Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung unterzeichnet

20.06.2024, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Ein Bildungskonto für alle Steirer*innen, Basisfinanzierung für die Erwachsenenbildung und eine „Servicestelle Europa“ sind Forderungen aus der Erklärung. Noch im Herbst soll eine Projektgruppe erste Umsetzungen planen.
Bildungslandesrat Werner Amon und Hannes Galter, Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark, unterzeichnen die „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“.
Bildungslandesrat Werner Amon und Hannes Galter, Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark, unterzeichnen die „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Julian Tatzl/Bildungsnetzwerk Steiermark, https://erwachsenenbildung-steiermark.at

Die Besucher*innen des Steiermarkhofs drängen sich am 25. Mai auf der Terrasse unter die Sonnenschirme. Im Schutz vor der Hitze beobachten sie, was sich auf der Wiese nebenan im prallen Sonnenschein abspielt: Zwei Männer mit Gießkanne und Schaufel pflanzen eine Weißbuche. Es sind Bildungslandesrat Werner Amon und Hannes Galter, Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark. Mit dem „Baum der Erwachsenenbildung“ setzen sie ein Symbol zur Weiterentwicklung der steirischen Erwachsenenbildung. Kurz zuvor haben sie die neue „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“ unterzeichnet. Die ARGE Steirische Erwachsenenbildung und das Bildungsnetzwerk Steiermark haben die Erklärung gemeinsam mit weiteren Netzwerkpartner*innen wie Vereinen und Gemeinden entwickelt und der Politik übergeben. Sie beinhaltet ein geteiltes Selbstverständnis der steirischen Erwachsenenbildung sowie Maßnahmen und Forderungen für die Zukunft.

Neues Bildungskonto für Steirer*innen und Stärkung der Bildungsberatung

In der Erklärung fordern die ARGE Steirische Erwachsenenbildung und das Bildungsnetzwerk Steiermark als Vertreter*innen der steirischen Erwachsenenbildung die Einführung eines persönlichen Bildungskontos für alle Steirer*innen ab 18 Jahren. Auf dem Bildungskonto sollen den Steirer*innen 5.000 Euro zur Verfügung stehen, die sie innerhalb von fünf Jahren für Weiterbildung ausgeben können. Das Weiterbildungsgeld soll unabhängig von beruflicher Verwertbarkeit und unbürokratisch zugänglich sein.

Gleichzeitig sollen Bildungsinformation und -beratung einen höheren Stellenwert bekommen und bei Bedarf ausgebaut werden. Hierzu soll etwa das Weiterbildungsnavi weiterhin für Bildungsinteressierte zur Verfügung stehen. Dieses bietet Informationen zu qualitätsgeprüften Bildungsangeboten in der Steiermark.

Erwachsenenbildung braucht Basisfinanzierung und gesetzliche Gleichstellung mit Universitäten

Bildungsangebote von öffentlichem Interesse brauchen eine strukturelle Verankerung und eine Basisfinanzierung, heißt es in der Erklärung. Zu diesen Bildungsangeboten zählen beispielsweise die Basisbildung und das Nachholen von Bildungsabschlüssen. Aber auch Grundkompetenzen in Umweltbildung, Digitalisierung, Demokratiebildung und politischer Bildung gehören dazu. Außerdem soll es eine Kofinanzierung zwischen Fördergebern und steirischen Unternehmen geben, um Basisqualifikationen von Mitarbeiter*innen zu fördern. Vorbild ist hier eine bereits bestehende Unternehmenskooperation zwischen dem Bildungsverein nowa und dem Lebensmittelkonzern SPAR Steiermark.

Die Vertreter*innen der steirischen Erwachsenenbildung plädieren außerdem für eine gesetzliche Gleichstellung von allgemeiner und beruflicher Erwachsenenbildung mit institutionalisierten Bildungssektoren wie Schulen oder Hochschulen.

Neue Servicestelle soll europäische Netzwerke stärken und bei Förderungen unterstützen

Eine neue Servicestelle „Europa“ soll die steirische Erwachsenenbildung zusätzlich dabei unterstützen, sich europaweit besser auszutauschen und EU-Fördermöglichkeiten auszuloten. Neben Beratung und administrativem Service soll diese Servicestelle die Einrichtungen beim Aufbau von europäischen Kontakten, beim Screening von Projektideen und bei der Zuordnung zu Förderschienen unterstützen. Darüber hinaus soll sie bei der Antragstellung und Abwicklung von Förderungen und bei der Vor- bzw. Überbrückungsfinanzierung helfen und gegebenenfalls insbesondere gemeinnützigen Einrichtungen bei Förderausfällen finanziell unter die Arme greifen.

Steirische Erwachsenenbildung will Vorreiterrolle bei Digitalisierung übernehmen

Die steirische Erwachsenenbildung verfolgt das Ziel, im Bereich Digitalisierung/Künstliche Intelligenz eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dazu fordert sie innovationsfreundliche Rahmenbedingungen wie die Förderung von ergebnisoffenen Experimentierräumen.

Weitere Forderungen der steirischen Erwachsenenbildung sind:

  • die Qualitätssicherung der steirischen Erwachsenenbildung zu stärken,
  • die Innovationskraft steirischer Erwachsenenbildung zu unterstützen,
  • regionale Erwachsenenbildung zu institutionalisieren, zu stärken und zu verankern,
  • Erwachsenenbildung in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Projektgruppe zur Umsetzung der Forderungen soll sich noch vor Herbst konstituieren

Die steirische Erwachsenenbildung ersucht die Steirische Landesregierung, eine Projektgruppe zur Planung und Umsetzung der Forderungen einzurichten. Mitglieder dieser Projektgruppe sollen Vertreter*innen der ARGE Steirische Erwachsenenbildung sowie Vertreter*innen der betroffenen Dienststellen und Abteilungen der Steirischen Landesregierung sein.

Bildungslandesrat Werner Amon bestätigte die Einrichtung dieser Projektgruppe bereits: „Wir werden noch vor dem heurigen Herbst eine eigene Projektgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Erwachsenenbildung, dem Bildungsnetzwerk und der Verwaltung installieren. Es ist mir nämlich wirklich ein großes Anliegen, die Erwachsenenbildung zu unterstützen; sie wird einen wesentlichen Teil der Bildungsarbeit ausmachen“, versicherte Amon bei der Veranstaltung im Mai.

Über die „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“

Im Mai 2023 initiierte Bildungslandesrat Werner Amon mit dem Bildungsnetzwerk Steiermark die Veranstaltungsreihe „Erwachsenenbildung neu denken“. Vertreter*innen der steirischen Erwachsenenbildung diskutierten im Rahmen verschiedener Veranstaltungen über notwendige Transformationsprozesse und die Rollen und Aufgaben für die Erwachsenenbildung. Ein Jahr nach dem Start der Reihe haben sie die Ergebnisse der Veranstaltungen in eine „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“ gegossen und an die Politik übergeben.

Die „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“ entstand in einem kooperativen Prozess, zu dem neben Vertreter*innen der Erwachsenenbildung, bestehend aus der ARGE Steirische Erwachsenenbildung und dem Bildungsnetzwerk Steiermark, weitere Expert*innen u.a. aus Gemeinden und Vereinen beigetragen haben.

Bildungslandesrat Werner Amon und Hannes Galter, Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark, unterzeichneten die Absichtserklärung am 25. Mai 2024 und präsentierten sie gemeinsam mit weiteren Vertreter*innen der steirischen Erwachsenenbildung der Öffentlichkeit.

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