wEBtalk: Erwachsenenbildung im Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Markt
Große Differenzen bei Finanzierung im Bildungsbereich
Kurt Schmid betonte in seinem einleitenden Impulsvortrag, dass sich der Bildungsbereich hinsichtlich der Finanzierung als sehr differenziert darstelle. Er zitierte eine Studie des IHS aus dem Jahr 2009, die besagt, dass die öffentliche Hand nur 14% der Gesamtausgaben für Weiterbildung in Österreich trägt. Zum Vergleich: Privatpersonen kommen für 21% der Kosten auf, AMS und ESF für 35% und Betriebe übernehmen 30% der Weiterbildungskosten. Gleichzeitig sei die Beteiligung an Weiterbildung im internationalen Vergleich recht niedrig.
Initiative Erwachsenenbildung als Vorbild
Michael Tölle strich hervor, dass im Gegensatz zur schulischen Erstausbildung viele Maßnahmen der Erwachsenen- und Weiterbildung für die Teilnehmenden mit Kosten verbunden sind. Gerade in Bereichen, wo es um das Nachholen formaler Bildungsabschlüsse gehe, sei es notwendig, eine langfristige und österreichweit einheitliche öffentliche Finanzierung zu gewährleisten. Tölle nannte hier die Initiative Erwachsenenbildung, eine seit 2012 bestehende Länder-Bund-Initiative, in deren Rahmen Basisbildung und das Nachholen des Pflichtschulabschlusses zu 100% gefördert wird, als Beispiel guter Praxis: „Hier ist ein Modell entstanden, das auch für andere Bildungsinhalte richtungsweisend sein kann."
Bereitschaft zur privaten Finanzierung zeigt Wert von Bildung
Peter Zeitler stimmte Michael Tölle zu, dass dort, wo formale Bildungsabschlüsse nachgeholt werden, eine öffentliche Finanzierung durchaus Sinn mache. Dies stelle einen Schritt in Richtung Gleichbehandlung der verschiedenen Bildungswege dar. Außerdem sei es wünschenswert, die berufliche Bildung bis hin zur Meisterprüfung zu unterstützen, um den Stellenwert der beruflichen Bildung zu betonen. Grundsätzlich zeige die Bereitschaft, Weiterbildung privat zu finanzieren, aber auch, dass Bildung den Einzelnen etwas wert sei. Besonders erfreut zeigte sich Zeitler über die hohe Bereitschaft der Unternehmen, berufliche Weiterbildung zu finanzieren: „Es besteht ein Bewusstsein, dass die Bildung der MitarbeiterInnen eine Investition in die Zukunft ist, die sich lohnt." Öffentliche Unterstützung sei vor allem da notwendig, wo besondere Anreize gesetzt werden sollen oder TeilnehmerInnen sich Bildung sonst nicht leisten könnten.
Wirkung von Finanzierungsinstrumenten genau erforschen
Bei der Diskussion über die Finanzierung sei es wichtig genau hinzusehen, wie Finanzierungsinstrumente wirken, so Kurt Schmid. „Denn nicht alles, was gut gemeint ist, setzt sich gut um." Statt die Frage nach Öffentlichkeit und Markt nur ideologisch zu sehen, solle man sich vielmehr ansehen, was funktioniert und was nicht. Auch die Forschung könne hierzu einen Beitrag leisten, so Schmid abschließend.
Demnächst: Magazin erwachsenenbildung.at zum Thema
Zum Thema des wEBtalk erscheint demnächst auch die neue Ausgabe 32 des Magazin erwachsenenbildung.at, herausgegeben von Kurt Schmid und Lorenz Lassnigg. Die neue Ausgabe regt mit insgesamt 15 Beiträgen zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Öffentlichkeit, Markt und Bildung an. Sie ist ab 27. Oktober 2017 unter https://erwachsenenbildung.at/magazin online verfügbar.
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