Informelle Kompetenzen und persönliche Erfahrungen eröffnen Bildungswege
Als Erwachsene haben wir im Laufe unseres Bildungs- und Berufslebens viel an Wissen, Fähigkeiten und vor allem Erfahrungen gesammelt. Trotzdem kommen wir ins Zweifeln, wenn wir unser Können konkret benennen sollen. Schwierig ist es vor allem dann, wenn wir keine Zertifikate haben, die unser Können belegen, oder wenn Selbstreflexion und Feedback fehlen. So geht es uns als Erwachsenenbildner*innen, so geht es aber auch unseren Lernenden. Wie können wir also Lernende und Ratsuchende in der Bildungsberatung dabei unterstützen, ihre informellen und non-formalen Kompetenzen nachweisen zu können? Und welche Tipps gibt es, um einen Überblick über die persönlichen Kompetenzen zu behalten? Damit beschäftigt sich die Rubrik Bildungsinfo auf den zwei frisch veröffentlichten Webseiten.
Die persönlichen Qualifikationen schwarz auf weiß zusammentragen
Wenn wir einen Nachweis für unser Können brauchen, fallen uns wahrscheinlich als Erstes Zeugnisse und Zertifikate ein. Sie belegen vor allem formale Qualifikationen aus Schul-, Aus- und Weiterbildung, wie zum Beispiel den Pflichtschul- oder Lehrabschluss. Die Seite "Können & Wissen nachweisen" zeigt, dass es noch einiges mehr an Dokumenten und Möglichkeiten gibt, um erworbene Fähigkeiten zu zeigen.
Nachweise auf Anfrage
Manchmal muss man aber selbst aktiv werden, um Nachweise auch zu bekommen. Wie zum Beispiel beim Arbeitszeugnis, auf das jede*r nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses einen gesetzlichen Anspruch hat. Wer Praxiserfahrungen nachhaltig sichtbar machen will, kann bei (ehemaligen) Vorgesetzten oder Mentor*innen um Referenzschreiben anfragen.
Kompetenz-Nachweise in Form von Dokumenten zu sammeln, hilft dabei sich dieser bewusst zu sein und sie griffbereit zu haben. So kann man sie jederzeit nachweisen.
Ein Freiwilligenpass, um informelle Kompetenzen aus der Vereinsarbeit nachzuweisen
Ob es die Teamfähigkeit ist, die man im Musikverein braucht, oder die Organisationsfähigkeit und Flexibilität, ohne die nach der Elternkarenz gar nichts geht: Für informell und non-formal erworbene Kompetenzen gibt es diese klassischen und anerkannten Dokumente als Nachweis nicht. Unter anderem durch die fehlende Belegbarkeit fehlt auch oft das Bewusstsein bei den Lernenden, dass sie über diese Kompetenzen verfügen. Tatsächlich spielen sie für Erwachsene in der Weiterentwicklung von persönlichen Bildungszielen und Berufswünschen eine wesentliche Rolle.
Es gibt auch Möglichkeiten und Instrumente, wie es gelingt, informelle oder non-formale Kompetenzen zu dokumentieren. Beispielsweise den Freiwilligenpass, mit dem im Ehrenamt erworbene Fähigkeiten in einem Online-Portfolio gesammelt werden. Oder auch Referenzrahmen und Kompetenzmodelle, die dabei helfen, Fähigkeiten einzuordnen und zu beschreiben. Als Beispiel gibt es hier den "Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen".
Beratung, Portfolios und Bewusstseinsbildung als Türöffner für Bildungs- und Berufswege
Akteur*innen der Erwachsenenbildung sind sich der Bedeutung von nicht-formal erworbenen Lern- und Arbeitserfahrungen bewusst. Insbesondere die Bildungsberatung bemüht sich darum, mit unterschiedlichen Beratungsformaten bei den zu Beratenden ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Gemeinsam mit den zu Beratenden erarbeitete Kompetenz-Portfolios helfen zum einen den zu Beratenden, sich ihrer Stärken bewusst zu werden. Zum anderen unterstützen sie diese auch gegenüber Dritten, wie zum Beispiel potenziellen Arbeitgeber*innen, Kompetenzen beschreibbar und damit sichtbar zu machen.
Validierung von Kompetenzen, Anerkennung von Abschlüssen
Die Möglichkeiten zur formalen Anerkennung von informellen Arbeits- und Lernerfahrungen sind in Österreich momentan noch rar. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Durchlässigkeit im Bildungssystem und die Validierung von informellen Kompetenzen voranzutreiben, ist vor allem in der Erwachsenenbildung groß. Gute Beispiele, wie es gelingen kann, gibt es bereits. So ermöglicht zum Beispiel das Projekt "Du kannst was!" Menschen mit Berufserfahrung einen Berufsabschluss in ihrem Arbeitsfeld nachzuholen. Die Zertifizierung zur*zum Erwachsenenbildner*in der wba zeigt, wie die Validierung von informellen Kompetenzen von Menschen, die bereits viel Erfahrung und Wissen in einem Bereich gesammelt haben, gelingen kann. Mit diesen Möglichkeiten beschäftigt sich die zweite der neu veröffentlichten Seiten in der Rubrik Bildungsinfo: "Abschlüsse & Qualifikationen anerkennen".
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