Das Bewusstsein für Erwachsenenbildung stärken – in acht Schritten

14.11.2018, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Eine Anleitung aus dem Bereich der „advocacy“ kann helfen, Unterstützungskampagnen im Bildungsbereich aufzubauen und eine breite Öffentlichkeit für Themen der Erwachsenenbildung zu sensibilisieren.
Eine Unterstützungskampagne für die Erwachsenenbildung erfordert gute Planung.
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Unter dem englischen Wort „advocacy" versteht man die Sensibilisierung der Bevölkerung bzw. politischer EntscheidungsträgerInnen für ein Thema – eine Methode, die auch in der Erwachsenenbildung hilfreich sein kann, um Aufmerksamkeit auf wichtige Botschaften zu lenken.

 

Ob Aktionen im öffentlichen Raum, Veranstaltungen oder Stellungnahmen – eine Kampagne für die Erwachsenenbildung will gut geplant sein. Die Beteiligten müssen sich untereinander abstimmen und klären, wer für welche Schritte zuständig ist und wann diese gesetzt werden. Während Flexibilität wichtig ist, um gegebenenfalls umplanen zu können, sollte man das langfristige Ziel im Blick behalten. In jedem Fall gilt aber: Ein Schritt nach dem anderen.

 

1. Ziele definieren

Zunächst ist es notwendig, die Ziele festzulegen – etwa, was man mit der Kampagne erreichen möchte, welche Punkte angesprochen werden sollen und ob eine kurzfristige oder langfristige Wirkung angestrebt wird. Beispielsweise könnte ein Ziel einer Kampagne lauten: „Wir möchten die Bevölkerung für Basisbildungsbedarf und –bedürfnisse sensibilisieren." Dieses Ziel dient dann als Grundlage für die weiteren Schritte.

 

2. Zielgruppen kennenlernen

Als nächstes gilt es, die Zielgruppen für die Kampagne festzulegen. Dies kann z.B. die politische Ebene, d.h. GesetzgeberInnen, aber auch erwachsene Lernende oder die breite Öffentlichkeit sein. Zum oben beschriebenen Ziel, die Bevölkerung für Basisbildungsbedarf und –bedürfnisse zu sensibilisieren, kann beispielsweise die breite Öffentlichkeit als Zielgruppe festgelegt werden.

 

3. Botschaft entwerfen

In einem nächsten Schritt wird eine Botschaft entwickelt, die dazu geeignet ist, sie der Zielgruppe näher zu bringen und damit das Ziel zu erreichen. Dabei sollte man sich im Klaren sein, was man erreichen möchte, so Raffaela Kihrer vom europäischen Erwachsenenbildungsverband EAEA in einem Workshop zum Thema: „Die Botschaft soll zum Ziel passen, sie soll einfach, fokussiert und positiv formuliert sein." Wichtig ist weiterhin, dass die Botschaft den Informationsbedürfnissen der Zielgruppe nachkommt und auch die Umweltbedingungen bzw. der Kontext berücksichtigt werden. Belege, faktische Information und ökonomische Argumente können eine Botschaft zusätzlich untermauern, während Anekdoten die emotionale Vorstellungskraft anregen können.

 

Eine Botschaft, die die Bevölkerung für Basisbildungsbedarf und –bedürfnisse sensibilisiert, könnte beispielsweise Daten aus der PIAAC-Erhebung als Grundlage beinhalten oder wahre Begebenheiten aus dem Leben einer Person mit Basisbildungsbedarf nacherzählen.

 

4. MultiplikatorInnen identifizieren

Eine wichtige Frage ist auch, durch welche Personen sich die Zielgruppe am besten angesprochen fühlt. Solche MultiplikatorInnen können bekannte Personen sein, die als Testimonials auftreten, oder auch Lernende selbst, die ihre Geschichte in Form einer „learner's story" erzählen. Auch ErwachsenenbildnerInnen oder TrainerInnen können beitragen, um die Botschaft an deren TeilnehmerInnen weiterzugeben.

 

5. Methoden zur Verbreitung wählen

Jetzt gilt es die Botschaft unter die Zielgruppe zu bringen. Die breite Öffentlichkeit kann man etwa durch Werbung, Social Media Posts, Kampagnen zur Bewusstseinsbildung oder Veranstaltungen erreichen. Wichtig sei auch hier eine positive Sprache sowie die Auswahl der richtigen Kommunikationskanäle. „Die Information muss zeitnah kommuniziert werden und Quellen müssen verlässlich sein", strich Kihrer hervor.

 

6. Ressourcen und Risiken analysieren

Vor der Einführung einer Kampagne empfiehlt es sich Kihrer zufolge, eine Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren (SWOT-Analyse) durchzuführen. Bestehende Ressourcen und Chancen, wie etwa bestehende Allianzen oder Geschäftsbeziehungen, Informationen, Budget oder vorhandene Fähigkeiten der MitarbeiterInnen sollte man hier berücksichtigen.

 

7. Nächste Schritte planen

„Sich selbst erreichbare Ziele setzen und Schritt für Schritt steigern", fasste Raffaela Kihrer die langfristige Planung einer Unterstützungskampagne für die Erwachsenenbildung zusammen. Hierzu kann man eine „advocacy"-Strategie bzw. einen Plan erarbeiten, der die folgenden Punkte enthält: Prioritäre Bereiche, Aktion, Ziel, Zeitplan, PartnerInnen, Ressourcen, sowie nächste Schritte.

 

8. Effektivität evaluieren

Alle Schritte sollten regelmäßig evaluiert werden, um sicherzugehen, dass die Strategie effektiv ist. Dies bedeutet, neue Chancen und Herausforderungen zu berücksichtigen und die Strategie ggf. anzupassen. Veränderungen sollen darüber hinaus auch intern kommuniziert werden. Schlussendlich geht es bei „advocacy" immer darum, Beziehungen aufzubauen.

 

Advocacy auf europäischer Ebene – ein Workshop zum Thema

Im Rahmen des EAEA Younger Staff Training (wir berichteten) widmeten sich die TeilnehmerInnen gemeinsam mit EAEA Policy Officer Raffaela Kihrer dem Thema „advocacy" für Erwachsenenbildung und entwickelten eigene Kampagnen. So entstand beispielsweise die Idee, die Bevölkerung mittels Informationsmaterialien auf Gesundheitsbildung aufmerksam zu machen. Außerdem wurden Beispiele bereits umgesetzter Kampagnen diskutiert, wie etwa das Statement von EAEA zum Thema „Put the Plus into Erasmus+".

Weitere Informationen:

 


Die Teilnahme der Autorin am EAEA Younger Staff Training wurde aus Mitteln der Europäischen Union, Programm Erasmus+ (KA1 Mobilitäten) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt die Verfasserin; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

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