Drei Däninnen helfen, die „Demokratie-Muskeln“ zu trainieren

Sport hält gesund und jung. Vielleicht haben sich die drei Däninnen auch aus diesem Grund für ihr neues Fitnessprogramm „democracy fitness“ entschieden. Beim Training von Trine, Kathrine und Zakia trainiert man allerdings andere Muskeln als im Fitnessstudio. Es geht darum, die „Demokratie-Muskeln“ zu trainieren und damit die Demokratie zu stärken.
Die „Demokratie-Muskeln“
Zumindest neun „Muskeln“ gilt es zu trainieren, um fit für die Demokratie zu sein. Einer dieser „Muskeln“ ist zum Beispiel die Empathie. Denn in einer Demokratie müsse man fähig sein, sich auch in andere hineinzuversetzen, heißt es auf der Website der Initiative. Ein weiterer „Muskel“ ist die Kompromissfähigkeit. In einer Demokratie sei man nie ganz einer Meinung, Kompromisse seien notwendig, ebenso wie das Abwägen, für welche Themen man sich einsetze, so die Beschreibung des „Muskels“. Weitere „Demokratie-Muskeln“ bzw. Kompetenzen und Eigenschaften sind laut Initiative:
- Genau zuhören können
- Sich eine Meinung bilden können
- Mut zur Debatte haben
- Meinungsverschiedenheiten zulassen
- Andere einbeziehen und mobilisieren können
- Aktiv sein
- Neugierig und offen sein
Das 30-Minuten-Training und eine Masterclass für Fachleute
Die Däninnen haben für diese „Demokratie-Muskeln“ Trainings- bzw. Lerneinheiten entwickelt. Jede dieser Einheiten dauert 30 Minuten. Dabei arbeiten sie viel mit Aktivitäts-Übungen und gegenseitiger Begegnung. Diese Trainings kann man buchen oder auch ein Train-the-Trainer-Camp besuchen. Das Train-the-Trainer-Camp bietet die Möglichkeit, das Training kennenzulernen, die für das eigene Land und den eigenen Kontext relevanten Aspekte zu identifizieren und selbst Übungen zu entwerfen. Außerdem geht es um Lerntheorien und Moderationstechniken.
Für alle, die im Bereich Moderation und Weiterbildung bereits sehr erfahren sind, gibt es auch eine sogenannte Masterclass. Das Angebot bietet vertiefte Inhalte für Fachleute an. Masterclasses finden derzeit nur rund um Dänemark statt. Allerdings gibt es dort auch englischsprachige Angebote. Die nächste englischsprachige Masterclass findet von 23. bis 24. Jänner in Kopenhagen statt. Eine Anmeldung ist via E-Mail möglich.
Training als erste Andockstelle
Reichen 30 Minuten aus, um Demokratie als Lebensform einzuüben? Wohl eher nicht. Dennoch könnte das Format Menschen ansprechen, die gern schnell ins Tun kommen wollen. Diese Art von Training könnte also als Intervention – vielleicht auch im öffentlichen Raum – oder als erste Andockstelle, als erster Impuls dienen, um auf das Thema aufmerksam zu machen, um ins Gespräch zu kommen und weitere Schritte zu gehen.
Die drei Gründerinnen
Trine Demant ist Sozialanthropologin und arbeitet seit vielen Jahren mit dem Design-Thinking-Ansatz. Kathrine Krone bezeichnet sich selbst als „Alltagsaktivistin“. Sie hat einen journalistischen Hintergrund und leitet ein Kulturzentrum in Dänemark. Zakia Elvang ist Partnerin der Organisation „We do democracy“, die sich der „Demokratieinnovation“ verschrieben hat und neue Demokratieformate entwickelt. Sie ist außerdem Vorsitzende des Vereins Demokratiscenen, einer Non-Profit-Organisation, die sich für die Entwicklung und Stärkung einer lebendigen und partizipativen Demokratie einsetzt.
Nachrichtenserie „Demokratiebildung in der Erwachsenenbildung“
Der Sturm auf das US-Kapitol im Jahr 2021, Angriffe auf deutsche Politiker*innen während des EU-Wahlkampfes und das Erstarken demokratiefeindlicher Bewegungen zeigen, wie tief die Demokratie in der Krise steckt. Wie können wir sie schützen und gestalten? Unsere Nachrichtenserie beleuchtet, welche Rolle Demokratiebildung dabei spielt und informiert über Neuigkeiten, Projekte und Publikationen.

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