Erwachsene in reichen Ländern nehmen häufiger an Weiterbildung teil

Der „Global Education Monitoring Report“ führt einmal jährlich Bildungsstatistiken aus verschiedenen Datenquellen zusammen und stellt globale Ländervergleiche an. Der Bericht geht der Frage nach, an welchem Punkt sich der Bildungssektor weltweit befindet, um das vierte UN-Nachhaltigkeitsziel „Hochwertige Bildung“ zu erreichen. Der Bericht enthält auch Daten zur Erwachsenenbildung, wie z.B. die weltweite Beteiligung an Weiterbildung und die Entwicklung digitaler Kompetenzen.
In Ländern mit mehr Einkommen nehmen Erwachsene häufiger an Weiterbildung teil
Zur Frage, wie viele Erwachsene an Erwachsenenbildung teilnehmen, liegen Daten aus 115 Ländern weltweit vor. Im Durchschnitt liegt die Teilnahmequote bei 3%, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern gibt. In Europa beispielsweise, wo viele Staaten im weltweiten Vergleich ein relativ hohes Durchschnittseinkommen haben, nehmen durchschnittlich 8% der 25- bis 64-Jährigen an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Und alle Länder, in denen die Teilnahmequote über 10% liegt, liegen ausschließlich in Europa. Österreich fügt sich in dieses Bild ein - hierzulande nehmen rund 14% der Erwachsenen an Weiterbildung teil.
Bei diesem Vergleich ist allerdings Vorsicht geboten, so die Autor*innen - in den reicheren Ländern ist die Teilnahmequote im Vergleich zu armen Ländern vermutlich noch höher als im Bericht angenommen. Denn in vielen europäischen (und somit reicheren) Ländern bezieht sich die Frage nach der Teilnahme an Weiterbildung lediglich auf die letzten vier Wochen vor der jeweiligen Erhebung. In anderen Ländern wird dagegen häufig nach einem wesentlich längeren Zeitraum von 12 Monaten gefragt.
Männer und Frauen nehmen gleich häufig an Weiterbildung teil
Weltweit nehmen etwa gleich viele Frauen wie Männer an Angeboten der Erwachsenenbildung teil, zeigen die Zahlen aus dem Bericht.
Von den 113 Ländern, für die nach Geschlecht aufgeschlüsselte Daten vorliegen, gibt es nur sechs Länder, in denen der Unterschied zwischen den Geschlechtern mehr als fünf Prozentpunkte beträgt. In diesen sechs Staaten nehmen mehr Frauen als Männer an Erwachsenenbildung teil. Mit einer Ausnahme (Dominikanische Republik) liegen alle diese Länder in Nordeuropa: Dänemark, Estland, Finnland, Island und Schweden. Spezifische Daten für Österreich nennen die Autor*innen des Berichts nicht.
Digitale Skills nehmen zu
Der Bericht geht auch der Frage nach, inwieweit sich die digitalen Fähigkeiten seit der Festlegung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) im Jahr 2015 verbessert haben. Beispielsweise zieht der Bericht Daten heran, die aufschlüsseln, wie viele Erwachsene nach eigenen Angaben bereits Software gesucht, heruntergeladen, installiert und konfiguriert haben. Darüber hinaus geht es aber auch u.a. um den Umgang mit Tabellenkalkulationen und um Programmierfähigkeiten. Aus dem Bericht geht hervor, dass in wohlhabenden Ländern, aus denen die meisten Daten stammen, die digitalen Kompetenzen zugenommen haben. Von den 31 Ländern, für die Daten vorliegen, weisen 23 eine Verbesserung dieser Fähigkeiten um mindestens 5 Prozentpunkte auf. Das gilt auch für Österreich: Hier verfügen 59% der Erwachsenen über diese Kompetenzen - um 7 Prozentpunkte mehr als 2015.
Über den Global Education Monitoring Report
Die UNESCO veröffentlicht seit 2002 jährlich den Global Education Monitoring Report. Ziel ist es, die Fortschritte im Bildungsbereich im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung, insbesondere SDG 4, zu beobachten und darüber zu berichten. Der diesjährige Schwerpunkt liegt auf dem Thema „Technologie in der Bildung“.
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