Integrationsfonds stellt Lernunterlage für Wertekurse vor

Kursunterlage informiert über Rechte und Pflichten
Die Lernunterlage soll Menschen über ihre Rechte und Pflichten in Österreich informieren. Zentrale Bestandteile der Kurse sind die Grundwerte der österreichischen Verfassung wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, Menschenwürde und demokratische Prinzipien.
Dabei stellen die AutorInnen den Leistungsbegriff in den Vordergrund und betonen, dass das Erlernen der deutschen Sprache und eine Berufsausbildung wichtige Voraussetzungen seien, um in der österreichischen Gesellschaft anzukommen.
Die Kurse werden für Frauen und Männer gemeinsam angeboten, primäre Zielgruppe sind Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte.
Gemischte Reaktionen auf die Kurse
Rund um die Wertekurse ist ein von Polemik geprägter Diskurs entstanden, bei dem selbst asylkritische ProtagonistInnen den Wertekursen nicht nur positiv gegenüber stehen.
Wie die Website des Außenministeriums verlautet, möchte Minister Kurz den Flüchtenden mit den Kursen ein klares Bild von den Chancen und Regeln des Lebens in unserem Land geben. Dass eine nachhaltige Verhaltensänderung allerdings kaum durch einen nur achtstündigen Kurs erreicht werden könne, kritisierte unlängst etwa Sprachwissenschafter Gero Fischer im Standard.
Die VHS Hietzing twitterte "Deutschkurs = Wertekurs" und wies so darauf hin, dass in vielen Sprachkursen auch bisher schon eine implizite Auseinandersetzung mit Werten stattfindet, und zwar ohne eine Leitkultur vorzuschreiben.
Wertekurse reichen nicht aus
VertreterInnen gemeinnütziger Organisationen und WissenschafterInnen betonten zuletzt bei einem Symposium (wir berichteten), dass Wertekurse nicht ausreichen, wenn es um ein gelungenes Miteinander geht. Vielmehr gehe es laut Bildungswissenschafterin Annette Sprung darum, "den mit Migration verbundenen sozialen Wandel quer durch alle Bevölkerungsteile zu bearbeiten". Besser als durch Wertekurse gelinge das durch Projekte, an denen Geflüchtete gemeinsam mit Einheimischen teilnehmen würden. Denn die Migrationsgesellschaft betreffe uns schlussendlich alle, nicht nur jene mit Migrationsbiographie.
Über die Lernunterlage
Die Broschüre "Mein Leben in Österreich - Chancen und Regeln" wird vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) herausgegeben; verfasst wurde sie vom Leiter des Jüdischen Beruflichen Bildungszentrums Ilan Knapp, der Analystin Karin Kneissl und dem Rechtsphilosophen Christian Stadler. Medienhaber ist der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF).
Die Lernunterlage ist derzeit auf der Website des ÖIF in einer zweisprachigen Version (Deutsch/Arabisch) erhältlich, Farsi und Englisch sollen demnächst folgen. Ein farblicher Code leitet LeserInnen durch die sechs Kapitel "Stellenwert von Sprache und Bildung", "Arbeitswelt und Wirtschaft", "Gesundheit", "Wohnen und Nachbarschaft", "Prinzipien des Zusammenlebens - rechtliche Integration" und "Vielfalt des Zusammenlebens - kulturelle Integration".
Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft
Integrationskurse und Spracherwerb mögen ein Anfang sein. Doch wenn es um den sozialen Wandel geht, der mit Zuwanderung verbunden ist, sind die Menschen mit Migrationserfahrung nur eine der Zielgruppen von Erwachsenenbildung. Die Anforderungen der Migrationsgesellschaft betreffen uns alle. Fragen nach Teilhabe, Verständigung und Zusammenleben stellen sich immer wieder neu. Wie Erwachsenenbildung diese Anforderungen beschreibt, reflektiert und deutet, und welche Angebote für Lernen und Bildung sie ihnen entgegen bringt, ist Gegenstand einer Serie von Artikeln auf erwachsenenbildung.at. Alle Beiträge in der Serie finden Sie hier.
- ÖIF
- Lernunterlage "Mein Leben in Österreich" (pdf)
- Standard-Artikel vom 4.3.2016
- VHS Hietzing auf Twitter
- Pressemeldung des BMEIA zu Wertekursen
- Symposiumsbericht: Erwachsenenbildung, Flucht und Asyl
- Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft
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