Mit fundiertem Wissen finanziell für die Zukunft vorsorgen
Die Nationale Finanzbildungsstrategie hat zum Ziel, das finanzielle Wohlergehen in der gesamten Bevölkerung zu steigern. Im Jahr 2021 konzipierten Expert*innen aus dem Finanzwesen einen Kompetenzrahmen und konkrete Methoden, um einen qualitätsvollen Zugang zur Finanzbildung in allen Lebensabschnitten sicherzustellen. Im Rahmen der Strategie werden Maßnahmen gesetzt, um Altersarmut von Frauen zu verhindern, ökologisch-nachhaltige Finanzentscheidungen zu fördern und um das Wissen über digitale Finanzprodukte zu erhöhen.
Mitwirken an der Nationalen Finanzbildungsstrategie
Um das langfristige Ziel des finanziellen Wohlstands der österreichischen Bevölkerung sicherzustellen, sollen anhand eines Aktionsplanes bis 2026 breitflächige Maßnahmen zur Finanzbildung in Österreich umgesetzt werden. Die Strategie umfasst die Vermittlung von Bewusstsein, Informationen und Zugängen zu Finanzwissen und – wesen. Im Rahmen der Strategie können Bildungsanbieter um eine Aufnahme in die offiziellen Finanzbildungsmaßnahmen ansuchen. Bedingung für die Mitwirkung an der Umsetzung der Strategie ist, dass die Bildungsangebote in Österreich durchgeführt, der formulierte Kompetenzrahmen eingehalten und der vorgegebene Verhaltenskodex implementiert werden. Die Gremien der Strategie überprüfen die Vereinbarkeit der Maßnahme mit den voregegebenen Voraussetzungen. Sind diese erfüllt, kann die angebotene Initiative im Namen der Finanzbildungsstrategie durchgeführt werden. Die Anbieter der jeweiligen Maßnahmen können das Logo der Finanzbildungsstrategie verwenden und das Bildungsangebot wird auf der Website der Strategie beworben.
Weiblicher Altersarmut vorbeugen
Angebote der Finanzbildung sollen zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen, so eine übergeordnete Priorität der Finanzbildungsstrategie. Das Einkommens- und Pensionsgefälle zwischen den Geschlechtern sei der österreichischen Finanzaufsichtsbehörde zufolge in Österreich besonders hoch. Frauen erhalten durchschnittlich 42% weniger Pensionseinkommen als Männer. Die Expert*innen hinter der Strategie gehen davon aus, dass diese ökonomische Ungleichheit durch ein grundlegendes Finanzwissen der Bevölkerung ausgeglichen werden könne. Vor allem Frauen sollen als besondere Zielgruppe von Finanzbildungsmaßnahmen angesprochen werden.
Um in Richtung ökonomische Gleichstellung zu steuern, sollen Anbieter der Erwachsenenbildung Kenntnisse über das österreichische Pensionssystem und über die Möglichkeiten der Altersvorsorge vermitteln, so die Expert*innen im Strategiedokument. Beispielsweise bietet der Verein Frau & Arbeit in Salzburg im Rahmen der Strategie die Workshopreihe Frau & Geld an. In acht Modulen lernen Teilnehmer*innen grundlegendes Wissen zu finanzieller Vorsorge, Arbeitsrecht oder strukturellen Ursachen für ökonomische Ungleichheiten.
Finanzbildung braucht Nachhaltigkeit
Laut Expert*innen hinter der Strategie ist es wichtig, dass Konsument*innen lernen, ökologisch-nachhaltige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Zentrale Themen der Lehr- und Lerninhalte sollen der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Handeln und ökologischer Nachhaltigkeit sein. Die Bildungsangebote sollen ein Bewusstsein für individuelle Spar- und Investitionsentscheidungen schaffen. Darüber hinaus sollen Bildungsanbieter*innen das Thema Nachhaltiges Investieren behandeln, um langfristige Umweltziele zu unterstützen. Breite Angebote an Informationsbroschüren und Webseiten stellen Erwachsenen Wissen zu nachhaltigen Finanzen zur Verfügung. Ein Beispiel ist die Homepage gruenesgeld.at. Sie ist Teil der Nationalen Finanzbildungsstrategie und soll zeigen, wie Erwachsene nachhaltig anlegen können, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Die zwei Seiten der digitalen Medaille
Die digitale Welt stellt die österreichische Bevölkerung von jung bis alt vor neue Herausforderungen. Daher formulierten die Expert*innen das Ziel, dass Menschen über die gesamte Lebensspanne hinweg von der Digitalisierung der Finanzwelt profitieren müssten. Die Flexibilität und einfache Handhabung finanzieller Finanzdienstleistungen gehen einher mit dem Tappen in die Schuldenfalle oder Datendiebstählen. Um diese Gefährdungen zu minimieren sollen Bildungsangebote über Chancen und Risiken digitaler Finanzprodukte wie Krypto-Währung oder Online-Zahlungsmethoden aufklären. Nicht zuletzt müsse auch der Erwerb von digitalen Kompetenzen in diesem Zusammenhang mitbedacht werden, so die Expert*innen. Die Finanzaufsichtsbehörde Österreich (FMA) veröffentlicht monatlich und in einfacher Sprache Artikel zu Finanzbildung- und -betrug auf der Homepage „Reden wir über Geld“. Die FMA rief diese Informationsinitiative im Jahr 2021 im Rahmen der Finanzbildungsstrategie ins Leben und richtet sich an die gesamte Bevölkerung.
Wie es zur Strategie kam
Das Strategiedokument ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem österreichischen Bundesministerium für Finanzen, der Europäischen Kommission und der OECD. Verschiedene Arbeitsgruppen konzipierten in mehrtägigen Workshops und Sitzungen die Österreichische Finanzbildungsstrategie. Beteiligt sind Ministerien, private Unternehmen, Stiftungen, aber auch gemeinnützige Vereine. Die Expert*innen der Arbeitsgruppen formulierten einen Kompetenzrahmen sowie konkrete pädagogische Methoden der Umsetzung.
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