zählen 10 Unterrichtseinheiten Hospitation und mindestens 20 Unterrichtseinheiten, die die LehrgangsteilnehmerInnen selbst durchführen und dokumentieren. "Die TeilnehmerInnen der Basisbildungskurse reagieren durchwegs positiv auf die zukünftigen TrainerInnen, sie fühlen sich besonders angesprochen", erzählt Projektkoordinatorin Gergana Mineva (das kollektiv).

 

Basisbildung - kritisch und politisch

Neben einer fundierten fachlichen Ausbildung legen die OrganisatorInnen großen Wert auf kritische, reflexive Bildungsarbeit und sprachliche Ermächtigung. Als Grundlage dient ein Konzept aus dem DaZ-Bereich, das von maiz in einem mehrjährigen Projekt entwickelt und erforscht wurde und unter anderem für den Staatspreis für Erwachsenenbildung 2015 nominiert war.

 

Begleitend zum Lehrgang findet eine durchgehende Selbstevaluation statt. Unter Anleitung von erfahrenen BasisbildnerInnen definieren die TeilnehmerInnen selbst Kriterien, nach denen sie diese durchführen. Gergana Mineva: "Mit den Schleifen zwischen Theorie und Praxis wird dem Anspruch an Reflexivität stattgegeben."

 

Um die Querschnittsmaterie Politische Bildung vertiefend im Lehrgang zu verankern, wurden gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) eigene Module speziell für den Lehrgang entwickelt.

 

Nächster Lehrgang startet im März 2017

Nach Ende des aktuellen Lehrgangs im Jänner 2017 soll es ab März 2017 einen zweiten Durchgang geben. Dieser soll in Wien stattfinden und aufbauend auf die Erkenntnisse des ersten Lehrgangs adaptiert werden. Informationsveranstaltungen zum zweiten Lehrgang finden ab Herbst 2016 statt.

 

Über das Projekt

Das Projekt wird vom Verein das kollektiv, der seit November 2015 die Bildungsprojekte von maiz übernommen hat, in Kooperation mit Lefö - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen - und Peregrina - Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen - durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) wurden Module zur Politischen Bildung speziell für den Lehrgang entwickelt. Der Lehrgang umfasst insgesamt 200 Unterrichtseinheiten und wird modular und geblockt angeboten, um eine berufsbegleitende Ausbildung zu ermöglichen. Begleitend stehen den TeilnehmerInnen Kinderbetreuung und Computer zur Verfügung. Das Projekt wird von BMB und ESF finanziert.

 

Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft
Integrationskurse und Spracherwerb mögen ein Anfang sein. Doch wenn es um den sozialen Wandel geht, der mit Zuwanderung verbunden ist, sind die Menschen mit Migrationserfahrung nur eine der Zielgruppen von Erwachsenenbildung. Die Anforderungen der Migrationsgesellschaft betreffen uns alle. Fragen nach Teilhabe, Verständigung und Zusammenleben stellen sich immer wieder neu. Wie Erwachsenenbildung diese Anforderungen beschreibt, reflektiert und deutet, und welche Angebote für Lernen und Bildung sie ihnen entgegen bringt, ist Gegenstand einer Serie von Artikeln auf erwachsenenbildung.at. Alle Beiträge in der Serie finden Sie hier.

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