Initiative fordert: Bildung muss Priorität sein
Wie könnte das österreichische Bildungssystem im Jahr 2032 aussehen? Menschen aus verschiedenen Generationen würden in sogenannten „Bildungshubs“ gemeinsam voneinander lernen. Lebenslanges Lernen habe sich in der Zukunft als Kultur etabliert und Weiterbildungen oder Umschulungen seien kein Zwang mehr, sondern Teil des Lebens. Diese Zukunftsvision entwarfen Mitglieder der neuen Initiative „MehrGrips“. 30 Mitglieder aus Industrie, Wissenschaft und NGO‘s – wie beispielsweise abz*austria-Geschäftsführerin Manuela Vollmann, Klimaaktivistin Katharina Rogenhofer oder fit4internet-Generalsekretärin Ulrike Domany-Futan – behandeln vier wichtige Zukunftsthemen. Eines davon ist Bildung. Sie formulieren aber nicht nur Visionen, sondern richten sich vor allem an politische Entscheidungsträger*innen, indem sie Empfehlungen erarbeiteten. Bildung sei ein Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und sozialen Zusammenhalt, so die Initiative.
Vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung: Lernen unter einem Dach
2032 würden Menschen generationenübergreifend in sogenannten Bildungshubs zusammen lernen und arbeiten. Von Kindergarten bis hin zur Erwachsenenbildung würden verschiedene Bildungseinrichtungen und Unternehmen in einem Gebäude untergebracht sein. Dort können mehrere Generationen und Menschen mit vielfältigen Fähigkeiten räumliche und technische Infrastrukturen gemeinsam nutzen und so regionale Potenziale fördern. Dieses Bild der Zukunft von Bildung zeichnen die Autor*innen des Ergebnisberichts (PDF).
Erwachsenenbildung und Lernen über die gesamte Lebensspanne würde in diesem Bild einen zentralen Stellenwert in Politik und Gesellschaft einnehmen. Die Politik hätte also rechtzeitig Maßnahmen ergriffen, um die Potenziale des Lebenslangen Lernens zu fördern. Lernen Erwachsener ist in dieser Zukunft als wichtiger Wert allgemein akzeptiert. In dieser Vision ist die Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen nicht mehr eine „Notmaßnahme“, um am Arbeitsmarkt bestehen zu können. Weiterbildungen seien zu einer Selbstverständlichkeit und einem festen Bestandteil des Lebens geworden.
Staatlich geförderte Projekte könnten Menschen ab 50 Jahren helfen, aktiv am Erwerbsleben teilzuhaben. Bildungsangebote für Menschen, die sich im letzten Drittel des Berufslebens befinden, würden dabei die Basis für Um- und Nachqualifizierung bieten. Auch in späteren Lebensabschnitten wäre eine Um- oder Nachqualifizierung von Stigmata befreit. Berufliche Veränderungen wäre Normalität und der Wechsel des Arbeitsplatzes ein fester Bestandteil der Lebensplanung. Gezielte politische Maßnahmen würden sogar die berufliche Neu- und Umorientierung durch Erwachsenenbildungsprojekte unabhängig vom Alter fördern.
Intensivierung der Berufs- und Bildungsberatung
Die Erwachsenenbildung und das Lebenslange Lernen stehen im Fokus des Themenbereichs Bildung: Die Berufsorientierung und Bildungsberatung soll in den nächsten zwölf Monaten intensiviert werden, fordert die Initiative im Ergebnisbericht. Darüber hinaus fordert MehrGrips den Ausbau von Test- und Kompetenzzentren, in denen Bürger*innen ihre informell und non-formal erworbenen Kompetenzen anerkennen lassen können.
Initiative fordert schnelles Handeln
Die Mitglieder fordern von politischen Entscheidungsträger*innen schnelles Handeln. In den nächsten zwölf Monaten müsse die österreichische Politik das Thema Bildung zu einer Priorität erklären. Im Ergebnisbericht erarbeiteten die Mitglieder konkrete Vorschläge um Bildung allgemein aufzuwerten. Sie werfen dabei ihren Blick auf das gesamte Bildungssystem: Neben Weiterbildungsinitiativen für Menschen ab 55 Jahren fordern sie eine Aufwertung der Elementarpädagogik und die Einführung einer Ganztagsschule.
Zur Initiative
Die Mitglieder von „Mehr Grips“ fanden sich zusammen mit dem Ziel, Impulse für eine zukunftsgerichtete Politik zu formulieren. Die 30 Mitglieder verstehen sich als überparteilicher Zusammenschluss, die sich mit unterschiedlichen Expertisen einbringen. Beate Gfrerer, Direktorin der VHS Kärnten, und Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abz*austria, beteiligten sich an verschiedenen Themenfeldern und brachten die Perspektive der Erwachsenenbildung ein. Auch Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, wirkte an den Zukunftsvisionen mit. Ein weiteres bekanntes Gesicht der Initiative ist die Autorin und Klimaaktivistin Katharina Rogenhofer, Mitbegründerin von Fridays for Future Austria. Stimmen aus der Wissenschaft kamen unter anderem von der Migrationsforscherin Judith Kohlenberger sowie der Politikwissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für empirische Sozialforschung Eva Zeglovits.
Die Mitglieder konzentrieren sich auf wichtige Fragen der Zukunft. Neben Bildung sind das die Bereiche der Ökologie, Digitalisierung sowie soziale Stabilität. Die Mitglieder erarbeiten Empfehlungen und geben Impulse, welche Wege die Politik einschlagen müsse, um einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer zukunftsorientierten Entwicklung zu unterstützen.
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