Schweizer Weiterbildungsgesetz vor dem Aus?

20.09.2024, Text: Antonia Unterholzer, Redaktion/CONEDU
Eine vom Schweizer Bundesrat beauftragte Expert*innengruppe rät zur Abschaffung des Weiterbildungsgesetzes, um Sparmaßnahmen umzusetzen. Der Schweizerische Verband für Weiterbildung (SVEB) zeigt sich empört.
Hand hält Karte mit Paragrafen-Zeichen darauf.
SVEB rät dem Bundesrat, den Sparvorschlag nicht anzunehmen.
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Erst im Jahr 2017 trat in der Schweiz das Weiterbildungsgesetz (WeBiG) in Kraft, welches Grundsätze und Finanzierung von Erwachsenenbildung im Bundesstaat regelt und definiert. Nun empfiehlt eine fünfköpfige Expert*innengruppe dem Schweizer Bund das WeBiG wieder abzuschaffen, um 19 Millionen Franken jährlich zu sparen. Der SVEB – Dachverband und Interessenvertretung der Schweizer Erwachsenenbildung – spricht sich klar gegen diesen Vorschlag aus und zeigt den Weiterbildungsbedarf auf.

SVEB: Bundesrat soll Vorschlag nicht annehmen

Das Gesetz bietet einen Rahmen für die Erwachsenen- und Weiterbildung in der Schweiz. Es ordnet die Weiterbildung in das Bildungssystem ein und legt ihre Grundsätze fest. Außerdem wird im Gesetz definiert, was unter Grundkompetenzen Erwachsener verstanden werden kann und wie öffentliche Gelder durch Bund und Kantone verteilt werden.

Der SVEB lehnt den Vorschlag aus volkswirtschaftlichen und demokratiepolitischen Gründen ab und sieht diesen Vorschlag kritisch. Der SVEB-Präsident bezeichnet diese Empfehlung als realitätsfremd und warnt: „Wer in Zeiten von Fach- und Arbeitskräftemangel und der rasanten Entwicklung im Bereich künstlicher Intelligenz das Weiterbildungsgesetz streichen will, agiert völlig verantwortungslos“. Er betont in einem offiziellen Statement des SVEB, dass Bildung in Zeiten wachsender Bedeutung von Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und KI höchste Priorität haben sollte und die Gelder daher nicht gekürzt werden dürfen.

Fünfköpfige Expert*innengruppe empfiehlt Sparmaßnahmen

In einem 60-seitigen Bericht (PDF) legen die fünf Expert*innen mögliche Sparmaßnahmen vor. Die Expert*innenrunde begründet die Streichung des WeBiG damit, dass der Weiterbildungsmarkt auch ohne bundesweite Subventionen gut funktioniere und die Verantwortung der Erwachsenenbildung bei den Kantonen liege.

Neben der Abschaffung des WeBiG fordern die Expert*innen Kürzungen oder Streichungen verschiedener Mittel im Bildungs- und Umweltbereich, bei Projektförderungen in der Berufsbildung oder in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit.

Der Schweizer Bundesrat beauftragte die Expert*innengruppe mit der Ermittlung möglicher Sparmaßnahmen. Expertise bringen die Mitglieder aus den Bereichen der Wirtschaft und dem Public Management, also der öffentlichen Verwaltung, ein.

Der Schweizerische Verband für Weiterbildung

Der SVEB ist der nationale Dachverband der Erwachsenen- und Weiterbildung in der Schweiz. Er fungiert als Interessenvertretung der Weiterbildung und fördert die Zusammenarbeit der Mitglieder. Mitglieder des SVEB sind staatliche Anbieter, Verbände, betriebliche Weiterbildungsabteilungen und Einzelpersonen, die in der Weiterbildung tätig sind (2023: 709 Mitglieder). Dies unterscheidet den SVEB auch von der KEBÖ, die zwar auch als Dachverband und Interessenvertretung dient, sich aber aus zehn feststehenden Trägerverbänden zusammensetzt.

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