Neue Nachrichtenserie zur Demokratiebildung startet
6. Jänner 2021: Nur noch ein paar Formalitäten, dann ist es bestätigt - Joe Biden ist der neue Präsident der Vereinigten Staaten. Doch plötzlich stürmt ein enthemmter und bewaffneter Mob das Kapitol in Washington. US-Flaggen werden geschwenkt, rechtsextreme Symbole auf der Kleidung blitzen auf. Szenen, die die Welt erschütterten, und deren Wiederholung in der aktuellen Stimmungslage nicht auszuschließen ist. Aber auch die Angriffe auf deutsche Politiker*innen während des EU-Wahlkampfes und das Erstarken demokratiefeindlicher Bewegungen zeigen, wie tief die Demokratie in der Krise steckt.
Vor diesem Hintergrund wird die Frage immer drängender, wie man die Demokratie schützen und aktiv mitgestalten kann. Die Antworten sind unterschiedlich. Eine lautet: Wir brauchen mehr Demokratiebildung, um Menschen in ihrem demokratischen Denken und Handeln zu fördern. In unserer neuen Nachrichtenserie beleuchten wir die Rolle von Demokratiebildung, greifen Diskurse rund um die Demokratiebildung auf und informieren über Neuigkeiten, Projekte und Publikationen.
Demokratiebildung ist keine Aufgabe für die Feuerwehr
Der Ruf nach schnellen Lösungen durch Bildung ist in Krisenzeiten besonders laut. Bildung im Allgemeinen und Demokratiebildung im Besonderen sind jedoch keine Feuerwehraufgaben. Demokratiebildung ist vielmehr als ein umfassender Prozess der Mündigkeit zu verstehen, in dem die Lernenden Kritikfähigkeit sowie demokratisches Denken und Handeln entwickeln können.
Demokratie ist also nicht nur eine Regierungs- und Gesellschaftsform, sondern auch eine Lebensform, wie sie der Philosoph und Pädagoge John Dewey schon vor über 100 Jahren verstand. Bei der Demokratiebildung geht es darum, an Demokratie als Lebensform teilhaben und diese in Gemeinschaft mit anderen aktiv gestalten zu können. Ebenso geht es darum, Demokratie als Regierungs- und Gesellschaftsform durch aufgeklärte Urteilsbildung und Entscheidungsfindung zu bewahren und weiterzuentwickeln. Demokratiebildung ist also auch ein Teil politischer Bildung, die es ermöglicht, Aspekte der Demokratie kritisch zu betrachten und voranzutreiben.
Informationskompetenz in einer pluralistischen Gesellschaft
Demokratiebildung bedeutet auch, kritische Medien- und Informationskompetenz zu fördern. Denn nur wer Information von Desinformation unterscheiden kann, kann erkennen, wann die Pressefreiheit gefährdet und die Demokratie instabil wird. Informationskompetenz hilft zudem dabei, sogenannte Polarisierungsunternehmer*innen zu identifizieren, also Personen und Medien, die eine Spaltung der Gesellschaft vorantreiben. Dies trägt dazu bei, den lebendigen Pluralismus der Demokratie zu erhalten, statt einer demokratiegefährdenden Polarisierung Vorschub zu leisten.
Demokratie braucht Wissenschaften
Gemeinsam mit dem Begriff der Demokratieskepsis, verhandeln wir als Gesellschaft derzeit auch den Begriff der Wissenschaftsskepsis. Demokratie- und Wissenschaftsskepsis sind dabei keineswegs gleichzusetzen. Dennoch sind Wissenschaften für eine Demokratie unverzichtbar, weil sie ein eigenständiges, kritisches Denken fördern, das vor Mystifizierungen und Vereinfachung bewahrt. Und noch etwas haben sie gemeinsam: Menschen neigen dazu, sowohl von der Demokratie als auch von den Wissenschaften Unrealistisches zu erwarten, nämlich Einigkeit in der Demokratie und Eindeutigkeit in den Wissenschaften. Mit diesen Erwartungen und dem Wesen von Demokratien und Wissenschaften umgehen zu können und zu verstehen, wie sie funktionieren, kann ein gemeinsames Bildungsziel sein.
Neue Nachrichtenserie auf erwachsenenbildung.at
Diese Themen rund um Demokratie und Bildung greift erwachsenenbildung.at in der neuen Nachrichtenserie „Demokratiebildung in der Erwachsenenbildung“ auf. Ab sofort stellen wir neue Entwicklungen, Publikationen, Projekte und Diskurse rund um Demokratiebildung vor. Sie wollen nichts verpassen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter oder folgen Sie uns auf Facebook oder X!
- Nachrichtenserie „Demokratiebildung in der Erwachsenenbildung“
- Magazin erwachsenenbildung.at: Demokratielernen
- Nachrichtenserie „Kritische Medienkompetenz“
- Dossier: Kritische Medienkompetenz
- 6 Kompetenzen, die dabei helfen, gesellschaftliche Krisen zu überwinden
- Wie kann Demokratiebildung gelingen, Frau Fridrik?
- Was ist Demokratiebildung?
- Ursachenstudie zu Demokratie- und Wissenschaftsskepsis
Verwandte Artikel
Kärntner Gespräche zur demokratiepolitischen Bildung 2024
Menschen zu mehr politischer Partizipation anzuregen und Betriebsrät*innen zu stärken, kann die Demokratie unterstützen. Das war der Tenor der diesjährigen Kärntner Gespräche zur demokratiepolitischen Bildung.Workshop: Ungleich, un(ter)bezahlt, unsichtbar
Setzen Sie sich am 20. und 21. Februar mit ungleicher Arbeitsteilung im Kapitalismus, feministischen Perspektiven auf Care-Arbeit und emanzipatorischen Handlungsmöglichkeiten auseinander. Eine Veranstaltung des bifeb und der ÖGPB.Online-Umfrage: Erfahrungen mit Rechtsextremismus in der Erwachsenenbildung
Welche extrem rechten Einflüsse zeigen sich in der Praxis und wie geht die Erwachsenenbildung damit um? Die Universität Hamburg sucht nach Berichten.Menschenrechte heute: Bis 15. März 2025 Projekte einreichen
Ab 15. Jänner 2025 können Interessierte die Projektförderung der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung beantragen. Am 12. Dezember 2024 findet eine Info-Veranstaltung zur Förderung statt.Veranstaltung zu Good-Practice-Beispielen für Inklusion und Demokratie
Am 19. und 20. November laden die Verantwortlichen des Projekts „Unity“ zu einer Online-Veranstaltung ein. Sie stellen Beispiele guter Praxis vor, die die Inklusion von Menschen mit intellektueller Behinderung fördern.Politische Teilhabe von Menschen mit intellektueller Behinderung fördern
Die Entwickler*innen des Projekts myPart haben Workshops für die Erwachsenenbildung entwickelt. In fünf Modulen können Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung ihre staatsbürgerlichen Kompetenzen (weiter-)entwickeln.