Wie Beteiligungsprozesse in der Klimabildung gelingen können

Bei der „Ich tu’s Fachtagung“ am 7. Oktober drehte sich alles um die Frage, welche Ansätze es für eine gelungene Beteiligung am Klimaschutz gibt. Referent*innen aus Wissenschaft, pädagogischer Praxis und zivilgesellschaftlichen Initiativen gaben Anregungen für partizipative Bildungsformate zu Klimaschutz.
Beteiligung kann unterschiedlich sein
Daniela Köck von „beteiligung.st“, der Fachstelle für Kinder-/Jugend- und Bürger*innen-Beteiligung, betonte, dass es in Bildungsformaten unterschiedliche Möglichkeiten von Beteiligung gibt: So kann man etwa Bürger*innen bzw. Teilnehmer*innen bei Beteiligungsprozessen transparent informieren oder Entscheidungsträger*innen können sich von Bürger*innen beraten lassen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass Bürger*innen direkt mitentscheiden können.
Unterschiedliche Personen partizipieren lassen
Katharina Rogenhofer von „Kontext - Institut für Klimafragen“ stellte Umfrage-Ergebnisse vor, die zeigen, dass Klimaschutz für 74% der Wähler*innen über Parteigrenzen hinweg ein wichtiges Anliegen ist. Mit Blick auf die Erwachsenenbildung scheint es daher wichtig, Menschen unterschiedlicher politischer Ausrichtung in Bildungsformate einzuladen und zu beteiligen, um gemeinsam zielführende Maßnahmen zu entwickeln und einzufordern.
Empathie und Zuhören sind von Bedeutung
Klaus Wegleitner, Care-Forscher an der Universität Graz, betonte die Bedeutung von Empathie und Zuhören für eine Gesellschaft, die sich um die Umwelt und andere Menschen kümmert. Für die Erwachsenenbildung kann dies bedeuten, Räume zu schaffen, um Empathie und Zuhören einzuüben.
Klimabildung braucht Zeit und realistische Ziele
Barbara Hammerl vom StadtLabor Graz berichtete aus ihrer Erfahrung mit Lern- und Beteiligungsprozessen in der Stadtentwicklung, dass Beteiligungsprozesse Zeit brauchen und längerfristige kontinuierliche Formate zielführend sind. Dazu mahnten mehrere Referent*innen ein, dass es sowohl in Beteiligungs- als auch in Lernprozessen mit den Teilnehmenden realistische Ziele und Erwartungen braucht, um Frustrationserlebnisse und „leere Kilometer“ weitgehend zu vermeiden, die unnötig Zeit und Kraft kosten.
Verschleppungstaktiken erkennen
Darüber hinaus betonte Rogenhofer die Relevanz kritischer Medienkompetenz, da es in der Klimapolitik sehr viele kommunikative Verschleppungstaktiken gebe. Eine Verschleppungstaktik sei z.B., bei Lösungen nur die Nachteile zu betonen und den Anspruch zu haben, dass Klimaschutzmaßnahmen perfekt sein müssen. Es sei wichtig, diese Verschleppungstaktiken zu erkennen, zu hinterfragen und konstruktive, zielorientierte Kommunikationsstrategien dagegen zu setzen.
Trauerarbeit muss Platz in der Klimabildung haben
Auf ein ganz anderes Thema für Bildungsformate machte Wegleitner aufmerksam. Er zeigte Ergebnisse von Befragungen an Schulen: Diese zeigten, dass sich Jugendliche große Sorgen um die ökologische Situation machen und den Verlust von Biodiversität und einer intakten Umwelt betrauern. Diese Trauer und Trauerprozesse seien tabuisiert, so Wegleitner. Betrachtet man diese Ergebnisse, muss es in Bildungsformaten auch darum gehen, diese tabuisierten Themen aufzugreifen. Hier kann man von der Alters- und Care-Forschung lernen.
Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Initiativen
Rogenhofer und Wegleitner betonten außerdem zivilgesellschaftliches Engagement als wichtigen Hebel für Klimaschutz. Für Erwachsenenbildungseinrichtungen kann die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Initiativen daher lohnend sein, wenn sie sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen wollen. Erfolgreiche Beispiele für solche Kooperationen gibt es schon: Zum Beispiel veranstalteten Omas4future in Kooperation mit dem Retzhof im Jahr 2023 eine Podiumsdiskussion über Alltagsphilosophien zu Natur und Umwelt. Das Salzburger Bildungswerk setzt ebenfalls auf die Zusammenarbeit von Erwachsenenbildung und regionalen Initiativen.
Serie und Dossier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Bildung ist gefordert Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und „grüne“ Kompetenzen zu fördern. Wo setzt die Erwachsenenbildung an? In der Serie „Klima- und Umweltschutzbildung“ und dem Dossier „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung“ widmen wir uns dieser Frage.

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