bib-wiki für europaweite Studie ausgewählt
Viele Artikel sind nun auch öffentlich zugänglich. Für praktische Fragen wie: „Ich möchte Deutsch lernen“ über „Ich suche Unterstützung beim Lernen“ bis zu „Ich brauche Unterstützung in einer Krise“ gibt es knappe Informationen, die zu den wichtigsten Anlaufstellen führen. Die Zugriffszahlen zum bib-wiki sind seither markant gestiegen.
bib-wiki = gute Praxis mit Eigenschaften
CEDEFOP, das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung, lotet in einer umfassenden Studie aus, welche Rolle Online-Instrumente in der Bildungs- und Berufsberatung spielen können und welche Modelle guter Praxis unter welchen Bedingungen sinnvollerweise übertragbar sind. Online-Tools aus ganz Europa wurden gesammelt, daraus wurden 25 Fallbeispiele für eine tiefergehende Analyse ausgewählt. Ein Handbuch und eine Reihe von Workshops sollen der Verbreitung der „guten Praxis“ dienen.
Eines dieser Modelle guter Praxis ist das bib-wiki!
Anfang Dezember waren die StudienautorInnen in Wien und führten mit dem bib-wiki Team ein ausführliches Interview. Ein moderiertes Round Table-Gespräch und Telefoninterviews mit bib-wiki UserInnen aus unterschiedlichen Bereichen folgten.
Dabei wurde das bib-wiki als interessantes, innovatives Modell diskutiert. Besonders herausgestrichen wurden folgende Eigenschaften:
- kollaborativ und redaktionell
Die besondere Qualität des bib-wiki entsteht aus der Kombination von redaktioneller Betreuung und enger Zusammenarbeit mit AkteurInnen aus dem Feld. Es führt sozusagen das Wissen aus der Praxis und die Infos, die in der Praxis benötigt werden, zeitschonend zusammen.
Wie kam es dazu?
Niemand weiß so gut wie die BildungsberaterInnen selbst, welche Themen jeweils für die Beratung relevant sind, zu welchen Fragen Informationen benötigt werden und in welcher Form. Es ist aber aufwändig, die Informationen zu recherchieren und so abzulegen, dass sie wieder leicht gefunden werden. Insbesondere kleinere Beratungsstellen verfügen über zu wenig zeitliche Ressourcen dafür. Es erschien daher sinnvoll, Informationen in ein gemeinsames Tool – eben in ein wiki für BildungsberaterInnen – zu stellen.
Bald zeigte sich jedoch, dass es deutlich mehr Zeit braucht als üblicherweise im Beratungsalltag dafür vorgesehen ist, die Informationen zu strukturieren – also aufzubereiten und thematisch zuzuordnen. So kam es zu einer zentralen Betreuung des bib-wiki: Das Redaktionsteam nimmt Artikel oder Themen auf, recherchiert gegebenenfalls und strukturiert die Informationen. In diese Struktur können BeraterInnen ohne viel Aufwand eigene Informationen ergänzen oder vorhandene korrigieren.
- flexibel
Aus diesem Ansatz heraus kann das bib-wiki Team unkompliziert auf neue Anforderungen reagieren und für die Bildungsberatung brennende Themen sofort aufgreifen. So baute es in den letzten Monaten der Bereich „Bildungsberatung für geflüchtete Menschen“ aus. Aber auch wenn z.B. eine neue Websites aufgebaut, kurzfristig eine Veranstaltung angekündigt oder eine spannende Publikation veröffentlicht wird, so werden diese Infos gleich über das bib-wiki verbreitet.
- nutzerInnenorientiert
Bei der Strukturierung der Infos steht der Nutzen der UserInnen im Fokus – egal, ob diese BeraterInnen oder Privatpersonen sind: diese sollen nicht seitenweise Texte durchgehen müssen, um die für sie wichtigen Infos zu finden. Vielmehr sollen sie Fragen und Antworten vorfinden, die genau auf ihre Problemlage zugeschnitten sind.
Dabei wird auf eine klare, gut lesbare Sprache geachtet, Fachausdrücke werden erklärt bzw. überhaupt vermieden.
- auf Bewährtem aufbauend
Wikipedia stand Pate für das bib-wiki. Das hat Vorteile:
Das Prinzip der Internetenzyklopädie ist allgemein bekannt. Also verstehen alle UserInnen sofort, wie die Informationen „ins bib-wiki“ gekommen sind und wie sie diese nutzen können.
Die auch für Wikipedia verwendete Software Mediawiki ist kostenlos. Mit nur geringem finanziellem Aufwand konnte ein funktionierendes Programm für die Bedürfnisse der Bildungsberatung angepasst werden.
- IKT meets Vernetzung
Der Einsatz von Technologie alleine bedeutet noch nicht viel – das ist eine zentrale Erkenntnis aus Projekten dieser Art.
Natürlich war für das bib-wiki die Entwicklung der Software, die diese einfache kollaborative Zusammenarbeit ermöglicht, wesentlich gewesen. Doch die Voraussetzung für das Commitment der AkteurInnen beruht auf persönlicher Vernetzung, z.B. über bib-wiki Cafés oder Workshops. Und nicht zuletzt auf der Tatsache, dass das bib-wiki aus einer Idee aus der Community entstanden ist und dass sich viele BeraterInnen schon an seinen ersten Schritten beteiligt hatten!
- Organisationsstruktur und Nutzen
Je kleiner eine Beratungseinrichtung bzw. je weniger BildungsberaterInnen in einer Organisation tätig sind, umso größer ist für sie der Nutzen des bib-wiki.
In größeren Organisationen sind oft organisationsspezifische Handlungsweisen und Interessen verankert, wie z.B. diverse Formen des internen Wissensmanagements, der Selbstdarstellung etc., die der Nutzung des bib-wiki und vor allem der Idee des „Teilens“ ein Stück weit entgegenwirken. Dieser Effekt ist bei Netzwerken, in denen sich mehrere Partnerorganisationen regional abstimmen müssen, oft sogar noch verstärkt. Doch auch diese ziehen Nutzen aus dem bib-wiki: es steht ihnen genauso wie ihren KundInnen für Recherchen zur Verfügung, und sie selbst werden mit ihrer Kompetenz und ihrem Angebot gut sichtbar.
In jedem Fall eignet sich das bib-wiki ganz besonders für den Einstieg: Neue BeraterInnen können sofort andocken und sich in der Szene zurechtfinden. Neue BeraterInnen sofort andocken und sich in der Szene und im Informationsdschungel gut zurechtfinden.
Tatsächlich melden sich fast wöchentlich neue UserInnen an!
- Stärkung der Vernetzung und damit des qualitätsvollen Handelns in der Bildungsberatung
Bildungsberatung findet an der Schnittstelle von Bildung, Arbeitswelt und Sozialem statt – das spiegelt sich sowohl in den Inhalten des bib-wiki als auch in den Arbeitsbereichen seiner UserInnen wider.
Die Vernetzung der BeraterInnen ist daher besonders wichtig. Das bib-wiki unterstützt die Vernetzung und trägt damit – nach Einschätzung der StudienautorInnen – „insgesamt zum qualitätsvollen Handeln in der Bildungsberatung bei“.
Umsetzung und Förderung
Möglich wurden diese Entwicklungen durch die Förderung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und des Europäischen Sozialfonds. Das Projekt wird von in between umgesetzt.
Neugierig geworden?
Unter www.bibwiki.at kann jedeR nachschlagen und Infos finden.
Doch als BeraterIn bringt Ihnen eine kostenlose Anmeldung manche Vorteile:
- Zugang zu allen Seiten: Sie können auch interne Infos und Notizen aus der Community lesen.
- Schreiberecht: Sie können eigene Infos hineinstellen, Artikel ergänzen oder verändern.
- Benachrichtigungen über die Mailbox – die wohl beliebteste Funktion: Sie werden automatisch über Neuigkeiten, über Veranstaltungen und Publikationen speziell für BildungsberaterInnen und über neu angelegte Artikel im bib-wiki benachrichtigt. Oder dann, wenn ein Artikel geändert wurde, den Sie selbst verfasst oder verändert hatten.
Sie können im bib-wiki schreiben, müssen aber nicht. Sie gehen eine einzige Verpflichtung ein: Darauf zu reagieren, sollten Sie im bib-wiki eine unklare, veraltete oder unvollständige Information finden – und sei es einfach durch einen kurzen Hinweis an die wiki-Redaktion.
Allein damit tragen Sie mit Ihrem Wissen substanziell zur Qualität des bib-wiki bei – ganz im Sinne des kollaborativen Handelns!
Zum Abschluss ein O-Ton einer Nutzerin:
Aus einem Antwortmail einer Beraterin auf die Einladung zum bib-wiki Café:
„Ich bekomme immer wieder wertvolle Tipps aus dem bib-wiki, die ich auch in meinem beruflichen Netzwerk verteile. Vorige Woche war ich bei einer Tagung (…). Von der Bertelsmannstiftung hab ich die Kompetenzkarten bestellt und heute unser Kursprogramm an die BildungsberaterInnen in meiner Region ausgemailt. Infos und Kontakte kamen über bib-wiki. Danke für dieses tolle Service!“
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