Online und vernetzt lernen: Selbststeuerung und digitale Mündigkeit

05.01.2023, Text: Gunter Schüßler, Redaktion/CONEDU
Selbstgesteuertes Lernen trägt zu einem verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien bei. Wie Bildungsanbieter die Lernenden dabei unterstützen können, zeigte ein Fachdialog mit Nele Hirsch.
Zwei Personen stehen auf einem Felsen und blicken auf die umliegende Berglandschaft.
Selbstgesteuerte Lerner*innen verlassen ausgetretene Pfade – eine Begleitung unterstützt, berät und motiviert.
Foto: Unsplash Lizenz, Nina Luong, https://unsplash.com
Digitale Mündigkeit zählt zu den wichtigsten Fähigkeiten und Fertigkeiten in der heutigen Zeit. Oft als Kernkompetenz bezeichnet, kann digitale Mündigkeit durch selbstgesteuertes Lernen entwickelt und gepflegt werden. Welche Rolle der Selbststeuerung dabei zukommt und wie sie gefördert werden kann, verriet der Online-Fachdialog „Selbstgeklickt = Durchgeblickt? – Selbstgesteuerte Lernprozesse in der Erwachsenenbildung“ von weiter gelernt am 22.11.2022.

Was fördert das selbstgesteuerte Lernen?

Lehrende können maßgeblich dazu beitragen, Lernende zu mehr Selbststeuerung zu ermächtigen. Neben didaktisch wichtigen Schritten, wie etwa Vorerfahrungen zu erfassen und Lernziele zu identifizieren, können Methoden angewandt werden, die sich an den Teilnehmenden orientieren. Lernende sollen Fragen stellen und eigenständig nach Antworten suchen. Sie zu selbständigem Handeln zu motivieren, kann ihre Selbstwirksamkeit fördern.

Aus Sicht der Lernenden ist es ebenso möglich Vorkehrungen zu treffen, damit selbstgesteuertes Lernen gelingt. Es ist z. B. sinnvoll vorab eine Auswahl der Inhalte zu treffen, die in Eigenregie gelernt werden können. Potenzielle Störfaktoren und unerwünschte Lernunterbrecher können Lernende bereits im Vorfeld ermitteln und sich individuelle Eingreifstrategien überlegen. Zudem ist es hilfreich, die eigene Lernleistung zu reflektieren und die Lernmotivation sowie die Konzentration ganz bewusst aufrecht zu erhalten. Regelmäßige Pausen sind dafür wichtig.

Methodenvielfalt: Einfach ausprobieren!

Neue Methoden müssen zwar nicht erst erfunden, dafür aber gefunden werden. Beginnt man die eigene Rolle als Lehrperson oder als aktive*r Selbstlerner*in neu zu interpretieren, wendet man Methoden an, die dem neuen Rollenverständnis besser entsprechen. „Methoden sind Gelegenheitsräume zum Sammeln unterschiedlicher Erfahrungen, zum Entdecken und Erproben verschiedener Wege der Aneignung und Anwendung“, lautete eine zentrale Erkenntnis in einem der Workshops. 

Der Aufbau eines Lernnetzwerkes kann das selbstgesteuerte Lernen nachhaltig unterstützen. Communities of Practice bieten die Gelegenheit, sich aktiv mit Gleichgesinnten auszutauschen und sich zu vernetzen. Lehrende können den Aufbau einer solchen sozialen Infrastruktur begleiten.

Herausforderungen für ein neues Rollenverständnis

Zum großen Hindernis für selbstgesteuertes Lernen können traditionelle Rollenbilder werden – und zwar auf beiden Seiten. Auf Seiten der Bildungsanbieter ist ein Rollenverständnis als Lernbegleitung essenziell, wenn es darum geht, Lernenden Selbststeuerung und digitale Mündigkeit zu ermöglichen. Meist können Lehrende noch einiges dazulernen, um nicht in ein altes Muster der Belehrung zurückzufallen. Für Lehrpersonen kann es ratsam sein, sich bewusst zurückzunehmen, z. B. indem sie mögliche Fragen nicht voreilig selbst beantworten.  

Das Rollenbild vergangener Tage äußert sich auch in semantischen Barrieren: Begriffe wie „unterrichten“ oder „Schulung“ vermitteln Vorstellungen des Lehrens und Lernens, die für das Verständnis als Lernbegleitung nicht vorteilhaft sind.

Bei sich selbst anfangen

Bildungswissenschaftlerin und Pädagogin Nele Hirsch gab den Teilnehmenden drei Tipps mit auf den Weg, um die Netzkultur-Kompetenz zu pflegen und das eigene Bildungsumfeld mitzugestalten.

Soziale Medien auf eine digital mündige Weise zu nutzen ist u. a. mit dem dezentralen Netzwerk Fediverse möglich. Die Twitter-Alternative „Mastodon“ bietet auch thematisch differenzierte Server, etwa zum Schwerpunkt digitale Bildung. Die Transparenz ist aufgrund der voneinander unabhängigen Netzwerke wesentlich höher als auf proprietären Plattformen. 

Nele Hirsch empfiehlt zudem digitale Medien resilient zu nutzen. Darunter versteht sie, Probleme im Umgang mit digitalen Medien zu erkennen und Lösungsansätze dafür zu entwickeln.

Als dritten Tipp rät sie, eine eigene Website zu erstellen. Eine solche bietet Lehrenden umfangreiche Möglichkeiten selbstbestimmt und datenschutzkonform im Netz zu agieren. Ein solcher digitaler Ort eignet sich, um interaktive Lernmaterialien oder offene Bildungsressourcen (OER) zu teilen und den gemeinsamen Austausch anzuregen. Wie eine Website in nur 30 Minuten erstellt werden kann, verrät die Pädagogin auf ihrem eigenen Blog.

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