Neuer Band zu Geschichte und Geschichtlichkeit der Erwachsenenbildung

26.11.2020, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Von Bildungsreisen bis hin zu Stellenbeschreibungen – das neue Buch untersucht Geschichte von Erwachsenenbildung und vergleicht Gestern mit Heute.
Das Buch "Vergangene Zuku?nfte – neue Vergangenheiten" gibt es kostenfrei als E-Paper oder gebührenpflichtig als Paperback.
Foto: CC BY, Paar/CONEDU, auf erwachsenenbildung.at
Die Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft widmete sich auf ihrer Jahrestagung im vergangenen Jahr dem Austausch über Forschungen zur Geschichte und Geschichtlichkeit der Erwachsenenbildung. Ein neu erschienener Band zeigt Beiträge der Tagung auf. So widmet sich beispielsweise Bildungswissenschaftler Sebastian Zick in einem Beitrag der Untersuchung von (historischen) Bildungsreisen. Matthias Alke, ebenfalls Bildungswissenschaftler, vergleicht Stellenbeschreibungen in der Erwachsenenbildung aus Vergangenheit und Gegenwart.

Reisen um dazuzugehören: Bildungsreisen jetzt und früher

Sebastian Zick beschreibt die historische Entwicklung der Bildungsreise als Format des Lernens Erwachsener. Ob Reisen junger Adliger durch die höfischen Gesellschaften Europas, die Wanderungen der Handwerksgesellen, die bürgerliche Bildungsreise oder Studienreisen - die Teilnahme daran geschah historisch jeweils weniger aufgrund von "Reiselust" oder eines Bildungsversprechens, erläutert Zick . Vielmehr war es eine Möglichkeit, Zugehörigkeit herzustellen oder einen bestimmten sozialen Status zu erhalten.

 

Dies schließe jedoch nicht aus, die Reiseformen dennoch als Bildungsreisen zu betrachten. Denn in vielen Reiseschilderungen finden sich Darstellungen, die sich mit dem Begriff der Bildung nachvollziehen lassen, so Zick. Es entwickelte sich ein Narrativ eines quasi-natürlichen Zusammenhangs von Bildung und Reisen, das mit Konnotationen wie "Befreiung" und "Ermöglichung" verknüpft ist.
Dieses Narrativ bestehe laut Zick heute größtenteils unverändert fort. Der Bildungswissenschaftler spricht in diesem Zusammenhang auch von einem sogenannten "Mobilitätsimperativ", dem man sich kaum entziehen könne ohne zumindest als träge oder desinteressiert zu gelten.

Wandel der Stellenbeschreibungen in deutschen Volkshochschulen

Matthias Alke widmet sich der Professionalisierungsgeschichte der Erwachsenenbildung und rekonstruiert anhand von Stellenanzeigen den Wandel von Anforderungen an das Personal in der öffentlichen Weiterbildung. Alke untersucht dafür 707 Stellenbeschreibungen aus den Jahren 1952 bis 1989 und vergleicht sie mit 601 aktuellen Beschreibungen aus dem Zeitraum 2013 bis 2019.

 

Dabei zeigt sich, dass es im aktuellen Zeitraum mehr unterschiedliche Stellenbezeichnungen gibt (nämlich 130) als im historischen Vergleichszeitraum (66). Die Begriffe hauptamtlich bzw. hauptberuflich pädagogischer Mitarbeiter(In) und Leiter(In) bzw. Volkshochschulleiter(In) kommen Alke zufolge sowohl in der Vergangenheit wie auch gegenwärtig besonders häufig vor. Die Bezeichnung Fachbereichsleiter(In) tauchte erstmals im Jahr 1972 auf, blieb aber bis 1980 selten, so der Bildungswissenschaftler. In den gegenwärtigen Stellenbezeichnungen hat sich der Begriff hingegen etabliert, genauso wie die Bezeichnung ProgrammbereichsleiterIn, die zwischen 1952 und 1989 überhaupt nicht vorkam.

 

Ein umgekehrtes Bild zeigt der Begriff Referent(In). Kam er in früheren Jahren häufig vor, ist er in aktuellen Beschreibungen kaum mehr zu finden, so Alke.

 

Der Band:

Olaf Dörner, Anke Grotlüschen, Bernd Käpplinger, Gabriele Molzberger, Jörg Dinkelaker (2020): Vergangene Zukünfte – neue Vergangenheiten. Geschichte und Geschichtlichkeit der Erwachsenenbildung. Schriftenreihe der Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Opladen/Berlin/Toronto: Barbara Budrich.

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