Aufzeichnung des 2. wEBtalk online verfügbar

Externe Vorgaben beschränken Autonomie
Peter Schlögl beleuchtete in seinem Impulsvortrag zwei Perspektiven, die zu problematischen Verhältnissen führen. Einerseits gehe es um den Wert, der der Lehrtätigkeit von ErwachsenenbildnerInnen durch die Gesellschaft zugemessen werde, so Schlögl. Andererseits seien es externe Vorgaben seitens der Fördergeber oder des Arbeitsmarkts als "Nachfrager" von Erwachsenenbildung, die die Autonomie des Berufsfeldes einschränken.
Trotz Unzufriedenheit von der Tätigkeit erfüllt
Birgit Aschemann nannte die Situation der ErwachsenenbildnerInnen eine "multikausale Problemlage". Hohe Flexibilitätsanforderungen und Unsicherheiten würden die Situation der - im Erwachsenenbildungsbereich meist weiblichen - Beschäftigten noch verschärfen. Trotz der prekären Verhältnisse, so die Bildungswissenschafterin, sei in empirischen Erhebungen im Bereich der Basisbildung eine hohe durchschnittliche Gesamtzufriedenheit mit dem Beruf und den damit verbundenen Beziehungsaspekten festzustellen.
Interessensgemeinschaften setzen sich für Verbesserungen der Bedingungen ein
Sabine Schröder, die selbst in einer Interessensgemeinschaft aus BasisbildnerInnen und TrainerInnen von Deutsch als Zweit- und Fremdsprache aktiv ist, betonte in ihrem Diskussionsbeitrag, wie wichtig solche Zusammenschlüsse für die Verbesserung der Bedingungen seien.
Eine Forderung der IG sei etwa jene nach einer Bezahlung von Vor- und Nachbereitungszeiten. "Irgendwann stehen KursleiterInnen vor der Entscheidung, ob sie nur das machen, wofür sie bezahlt werden, oder ob sie persönliche Abstriche machen - die Zeit eben doch unbezahlt reinstecken, um den TeilnehmerInnen guten Unterricht bieten zu können oder auch selbst mit sich zufrieden zu sein", sagte Schröder. Einen Austausch zwischen KursleiterInnen und das gemeinsame Eintreten für bessere Arbeitsbedingungen sehe sie daher als unerlässlich.
Interessensgruppen, aber auch Legislative und Politik gefordert
Bei einer abschließenden Umfrage unter den TeilnehmerInnen des wEBtalk kristallisierte sich heraus, von wem Veränderungen ausgehen sollten. Hier wurden Interessensgruppen, aber auch Legislative/Gesetzgeber sowie Politik/Fördergeber als Kräfte genannt. Ihnen wird zugetraut, eine Professionalisierung voranzutreiben, die über eine individuelle Professionalitätsentwicklung hinausgeht, also auch die Arbeitsverhältnisse beeinflusst.
Publikum und DiskutantInnen waren sich einig, dass eine Professionalisierung nur als kollektive Aufgabe verstanden werden könne. Es gehe auch um Bewusstseinsarbeit, dass das "Herstellen von professionellen Lehr-Lernsettings für Erwachsene nicht etwas ist, was jede/r kann", wie es Peter Schlögl formulierte. Dann habe man gute Chancen, etwas zum Positiven zu verändern.
wEBtalks: Fachlich auf dem Laufenden bleiben
wEBtalks sind ein interaktives Format von www.erwachsenenbildung.at. Es bietet die Gelegenheit, aktuelle Fragen der Erwachsenenbildung online zu diskutieren. Nach der gelungenen Pilotveranstaltung im Herbst 2015 findet der wEBtalk heuer bereits mehrmals statt. Jeder wEBtalk beschäftigt sich mit einem Schwerpunkt, der von der Online-Redaktion ausgegeben wird und sich an aktuellen Fragestellungen der Erwachsenenbildung orientiert. ExpertInnen teilen ihr Wissen zum Thema in Form eines kurzen Impulses, eingeladene Fachleute tragen zur Diskussion bei. Das Online-Publikum ist eingeladen, im Chat Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. Die Teilnahme am wEBtalk ist kostenlos. Jeder wEBtalk ist anschließend auf YouTube zum Nachsehen verfügbar.
- erwachsenenbildung.at auf YouTube
- Die blinden Flecken im Professionalisierungsdiskurs. Arbeitsrealität in der Erwachsenenbildung
Magazin erwachsenenbildung.at, Ausgabe Nr. 26, Oktober 2015
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