Nachrichten-Serie zum EU-Jahr der Kompetenzen 2023

12.01.2023, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Um aktuellen Herausforderungen in Europa zu begegnen, lanciert die EU heuer das Jahr der Kompetenzen. erwachsenenbildung.at begleitet es mit Neuigkeiten und Hintergrundbeiträgen.
EU-Fahne im Wind
Erwachsenenbildung im Europäischen Jahr der Kompetenzen: Die Nachrichten-Serie zum EU-Jahr
Foto: CC0 Public Domain, Petr Kratochvil, Flagge der EU, https://www.publicdomainpictures.net
Der Arbeitskräftemangel sowie der digitale und ökologische Wandel sind Herausforderungen, bei denen Weiterbildung und lebenslanges Lernen unterstützen können und sollen – so die Sicht der Europäischen Kommission. Sie lanciert daher für 2023 das EU-Jahr der Kompetenzen. Wir von erwachsenenbildung.at begleiten diesen thematischen Schwerpunkt mit Neuigkeiten und Hintergrundbeiträgen, die Sie laufend auf unserem Portal und in seren Newslettern finden werden.

Arbeitskräftemangel in ganz Europa

"Arbeitskräftemangel" ist ein Schlagwort, das fast täglich in den Nachrichten fällt. Der Pensionsantritt der Baby-Boomer-Generation und der demografische Wandel insgesamt führen dazu, dass immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Bereits 2019 hatten 77% der Unternehmen in Europa Schwierigkeiten, Personal mit den benötigten Qualifikationen zu finden (siehe Eurofund-Erhebung 2019) und 2021 stellte die European Labour Authority fest, dass es in vielen Berufen einen Arbeitskräftemangel gibt.

 

Diese gesamteuropäische Entwicklung zeigt sich auch in Österreich: Hierzulande gibt es neben einer steigenden Zahl an offenen Stellen auch eine Rekordliste an Mangelberufen: 100 bundesweite sowie 58 regionale Mangelberufe sind hier gelistet. Im Bereich der Erwachsenenbildung sieht die Europäische Kommission Lösungen für das Problem darin, vermehrt Menschen für Weiterbildungen und Umschulungen zu gewinnen. Auch das Anwerben von Drittstaatangehörigen ist dabei ein Thema – und damit der Anspruch, die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen zu erleichtern.

Den grünen Wandel gestalten

Neben den Herausforderungen am Arbeitsmarkt gibt es zahlreiche weitere gesellschaftliche Herausforderungen, bei denen lebenslanges Lernen eine wichtige Rolle einnimmt – wie uns verschiedene Krisen, wie z.B. die Corona-Pandemie, gezeigt haben (Stichworte: Kritische Medienkompetenz und Demokratiebildung).

 

So ist auch der sogenannte "grüne Wandel" zu bewältigen und zu gestalten, für den es entsprechende Kompetenzen braucht. Das sehen laut einer Eurobarometer-Umfrage 2022 (PDF) die Europäer*innen auch selbst so: Nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Personen aus der EU sowie sechs von zehn Österreicher*innen sind der Meinung, dass ihre aktuellen Kompetenzen ausreichend sind, um sich am ökologischen Wandel beteiligen zu können.

EU-Jahr der Kompetenzen ausgerufen

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stellte EU-Präsidentin Ursula von der Leyen in der Rede zur Lage der Europäischen Union im September 2022 in Aussicht, 2023 zum EU-Jahr der Aus- und Weiterbildung zu machen. Die Europäische Kommission hat daraufhin einen Vorschlag für das EU-Jahr der Kompetenzen eingebracht, der nun noch vom Europäischen Parlament und dem Rat final beschlossen wird. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament, den Mitgliedstaaten, den Sozialpartnern und weiteren Stakeholdern soll es mit dem Europäischen Jahr der Kompetenzen verstärkt Impulse für das lebenslange Lernen geben.

 

Ziel ist es, den Arbeitskräftemangel zu senken, besser qualifizierte Arbeitskräfte in der EU zu haben und sicherzustellen, dass beim grünen und digitalen Wandel niemand abgehängt wird.

Geplante Maßnahmen für das EU-Jahr der Kompetenzen

Die Kommission schlägt vier Maßnahmen vor, die sie im Rahmen des EU-Jahres der Kompetenzen verfolgen will:

  1. Investitionen in die Aus- und Weiterbildung fördern: Dies soll dazu beitragen, das Potenzial von Arbeitskräften in Europa zu nutzen und die Menschen dabei zu unterstützen, Arbeitsplatzwechsel bewältigen zu können und im Alter (arbeits-)aktiv zu bleiben.
  2. Arbeitsmarktrelevante Kompetenzen fördern: Das soll v.a. durch die Zusammenarbeit mit Sozialpartnern, Arbeitsvermittlungen, Unternehmen und Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Bildung erreicht werden.
  3. Ziele, Wünsche und Kompetenzen der Menschen auf Arbeitsmarktchancen abstimmen: Der Fokus liegt dabei vor allem auf jenen Kompetenzen, die sich aus dem grünen und dem digitalen Wandel sowie aus dem pandemiebedingten Erholungsbedarf ergeben. Dabei geht es insbesondere darum, mehr Menschen – v.a. Frauen, junge Menschen und jene, die weder arbeiten, noch eine Aus- oder Weiterbildung absolvieren – für den Arbeitsmarkt zu mobilisieren.
  4. Drittstaatsangehörigen anwerben – v.a. jene, die über die in der Union benötigten Kompetenzen verfügen. Das soll durch ein besseres Lernangebot, mehr Mobilität sowie die leichtere Anerkennung von Qualifikationen möglich werden.

Europäische Erwachsenenbildung begrüßt Vorhaben, übt aber auch Kritik

Die Europäische Erwachsenenbildung hat auf die geplanten Maßnahmen im Rahmen des EU-Jahres der Kompetenzen wohlwollend, aber auch kritisch reagiert: Im Vorschlag werde zu einseitig auf arbeitsmarktrelevante Kompetenzen und auf die Unternehmensbedarfe verwiesen, antwortete etwa der Europäische Verband für Erwachsenenbildung (EAEA) auf die Öffentliche Konsultation der Europäischen Kommission. Er fordert ein ganzheitliches Verständnis des EU-Jahres der Kompetenzen 2023: Arbeits- und Lebenskompetenzen seien eng miteinander verbunden, daher gehören zum Europäischen Jahr der Kompetenzen auch jene, die über den Arbeitsmarkt hinausgehen, wie etwa persönliche Kompetenzen und jene rund um Demokratie, Inklusion oder Nachhaltigkeit.

 

Der EAEA plädiert außerdem dafür, das EU-Jahr zu nutzen, um eine bessere finanzielle und strukturelle Unterstützung für die allgemeine und berufliche Bildung in ganz Europa zu fördern.

 

Auch die Plattform für lebenslanges Lernen (LLLP) weist in Bezugnahme auf das EU-Jahr 2023 darauf hin, dass sie sich weiterhin für einen Ansatz des lebenslangen Lernens einsetzen werde, der über den Arbeitsmarkt hinausgeht. Sie begrüßt aber auch das Vorhaben und die bevorstehende Arbeit im Rahmen des Europäischen Jahres der Kompetenzen, da die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten von entscheidender Bedeutung sei (siehe Nachricht der LLLP vom September 2022).

erwachsenenbildung.at begleitet das EU-Jahr mit einer Nachrichten-Serie

Inwieweit die von der europäischen Erwachsenenbildung geübte Kritik noch Eingang in den Vorschlag der Europäischen Kommission zum EU-Jahr der Kompetenzen finden wird, bleibt abzuwarten. Das Europäische Parlament und der Rat müssen den Vorschlag der Kommission noch final beschließen. Wir von erwachsenenbildung.at halten Sie jedenfalls auf dem Laufenden und begleiten das EU-Jahr der Kompetenzen mit einer eigenen Nachrichten-Serie. Damit erhalten Sie heuer laufend aktuelle Informationen und Hintergrundbeiträge rund um Themen des EU-Jahres und zu Fragen über Kompetenzen für die Zukunft. Wer nichts verpassen will, kann sich zu unseren Newsletters anmelden oder neue Beiträge auf Facebook oder Twitter verfolgen.

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