Advocatus Diaboli: Durch kontroverse Argumentation überzeugen

06.02.2014, Text: Redaktion/CONEDU
Die Methode "Advocatus Diaboli" fördert Argumentation und hilft, Ideen kontrovers zu betrachten. (Serie: Methoden der Erwachsenenbildung)
Foto: (C) Anna Rauchenberger
Als "Anwalt des Teufels" gezielt Gegenposition beziehen
Foto: (C) Anna Rauchenberger
In der Erwachsenenpädagogik ist Diskussion oft zentraler Bestandteil der Lehre. Sie fördert nicht nur den kritischen und mehrperspektivischen Blick auf Inhalte und Themen sondern auch aktives Zuhören, Abwägen und Argumentieren - also ein in Kontakt treten. Es gibt zahlreiche Methoden, die Diskussionen in Gang bringen. Mit der Methode "Advocatus Diaboli" soll durch das gezielte Aussprechen der Gegenargumente die Perspektive auf ein Thema erweitert werden.

Lernziele und Einsatzmöglichkeiten
Mit Hilfe der Methode "Advocatus Diaboli" soll die eigene Position im Hinblick auf mögliche Gegenargumente geschärft werden. Dazu sind die Lernenden aufgefordert, die eigene Position bewusst zu wechseln. Noch nicht erörterte Positionen sollen so herausgearbeitet, inhaltliche Positionen kritisch beleuchtet und überprüft werden. Ziel dieser Methode ist darüber hinaus auch, die Lernenden zu motivieren, sich mit einem Thema tiefgehend auseinanderzusetzen. Die Methode ist auch einsetzbar zur Einstimmung in ein Thema oder eine Veranstaltung, aber auch in der Evaluierungsphase einer Idee, wo sie hilft, Vor- und Nachteile aufzuzeigen.

Möglicher Ablauf
Einzelne Lernende oder Teilgruppen nehmen die Rolle des sg. "Advocatus Diaboli" ein, eine bewusste Gegenposition zu einer Idee bzw. Meinung, und ergreifen damit Partei für die kritische Seite. Sie sammeln Gegenargumente und versuchen, durch Argumentation die anderen TeilnehmerInnen zu überzeugen. Dadurch können Ideen intensiv und kontrovers diskutiert werden. Oftmals erleichtert die gespielte Einnahme von Positionen das Aussprechen von Überlegungen, die man sich selbst gar nicht zu vertreten getrauen würde. Nach der Diskussion wird gemeinsam besprochen, welche Argumente überzeugen konnten bzw. welche nicht.

Advocatus Diaboli oder "Anwalt des Teufels" - eine historische Figur
Der Begriff "Advocatus Diaboli" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Anwalt des Teufels". Der Ausdruck bezeichnete ursprünglich in der römisch-katholischen Kirche jene Person, die im Verfahren einer Selig- bzw. Heiligsprechung Argumente gegen die auserwählte Person zu sammeln und vorzutragen hatte. Der "Advocatus Angeli" hingegen argumentierte für die Seligsprechung und war somit Gegenspieler des Diaboli. Der Begriff wurde in die Rhetorik übernommen und steht dort für jene Person, die mit seinen/ihren Argumenten die Position der Gegenseite vertritt, ohne ihr selbst anzugehören.

Serie "Methoden der Erwachsenenbildung"
Die Serie "Methoden der Erwachsenenbildung" ist ein Service von und für Studierende und EinsteigerInnen in das Berufsfeld der Erwachsenenbildung. Im Rahmen der Serie stellen wir einzelne Lehr-Lernmethoden sowie ihre Varianten und Einsatzmöglichkeiten vor. Wir unterscheiden dabei, welche Funktion die jeweilige Methode im Lehr-Lernprozess hat, zum Beispiel Informieren, Motivieren usw. Alle Beiträge zur Serie finden Sie hier.
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