Neuer Call: Humanismus und Freiheitlichkeit
Demokratie, Nachhaltigkeit und sozialer Fortschritt ziehen den Kürzeren
Während Wilhelm von Humboldt Anfang des 19. Jh. unter Bildung noch die Entfaltung der persönlichen Fähigkeiten und Talente verstand, legen viele bildungspolitische Akteurinnen und Akteure im Diskurs heutzutage weniger Wert auf die Fähigkeiten der Menschen an sich, als auf spezifische, überprüfbare Leistungen der Ressource Mensch. „Nichts mehr mit humanistischer Bildung", könnte man ironisch anmerken. Auch in den Aktionslinien der österreichischen LLL:2020-Strategie wird deutlich, dass sich die Aufmerksamkeit von den teilweise als veraltet angesehenen, allgemeinen demokratischen Aufgabenstellungen der Erwachsenenbildung zu den wirtschaftlichen verschoben hat.
Wer sollte schon etwas gegen Humboldt haben?
Glaubt man aber den politischen Sonntagsreden, brauchen wir zudem eine Bildung und Erwachsenenbildung, die unsere Demokratie wieder erstarken lässt, eine nachhaltige Lebensweise sicherstellt und soziale Innovationen voranbringt. So wundert es auch nicht, wenn zunehmend mahnende Forderungen nach einer Rückbesinnung auf ein humanistisches Bildungsideal jenen Stimmen gegenüberstehen, die im freiheitlichen, also neo-liberalen Sinne die Wirtschaftlichkeit zum Leuchtfeuer von Bildung und Erwachsenenbildung erhoben haben.
Was aber, wenn beide Orientierungen letztlich Stolpersteine am Weg zu einer demokratischen und nachhaltigen Gesellschaft sind? Können unsere gängigen Denkmuster und Theorien überhaupt dorthin führen?
Beiträge sind gefragt
Ausgangspunkt für das von Lorenz Lassnigg (IHS) und Stefan Vater (VÖV) herausgegebene Magazin ist also die Frage nach den gesellschaftspolitischen Orientierungen von Bildung und Erwachsenenbildung. Die Begriffe Humanismus und Freiheitlichkeit dienen dabei als Kürzel für mögliche, alternative Positionierungen, wenn es darum geht, sich im Bildungsdiskurs auszurichten und Ziele zu begründen.
Die Herausgeber möchten der Frage nachgehen, inwieweit die Zielsetzungen einer demokratischen und nachhaltigen Gesellschaft in den aktuellen Bildungsdiskursen noch vorhanden sind oder ob sie nicht sogar untergraben werden.
Antworten auf folgende allgemeine Fragen werden unter anderen gesucht:
- Worin bestehen die Potenziale von Bildung und insbesondere Erwachsenenbildung, unsere Gesellschaften zu verbessern?
- Inwieweit hängen die gegenwärtigen politischen Problemlagen tatsächlich mit Unzulänglichkeiten der Bildung oder Ungebildetheit zusammen?
- Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit das Bildungswesen und die Bildungspolitik gesellschaftspolitische Potenziale im Sinne der Demokratie und Nachhaltigkeit ausschöpfen kann?
- Kann Bildung und Erwachsenenbildung dazu überhaupt einen wesentlichen Beitrag liefern, oder wird ihre gesellschaftspolitische Rolle überschätzt?
Zu all diesen und darüber hinaus gehenden Aspekten sind nicht nur Theoriebeiträge und Reflexionen gefragt. Auch konkrete Beispiele und Berichte aus den diversen Praxen von Politischer Bildung, Citizenship u. Civic Education, Bildung für Nachhaltigkeit, soziale Innovation etc. sind von besonderem Interesse.
Einreichung und redaktioneller Ablauf
Beiträge können bis zum 23. August 2019 in verschiedenen Rubriken eingereicht werden. Die Redaktion empfiehlt vorab Kontakt aufzunehmen, um sich über den geplanten Beitrag abzustimmen. Alle Einreichungen werden einem Review unterzogen und bei Aufnahme in die Ausgabe lektoriert. Die Veröffentlichung erfolgt im Februar 2020.
Magazin erwachsenenbildung.at
Das "Magazin erwachsenenbildung.at", kurz Meb, ist das österreichische Fachmedium für Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Es erscheint dreimal jährlich online und parallel dazu in Druckform und richtet sich an LeserInnen, die in der Erwachsenenbildung bzw. Weiterbildung und im Feld lebenslangen Lernens tätig sind. Alle Artikel können kostenlos heruntergeladen und die Druckausgabe zum Selbstkostenpreis erworben werden. Das Magazin wird aus Mitteln des BMBWF gefördert und erzielt jährlich über 150.000 Downloads.
Call Ausgabe #38 – Einreichung noch möglich
Nur noch bis 10. Mai 2019 ist eine Einreichung für die Ausgabe „Arbeitsmarktorientierte Erwachsenenbildung – AkteurInnen, Politik und Praktiken" möglich. Den aktuellen Call finden Sie hier. AutorInnen sind eingeladen, Beiträge einzureichen, die sich mit der Verquickung von Arbeitsmarkt- und Erwachsenenbildung(spolitik) sowie beobachtbaren Tendenzen in Theorie und Praxis beschäftigen.
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