5 Tipps zur Beschreibung von Lernergebnissen

26.11.2017, Text: Wilfried Frei und Lucia Paar, Redaktion: Redaktion/CONEDU
Lernergebnisse helfen bei der Planung von Lehr-Lernprozessen und zeigen erworbene Kompetenzen auf. Worauf sollte man beim Formulieren achten?
Fünf Tipps für die Beschreibung transparenter Lernergebnisse
Foto: CC0 Public Domain, http://pixabay.com
Ein Lernergebnis bezeichnet im Allgemeinen die Gesamtheit der Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die eine Person nach Durchlaufen eines Lernprozesses erwerben kann bzw. erworben hat. Das hat sich auch mit dem Erscheinen des vor wenigen Tagen veröffentlichten europäischen Handbuchs "Defining, writing and applying learning outcomes" (CEDEFOP 2017) nicht geändert.

 

Die Orientierung an Lernergebnissen und die damit verbundene Hoffnung auf einen Mehrwert gegenüber der herkömmlichen Lernzielformulierung wird in der Erwachsenenbildung schon seit Beginn des Millenniums (Lissabon-Strategie) diskutiert. Ein wesentliches Ziel einer stärkeren Ausrichtung an Lernergebnissen besteht darin, die erworbenen bzw. zu erwerbenden Kompetenzen transparent und vergleichbar zu machen. Daneben kann die Orientierung an Lernergebnissen auch helfen, eventuelle Prüfungskriterien schlüssiger zu gestalten und Lernziele für TeilnehmerInnen einsichtig zu machen.

 

Damit man von diesen Vorteilen auch profitieren kann, ist es ratsam, ein paar Faustregeln bei der Formulierung von Lernergebnissen zu berücksichtigen. Wir haben sie aus der Erfahrung mit der Formulierung hunderter Lernergebnisse und in Kenntnis hilfreicher Literatur gesammelt und demonstrieren sie in diesem Artikel mit Beispielen aus dem Onlinekurs EBmooc.

 

Beobachtbare Handlungen statt Zustände beschreiben

Wichtig ist zunächst, dass die Lernergebnisse für die TeilnehmerInnen im Rahmen des Lernprozesses erreichbar sind und wenn nötig nach Niveaus unterschieden werden. Eine Ergebnisbeschreibung bildet ein Versprechen ab und sollte daher - zumindest in den meisten Fällen und unter definierten Bedingungen wie z.B. Vorwissen - auch erreichbar sein.

 

Um Lernergebnisse sichtbar und transparent zu beschreiben, ist es wichtig, diese als beobachtbares bzw. nachweisbares Verhalten und Handeln zu beschreiben und nicht als Zustände. So kann man beispielsweise statt des Begriffs "wissen" die Bezeichnung "erklären können" verwenden.

 

Folgendes Lernergebnis des Onlinekurses EBmooc illustriert ein Beispiel der Lernergebnisbeschreibung: Nach Modul 1 sind die AbsolventInnen in der Lage die Merkmale von MOOCs zu beschreiben und den Unterschied zwischen xMOOCs und cMOOCs zu erklären.

 

Immer wieder gilt es abzuwägen, wann und wie sehr man sich hierbei auf die Nachweisbarkeit einer Lernergebnisbeschreibung stützt. Werden Lernergebnisse nach dem Kurs geprüft, kommt man um diese Bedingung schwer herum. Manchmal aber kann ein zu strenges Festhalten an der Nachweisbarkeit dazu führen, dass die Bedeutung des eigentlich möglichen Lerngewinns nicht adäquat wiedergegeben wird. Ein Lernen, das nicht messbar ist, würde in der Beschreibung dann verloren gehen. Dies kann vor allem dann der Fall sein, wenn es um Bildungsveranstaltungen mit einem hohen Anteil an selbstreflexiven Inhalten geht oder in Kursen, die von Erfahrungsaustausch leben.

 

Aktive und eindeutige Verben verwenden

Um die Beschreibung der Lernergebnisse transparent und unmissverständlich zu formulieren, setzt man am besten aktive und konkrete Verben ein. Worte wie "anwenden", "durchführen" oder "beschreiben" eignen sich somit gut für eine Formulierung, Begriffe wie "vertraut sein mit" oder "sich einer Sache bewusst sein" weniger.

 

Ein einfacher Satzbau unterstützt ein gutes Verständnis ebenfalls. Außerdem ist es wichtig, dass der Bezug zum Lerngegenstand in der Beschreibung immer gegeben ist.

 

Beispiel eines Lernergebnisses aus dem EBmooc: Nach Modul 4 sind AbsolventInnen in der Lage die Merkmale von Blended Learning und eLearning zu beschreiben und die Planungsprinzipien dieser Lernformen für die eigene Arbeit umzusetzen.

 

Bedingungen der Lernergebnisse sichtbar machen

Lernergebnisse kommen unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen zustande. Für eine klare Struktur und ein gutes Verständnis ist es notwendig, diese Bedingungen deutlich zu machen und zu zeigen, worauf sich das Lernergebnis bezieht und in welchen Kontext es eingebettet ist.

 

Beispiel eines Lernergebnisses aus dem EBmooc: Nach Modul 2 sind die AbsolventInnen in der Lage IKT-Tools für die Erwachsenenbildung umzusetzen, und zwar

  • Doodle für kleine Umfragen und Terminvereinbarungen anzuwenden,
  • Padlet zur Gestaltung einer digitalen Pinnwand einzusetzen,
  • mit xMind Themen strukturiert darzustellen und für die Planung oder Dokumentation von Bildungsveranstaltungen einzusetzen,
  • eduPad für kollaboratives Arbeiten anzuwenden,
  • Office Lens zur Dokumentation in Lehr-/Lernsettings zu benutzen,
  • Polleverywhere für die Erstellung von Umfragen einzusetzen sowie
  • Wortwolken zur bildlichen Darstellung von Themen und Inhalten einer Bildungsveranstaltung zu erstellen.

 

Wirkungen in die Lernergebnisbeschreibungen aufnehmen

Dies stellt eine Erweiterung der Beschreibung von Bedingungen und Kontext dar. Fallweise kann es nämlich sinnvoll sein auch Wirkungen in die Beschreibung von Lernergebnissen aufzunehmen. Sie erscheinen dadurch plastischer und weniger technisch. Die Lernergebnisse kann man so in einen lebens- bzw. arbeitsplatznahen Kontext setzen. Was kann ich nachher, und was kann ich damit machen, ist eine Frage, die so eine Formulierung beantwortet.

 

Beispiel eines Lernergebnisses aus dem EBmooc: Nach Modul 3 sind die AbsolventInnen in der Lage die Funktionsweise von Social Media zu beschreiben und Grundlagen zur Gestaltung einer Facebook-Website umzusetzen. Dies kann dazu beitragen, den Social-Media-Auftritt der eigenen Bildungseinrichtung erfolgreich zu gestalten.

 

Dieses Vorgehen bewährt sich besonders, wenn die Lernergebnisbeschreibung auch für die Bewerbung des Bildungsangebots herangezogen werden soll. Wichtig dabei ist, diese Wirkungen eben nicht als Lernergebnis als solches zu formulieren, sondern als (mögliche) Folge der Nutzung eines Lernergebnisses.

 

"Richtig" und "falsch" als Kriterien durch qualitative Beschreibung ersetzen

Wörter wie "korrekt" oder "richtig" wird man in der Beschreibung von Lernergebnissen meist vermeiden, außer es geht um definitive Kenntnisse wie einen Gesetzestext. Denn "richtig" und "falsch" wären nur überprüfbar, wenn es sehr eindeutige und nicht widersprüchliche Verhaltensregeln gibt. Unmissverständlicher ist es, die Qualität zu beschreiben, um die es geht und worauf sich diese bezieht - also wiederum die Bedingungen anzuführen.

 

Beispiel eines Lernergebnisses aus dem EBmooc: Nach Modul 5 sind AbsolventInnen in der Lage offene Bildungsressourcen zu recherchieren und entsprechend der Richtlinien von Creative-Commons zu lizenzieren.

Weitere Informationen:
Creative Commons License Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Verwandte Artikel