UNESCO veröffentlicht 5. Weltbericht zur Erwachsenenbildung
Vulnerable Gruppen noch mehr beachten
Die Zahl an Erwachsenen, die Bildungsangebote in Anspruch nahmen, stieg seit 2018 in 52% der Staaten. Besonders Frauen nahmen vermehrt an Bildungsmaßnahmen teil. Bei ihnen zeigte sich mit einem Anstieg an Teilnahmen in 56% der Staaten die größte Steigerung. Auch bei Jugendlichen gab es in 49% der Länder wachsende Teilnahmeraten.
Verbesserungsbedarf gibt es vor allem bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen und Angehörigen von Minderheiten: Die Beteiligung von Angehörigen indigener Bevölkerungsgruppen stieg lediglich in 24% der Staaten. Rund 60% der Länder gaben an, dass die Anzahl an Migrant*innen, Menschen mit Behinderung und inhaftierten Personen, die an Weiterbildung teilnehmen, unverändert geblieben ist. Nur 23% der Länder meldeten einen Anstieg der Teilnahmen bei älteren Erwachsenen, wohingegen 24% einen Rückgang verzeichnen. Migrant*innen, Personen mit Behinderung, ältere Menschen, Angehörige indigener Bevölkerungsgruppen und inhaftiert Personen werden laut dem Bericht also noch nicht ausreichend in der Erwachsenenbildung als Zielgruppe priorisiert.
Erwachsenenbildungspolitik hat sich verbessert, Budget weiter gering
154 Länder beantworteten Fragen zur Erwachsenenbildungspolitik. 60% von ihnen gaben an, dass sich diese seit 2018 verbessert habe, 35% beobachteten keine Veränderungen und 5% berichten von Rückschritten in der Erwachsenenbildungspolitik. Obwohl die Wichtigkeit von lebenslangem Lernen immer mehr anerkannt wird, investierten fast die Hälfte der Mitgliedsstaaten nur beziehungsweise weniger als 2% ihres Bildungsbudgets in die Erwachsenenbildung. Erst kürzlich haben daher über 140 UNESCO-Mitgliedsstaaten beschlossen, je 4-6% des Bruttoinlandprodukts oder 15-20% der öffentlichen Ausgaben für Erwachsenenbildung zu investieren.
UNESCO hebt Relevanz von Citizenship Education hervor
Den Schwerpunkt des aktuellen Reports bildete das Thema Citizenship Education in der Erwachsenenbildung. 74% der Mitgliedsstaaten gaben an, dass sie Maßnahmen zur politischen Erwachsenenbildung entwickeln oder umsetzen. Zahlreiche Länder nutzen hierzu digitale Plattformen, Online-Videos und Massive Open Online Courses, wie den Demokratie MOOC in Österreich.
Weiters hob der GRALE Report die Relevanz von Global Citizenship Education hervor und betonte den Zusammenhang zwischen Erwachsenenbildung und dem Umgang mit weltweiten Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung sowie der Massenflucht vor Kriegen und Naturkatastrophen. Die UNESCO sieht Global Citizenship Education als ein wertvolles Werkzeug zum Erreichen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals).
Auswirkungen der Pandemie
Der Zeitraum der Datenerfassung für den aktuellen GRALE Report fiel mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen, wodurch einige ihrer Auswirkungen auf das Feld der Erwachsenenbildung untersucht werden konnten. Der GRALE Report zeichnet dabei das gleiche Bild wie andere Untersuchungen zum Thema Digitalisierung und Erwachsenenbildung: Die meisten Länder durchlebten einen rasanten Wechsel von der klassischen Präsenzlehre zum digitalen Distance Learning.
Einerseits trieb die Notwendigkeit veränderten Lernens eine rasante Entwicklung voran und erhöhte die Qualitätsstandards der Online-Lehre. Andererseits verstärkte der rasche Übergang zum Distance Learning bereits vor der Pandemie bestehende Ungleichheiten zwischen Menschen mit und ohne digitale Kompetenzen und Internetzugang, so die UNESCO: In Zeiten der Isolation war vielen Menschen nicht nur die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, sondern aufgrund mangelnden technischen Wissens ebenso die gesellschaftliche Teilhabe im Internet (Digital Citizenship) unmöglich. In der Erwachsenenbildung wird dem Thema Digitale Inklusion darum mit verschiedenen Ansätzen begegnet, die Zugangsbarrieren abbauen und die digitale Medienkompetenz fördern sollen.
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