Erwachsenenbildung und Wirtschaft kooperieren für den Klimaschutz

16.05.2025, Text: Andrea Widmann, Redaktion/CONEDU
Wenn Erwachsenenbildung und Betriebe zusammenarbeiten, können sie die Qualität von Klimaschutzbildung steigern und mehr Teilnehmende erreichen. Die Bildungspartner*innen der „Ich tu’s“ Klimainitiative diskutierten, wie das konkret gelingen kann.
Wie Kooperation zwischen Erwachsenenbildung und Wirtschaft funktionieren, wurde beim Netzwerktreffen der "Ich tu's-Initiative" diskutiert.
Grafik: Pixabay Lizenz, geralt, https://pixabay.com/photos/hands-earth-next-generation-4087018/

„Ich tu’s – für unsere Zukunft. Die Klima- und Energieinitiative des Landes Steiermark" unterstützt seit 2016 Erwachsenenbildungseinrichtungen bei der Integration von Klimaschutzthemen in deren Bildungsprogramme. Bei zwei Ich tu’s – Netzwerktreffen im Frühling 2025 präsentierten Vertreter*innen von Wirtschaftsunternehmen und Erwachsenenbildungseinrichtungen aktuelle Aktivitäten. Die KNAPP AG, zam Steiermark, ecoversum und das Netzwerk CEOs FOR FUTURE gaben Einblicke in ihre Bildungsprojekte. Im Zentrum standen dabei Nachhaltigkeit und Kooperation.

Fachübergreifende Zusammenarbeit für Klimaschutz

Das Unternehmen KNAPP AG ist seit 2022 Bildungspartner der Ich tu's Klima- und Energieinitiative des Landes Steiermark. Im Bereich „Integrated Management System, Corporate Responsibility & Communications“ arbeiten unter anderem Expert*innen für Nachhaltigkeit, Compliance, Qualitätsmanagement und Kommunikation zusammen. Vice President Katrin Pucher hebt beim ersten Netzwerktreffen den Mehrwert von Klimaschutzbildung für die kontinuierliche Verbesserung des Unternehmens hervor. Anlässe für Klimaschutzbildung ergeben sich sowohl aus wirtschaftlichen Überlegungen als auch aus gesellschaftlicher Verantwortung. Die Vertreter*innen von KNAPP betonen, dass durch ressourcenschonendes Verhalten der Mitarbeiter*innen nicht nur das Einsparpotenzial gesteigert, sondern auch die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung zum Thema Nachhaltigkeit in der gesamten Belegschaft gefördert wird.

Arbeitszeit für Klimaschutz investieren

„Wir müssen unsere Bildungskund*innen nicht akquirieren, wir können sie an deren Arbeitsstätten mit einem gut durchdachten Angebot für Klimaschutz gewinnen“, so Harald Gauster von der KNAPP AG, der auch Ansprechpartner der Ich tu’s Initiative ist.

KNAPP AG führte beispielsweise den von JOANNEUM Research entwickelten Climate LIFEstyle Check mit 1.600 Mitarbeiter*innen durch. Tobias Waltenstorfer, Sustainability Manager bei KNAPP AG, berichtet von der motivierenden Wirkung der Auswertung des persönlichen CO2-Fußabdrucks. Dieser bestärke, das eigene Verhalten zu verändern. Auch der Vergleich mit Kolleg*innen sei für viele Mitarbeiter*innen Ansporn für klimafreundlicheres Verhalten, so Waltenstorfer weiter über den großen Vorteil von Klimaschutzbildung am Arbeitsplatz.

Gewerkschaftliche Klimaschutzbildung

Dass nicht nur Arbeitgeber*innen zu Klimaschutzbildung beitragen, zeigen die vielfältigen Klimaschutzaktivitäten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes in der Steiermark. Ute Sonnleitner (Leiterin Bildungsreferat, ÖGB Steiermark) entwickelte gemeinsam mit ecoversum das Workshop-Format „Klimawandel und mein Job“. Seit 2024 gestaltet dieses Angebot die Ich tu's Bildungspartnerin Barbara Lainerberger. Dieses erfolgreiche Pilotformat wurde zunächst an zwei Standorten durchgeführt und soll in Zukunft an weiteren Standorten angeboten werden, so Nina Pauritsch von ecoversum beim Netzwerktreffen. Die ÖGB Landesorganisation Steiermark ist seit 2023 Mitglied im Netzwerk der Ich tu´s Bildungspartner*innen.

Wirtschaft braucht Kooperation mit Bildungsexpert*innen

Für die Durchführung von Planspielen setzt das Unternehmen KNAPP AG auf die Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung. Das Format „Fun Factory“ zum Thema Ressourcenoptimierung entwickelte die ecoversum Akademie. Das Ich tu´s Klimaplanspiel begleiten pädagogische Expert*innen von beteiligung.st. Bei diesem Format erkennen Mitarbeiter*innen die Interessenkonflikte zwischen wirtschaftlicher und nachhaltiger Entwicklung, so Projektleiter Harald Gauster. Das Spiel sensibilisiert auch für die zeitverzögerte Wirkung nachhaltiger wirtschaftlicher Entscheidungen. Die Planspiele werden bei KNAPP für alle Lehrlinge und für alle anderen interessierten Mitarbeiter*innen angeboten. Ohne die Expertise von „Klimaschutz in der Erwachsenenbildung“ wären diese Formate nicht entstanden, so das Zwischenresümee der unternehmensinternen Verantwortlichen für Klimaschutzbildung beim Netzwerktreffen in Hart bei Graz.

Das Arbeitsbündnis Green Jobs: geballte Expertise für Klimaschutzbildung

Wie erfolgreich auch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Anbieter*innen beruflicher Erwachsenenbildung sein kann, zeigt das Arbeitsbündnis Green Jobs. zam Steiermark GmbH, Schulungszentrum Fohnsdorf, bfi Steiermark, move-ment und alea+partner entwickelten 2023 ein Bildungsangebot für Menschen, die auf Jobsuche sind. Verantwortliche des Projekts „Ich tu´s Klimaschutz in der Erwachsenenbildung“ arbeiteten in der Entwicklung mit. Das AMS Steiermark finanziert die entstandene Green Skills Basic Qualifizierung. zam Steiermark GmbH ist die zentrale Anlaufstelle für das Arbeitsbündnis Green Jobs Steiermark. Katharina Kopesky, Regionalleiterin von zam Feldbach und überregionale Nachhaltigkeitskoordinatorin der zam Steiermark GmbH, betonte beim Netzwerktreffen die Vorteile der Zusammenarbeit von Trainerinnen unterschiedlicher Fachbereiche in dieser anbieterübergreifenden Kooperation.

Netzwerk CEOs FOR FUTURE zeigt branchenübergreifende Klimaschutzbildung

Den Wert von Kooperationen unterstreicht beim zweiten Ich tu´s Netzwerktreffen auch Karl Kienzl, der Obmann der Initiative CEOs FOR FUTURE. Diese Initiative besteht seit 2019 und hat aktuell über 80 Mitglieder aus verschiedenen Wirtschaftsbranchen. Die Themenschwerpunkte sind Klimaschutz inklusive Energiewende, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität. In seinem Vortrag stellt Karl Kienzl die Bildungsformate der Initiative vor und hebt besonders den Dialog auf Augenhöhe zwischen Jugend und Entscheidungsträger*innen hervor. So veranstaltet CEOs FOR FUTURE den C4F Gen Z Tag, an dem Führungskräfte von Unternehmen gemeinsam mit ihren jungen Mitarbeiter*innen und Lehrlingen teilnehmen und in Workshops zusammenarbeiten. Dabei entstünden branchen- und generationenübergreifende Handlungsmöglichkeiten für „eine bessere und nachhaltige Zukunft“, so Kienzl. Das Format C4F Zukunftsdialog ist ein weiteres Angebot des Netzwerks - dort findet Austausch und Wissenstransfer zwischen Unternehmensbeauftragten und Vertreter*innen von Jugendorganisationen statt.

Das WIFI Weiterbildungsbarometer 2024 zeigt, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung in Unternehmen nach wie vor von großer Bedeutung sei. Auch Kienzl sieht daher die stärkere Kooperation zwischen Erwachsenenbildung und Wirtschaft als sinnvolle Weiterentwicklung im Bereich Klimaschutzbildung.

Serie und Dossier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Bildung ist gefordert Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und „grüne“ Kompetenzen zu fördern. Wo setzt die Erwachsenenbildung an? In der Serie „Klima- und Umweltschutzbildung“ und dem Dossier „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung“ widmen wir uns dieser Frage.

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