WissensPotenziale: Welches Wissen und Können brauchen wir heute?

30.01.2018, Text: Karin Kulmer (seit 2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Gitta Stagl und Eva Ribarits beschäftigen sich in der Reihe „Materialien zur Erwachsenenbildung“ mit den Austauschprozessen zwischen Wissen und Können.
Was müssen wir heute wissen und können, um unsere Lebensverhältnisse zu verstehen und diese gestalten zu können?
Foto: CC0 Public Domain, http://pixabay.com
Ende Dezember 2017 erschien die neueste Publikation in der Reihe „Materialien zur Erwachsenenbildung". Die Studie „WissensPotenziale – Grundlagen von Wissen und Können" konzentriert sich darauf, die Austauschprozesse zwischen Wissen und Können herauszuarbeiten.

 

Suche nach Grundfragen des Wissens und Könnens

In öffentlichen Diskussionen ist oft eine vereinfachende Gegenüberstellung von Wissen und Können zu beobachten: Humanistisches Bildungsideal auf der einen Seite tritt utilitaristischer Kompetenzorientierung auf der anderen Seite gegenüber. Diese verkürzte Darstellung, so die Autorinnen, lenke von realen Problemen ab, nämlich: „dass Wissen durch Verwertbarkeitszwang entsorgt wird und Können ausschließlich auf wechselnde Marktbedürfnisse reduziert wird."

 

Welches Wissen und Können brauchen wir heute, um nicht nur unser Leben zu bewerkstelligen, sondern die Verhältnisse auch zu verstehen und so Optionen zu ihrer Gestaltung ausmachen zu können? Gitta Stagl und Eva Ribarits widmen sich dem Thema auf vier Ebenen, die gleichzeitig wichtige Grundlagen für Wissen darstellen: Mehrsprachigkeit, Transdisziplinarität, Geschichtlichkeit und das Erzählen von Geschichten.

 

Mehrsprachigkeit macht Multidimensionalität von Sprache sichtbar

Mehrsprachigkeit ist für die Autorinnen ein Begriff, der die Multidimensionalität von Sprache zum Gegenstand hat und zum Gegenstand macht. „Selbst dann, wenn alle ein und dieselbe Sprache sprechen, bringen die Sprechenden viele unterschiedliche Welten ein", formulieren sie es.

 

Auch die Transdiziplinarität steht für die Akzeptanz der Vielstimmigkeit, der Mehrdeutigkeit und der Perspektivik jedes Betrachters und jeder Betrachterin. Zusammenhänge verstehen statt vereinheitlichen, so lautet ihre Maxime. Für jeden Wissensbereich sei es schließlich notwendig, Dinge zu hinterfragen, Schlussfolgerungen zu ziehen, sich ein Urteil zu bilden und dieses erläutern zu können.

 

Geschichtlichkeit und Erzählen als Methoden der Vergegenwärtigung

Geschichtlichkeit und das Erzählen von Geschichten stellen den Autorinnen zufolge wichtige Methoden zur Vergegenwärtigung dar. „Beide Erzählweisen sind Dokumente der Überlieferung und ermöglichen gesellschaftlich wie auch als Einzelne, uns in Raum und Zeit zu verankern". Aus einem ausführlichen Gespräch mit dem professionellen Erzähler Michael Köhlmeier stammt die Erkenntnis, „dass Erzählen nicht nur Lebensmittel sei, sondern auch ganz allgemein das Menschsein ausmache".

 

Die Sicht ausgewählter Wissenschaftsbereiche

Ihre theoretischen Darlegungen zu Grundfragen des Wissens und Könnens ergänzen die Autorinnen durch Gespräche mit ausgewählten WissenschafterInnen. Die Molekulargenetikerin Renée Schroeder, der Festkörperphysiker Peter Weinberger und der Quanten-/Elementarteilchenphysiker Herbert Pietschmann sind VertreterInnen der Naturwissenschaften, die ausdrücklich und bewusst transdisziplinär über ihren eigenen Wissenschaftsbereich hinaustreten und so zum öffentlichen Verständnis von Wissenschaft beitragen. Der Historiker Albert Müller beschäftigt sich mit dem Beobachten von Beobachtungssystemen, also damit, wie Wissen zu welchem Wissen wird.

 

Reihe „Materialien der Erwachsenenbildung"

Die Reihe "Materialien zur Erwachsenenbildung" wird von der Abteilung Erwachsenenbildung herausgegeben. Die einzelnen Ausgaben sind – chronologisch geordnet – auf erwachsenenbildung.at zum Download verfügbar.

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