Mehr Green Jobs: Neuer Aktionsplan für Aus- und Weiterbildung

Rund 11.300 freie Stellen in klimarelevanten Bereichen gäbe es, sagte ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher in der Pressekonferenz am 12. Jänner. Das seien ca. 10% aller offenen Stellen. Mit einem Aktionsplan will die Bundesregierung nun gemeinsam mit den Sozialpartnern und dem Arbeitsmarktservice (AMS) die Aus- und Weiterbildung für die Energiewende und Green Jobs – also klimarelevante Berufe – fördern. 17,5 Mio. Euro sollen dafür u.a. aus der Umweltstiftung kommen, um Umschulungen und Weiterbildungen im Bereich Klima und Umwelt zu finanzieren.
Der Aktionsplan umfasst die Themenfelder "Bildungssektor", "Unternehmen, Beschäftigte, Arbeitssuchende" und "Rahmenbedingungen und Vereinbarkeit" mit je mehreren Handlungsfeldern. Ein Einblick:
Weiterbildungsangebote aufzeigen und ausbauen
Ein Ziel des Aktionsplans soll sein, Aus- und Weiterbildungsangebote für Unternehmen, Beschäftigte und Arbeitssuchende aufzuzeigen und über Möglichkeiten der Umweltstiftung zu informieren – diese soll Arbeitslose in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit ausbilden.
Eine Aktion unter der Leitung der WKO soll z.B. sein, Aus- und Weiterbildungsbedarfe aufzuzeigen, neue Angebote zu kommunizieren und zu fördern, das "Frauen in Handwerk und Technik – Programm" zu nutzen sowie Erwachsenenbildung auszubauen.
Im Handlungsfeld Betriebliche Weiterbildung des Aktionsplanes geht es außerdem u.a. darum, Betriebe und Beschäftigte dabei zu unterstützen, sich in Richtung Green Jobs zu entwickeln. Z.B. sollen Mitarbeiter*innen in Unternehmen, die vor einer Schließung oder
Umstrukturierung stehen, die Teilnahmemöglichkeit an einer proaktiven Berufs- und Qualifizierungsberatung bekommen.
Finanzielle Absicherung und besserer Zugang zu Bildungsangeboten
Förderinstrumente sollen ausgebaut werden, um die finanzielle Absicherung von Aus- und Weiterbildung für sogenannte "Just Transition Berufe" zu verbessern. Damit gemeint sind Berufe, die eine Transformation zu einer resilienten, klimaneutralen und umweltverträglichen Gesellschaft und Wirtschaft stützen.
Z.B. geht es im Aktionsplan darum, zu evaluieren, ob Aus- und Weiterbildungen über den Zweiten Bildungsweg so gestaltet werden können, dass die Existenz der Lernenden gesichert ist. Daraufhin will man Förderinstrumente ggf. anpassen bzw. ausbauen.
Mehr Trainer*innen für die Energiewende und erweiterter Bildungsbonus
Ziel des Aktionsplans ist es auch, ein besseres Bild des Arbeitskräftebedarfs und -potenzials sowie der Akteur*innen in Aus- und Weiterbildung zu erhalten. So soll es auch mehr Trainer*innen für die Energiewende durch Train the Trainers-Programme geben.
Auch die Zugänglichkeit zu Aus- und Weiterbildungsangeboten für "Just Transition-Berufe" soll verbessert werden, so soll es z.B. verstärkt Modulstrukturen und Blended Learning-Angebote geben.
Klimaministerin Leonore Gewessler betonte in der Pressekonferenz außerdem den Bildungsbonus: Der 2020 eingeführte Bonus für Personen in Fachkräfteausbildungen beim AMS soll verlängert und erweitert werden.
Klimarelevante Berufe sichtbar und attraktiv machen
Neben spezifischen Angeboten für Schulen und Jugendliche sollen Weiterbildungsangebote gut in die Öffentlichkeit getragen und Berufsbilder greifbar gemacht werden. Z.B. will das Klima-Ministerium eine Kampagne zu "Just Transistion-Berufen" initiieren, um entsprechende Berufsbilder sowie Aus- und Weiterbildungsangebote sichtbar zu machen.
AMS-Wien-Geschäftsführerin Petra Draxl will auch erreichen, dass sich Berufswünsche ändern, sagte sie in der Pressekonferenz zum Aktionsplan. Derzeit gäbe es etwa viele junge Männer, die wegen ihrem Interesse an Technik den Beruf des Kfz-Mechanikers ergreifen wollen. Es müsse gelingen, diese Menschen in ähnliche klimarelevante Bereiche wie Elektrotechnik oder Installations- und Gebäudetechnik zu bringen, die sie auch interessieren.
Empfehlungen des Bildungsdialogs Klima zu Aus- und Weiterbildung umsetzen
Der Aktionsplan sieht vor, die Vermittlung neuer Inhalte zu unterstützen, um die benötigten Kompetenzen für "Just Transistion-Berufe" abzudecken.
Eine besondere Rolle spielt hier das Projekt Klimadialog Bildung der Österreichischen Energieagentur, dessen Empfehlungen umgesetzt werden sollen. Im Endbericht (PDF) lautet etwa eine Empfehlung, Umschulungsprogramme, ähnlich dem "Frauen in Technik und Handwerk-Programm", umzusetzen. Diese könnten mit Hilfe von Orientierungsangeboten Einblicke geben und den Einstieg in neue Berufe ermöglichen, so der Bericht.
In einem weiteren Handlungsfeld des Aktionsplans geht es darüber hinaus v.a. darum, Aus- und Weiterbildung in klimarelevanten Lehrausbildungen zu fördern.
AK: Auch Unternehmen sollen Weiterbildung fördern
Laut Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl sollen auch Unternehmen einen Beitrag leisten: Aus- und Weiterbildung müsse in der Arbeitszeit möglich sein, so Anderl bei der Pressekonferenz. Sie sprach sich außerdem erneut für einen Weiterbildungsfonds aus, in den Unternehmen einzahlen sollen. Arbeitnehmer*innen könnten daraus Förderungen für ihre berufliche Weiterbildung bekommen.
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- Aktionsplan Aus- und Weiterbildung: Just Transition
- Endbericht Bildungsdialog Klima: Kompetenzen für die klimaneutrale Zukunft (PDF)
- ORF: Aktionsplan soll Aus- und Weiterbildung bei "Green Jobs" fördern
- Nachrichten-Serie: Im Europäischen Jahr der Kompetenzen
- Nachrichten-Serie: Klima- und Umweltschutzbildung
- Tiroler Tageszeitung: Einblick in die Pressekonferenz zum Aktionsplan

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