Demokratiebildung am Arbeitsplatz

03.02.2025, Text: Andrea Widmann, Redaktion/CONEDU
Unternehmen, die Demokratiebildung für ihre Mitarbeitenden anbieten und Kompetenzen, die man sowohl für die Arbeit als auch für die Demokratie braucht: Darum geht es in einer Ausgabe der Zeitschrift weiter bilden.
Hand zeigt auf Sprechblasen, im Hintergrund sieht man Personen mit Laptops
Demokratiebildung in der betrieblichen Weiterbildung: Das thematisiert die aktuelle Ausgabe von weiter bilden.
Montage: Pixabay Lizenz, Gerd Altmann, https://pixabay.com

Erwachsenenbildung schafft Räume, in denen Begegnung, Diskussion und Debatte stattfinden und eingeübt werden können, so der leitende Redakteur Jan Rohwerder im Editorial der Ausgabe „Bilden für die Demokratie“. Sind solche Räume für Austausch, solche verbindenden Praxen demokratischer Gemeinschaft auch in Betrieben möglich? Robin Rosenwanger und Thomas Krüger zitieren in ihrem Beitrag derselben Ausgabe den Befund von Bildungswissenschaftler Klaus-Peter Hufer, dass Erwachsene für Angebote der politischen Bildung schwer erreichbar sind und der Faktor Zeit dabei eine große Rolle spielt. Sie weisen daher auf die Möglichkeiten neuer Wege der politischen Bildung in der Arbeitswelt hin.

Synergien zwischen politischer Bildung und Kompetenzen am Arbeitsplatz

Eine Chance politischer Bildung am Arbeitsplatz liegt darin, dass „Kompetenzen, die zur individuellen und gesellschaftlichen Mündigkeit sowie zu demokratischer Resilienz beitragen, (…) letztlich auch für den Arbeitsplatz von nicht zu unterschätzendem Wert“ sind, betonen Rosenwanger/Krüger. Wenn Unternehmen die Selbstverantwortung der Mitarbeitenden stärken wollen, brauchen diese ein mündiges Verantwortungsbewusstsein und den Blick auf das kollektive Ganze des Unternehmens. Beides könne durch Demokratiebildung gefördert werden.

Demokratiebildung in deutschen Unternehmen – das BC4D Netzwerk

Jan Rohwerder stellt in seinem Beitrag der Ausgabe 2/2024 zur Demokratiebildung im Betrieb das deutsche Unternehmensnetzwerk Business Council for Democracy vor: Das Netzwerk umfasst über 80 Unter­nehmen (Stand 12/2024), die die Verbesserung der gesellschaftlichen Resilienz auch als Aufgabe der Wirtschaft sehen. Rohwerder zitiert in seinem Beitrag die Stärkung der „demokratischen Mitte“ als ein Ziel des Netzwerkes. Das Netzwerk möchte dafür Arbeitgeber*innen als „Anwälte einer demokratischen Kul­tur“ gewinnen.

Angebote vom BC4D Netzwerk

Auf der Website des Netzwerks ist nachzulesen, dass für Beschäftigte der beteiligten Unternehmen regelmäßig Weiterbildungen für den Umgang mit digitaler Desinformation, Verschwö­rungstheorien und Hate Speech organisiert werden. Die kostenlosen Angebote finden wöchentlich über einen Zeitraum von ungefähr zehn Wochen statt und bestehen aus acht einstündigen Modulen.

Alle vier Monate wird ein neuer überbetrieblicher Durchgang angeboten, darauf aufbauend besteht die Möglichkeit, an kontinuierlichen Vernetzungstreffen teilzunehmen. Parallel dazu gibt es ein Führungskräfteprogramm zu werteorientierter Führung, Konfliktmanagement und Demokratie. Das Netzwerk berät auch einzelne Unternehmen bei der internen Etablierung von Demokratiebildung und bildet Beauftragte für digitale Debattenkultur und Demokratie aus.

Trends in der Arbeitsorganisation ermöglicht Demokratiebildung

Welches Fazit könnte man nun aus der Ausgabe von weiter bilden ziehen? Angesichts aktueller Trends der Unternehmensentwicklung wie Agilität oder New Work könnten sich „windows of opportunity“ für politische Bildung ergeben: Für agile Unternehmen sind Eigenverantwortung, Kommunikation und Transparenz zentral, was einen Ansatzpunkt für die Diskussion von Machtverhältnissen – und damit für Demokratiebildung – bietet. New Work betont die Notwendigkeit nachhaltiger Arbeitsgestaltung, der Berücksichtigung der Bedürfnisse von Beschäftigten sowie eine wertschätzende, veränderungsorientierte Organisationskultur. Diese Entwicklungen sind nur mit partizipativen Ansätzen und Diskussionsprozessen zu erreichen. Die notwendige Neu-Ausrichtung von Unternehmen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist also gleichzeitig eine Möglichkeit, um Demokratiebildung am Arbeitsplatz umzusetzen.

Nachrichtenserie „Demokratiebildung in der Erwachsenenbildung“

Der Sturm auf das US-Kapitol im Jahr 2021, Angriffe auf deutsche Politiker*innen während des EU-Wahlkampfes und das Erstarken demokratiefeindlicher Bewegungen zeigen, wie tief die Demokratie in der Krise steckt. Wie können wir sie schützen und gestalten? Unsere Nachrichtenserie beleuchtet, welche Rolle Demokratiebildung dabei spielt und informiert über Neuigkeiten, Projekte und Publikationen

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