Basisbildung über künstlerisch-kreative Prozesse gestalten
Im Rahmen von LERNKUNST beschäftigen sich Künstler*innen und Pädagog*innen mit Fragen zur Verschränkung von Kunst- und Bildungsprozessen und widmen sich u.a. folgenden Fragen: Welche formalen und informellen Lernmöglichkeiten stecken in künstlerisch-kreativen Prozessen? Wie kann ich Lernumgebungen schaffen, die sich an den Lebenswelten meiner Zielgruppe orientieren? Wie begleite ich projektorientierte Lern- und Gestaltungsprozesse?
Beim Verbinden von Kunst und Bildung geht es darum, gemeinsam mit Lernenden einen künstlerischen Prozess zu schaffen. "Wichtig dabei ist, dass nicht vorgegeben ist, was am Ende herauskommen soll", beschreibt Birgit Waltenberger, Leiterin des Bildungsbereiches bei uniT, einen wesentlichen Kern des Projekts.
Lehrende und Lernende entwickeln das Thema in Form einer Projektarbeit mit Hilfe künstlerischer Impulse. Daraus kann dann Unterschiedliches entstehen, z.B. Texte, kleine Theaterstücke oder Videos.
Verschiedene Kompetenzen fördern
Das Tun in kreativen Projekten berührt viele Lern- und Kompetenzfelder, sagt Birgit Waltenberger: "Wenn ich z.B. einen Raum für ein künstlerisches Projekt gestalten will, muss ich ihn ausmessen, überlegen, wie viel Material ich brauche, oder wie ich etwas so konstruiere, dass es nicht zusammenbricht. Ich muss überlegen, welche Materialien ich brauche und muss diese einkaufen". Außerdem finden in der Projektarbeit viele kommunikative Prozesse statt, die Teilnehmenden müssen mit anderen verhandeln, sich einigen, Konflikte aushandeln.
Überhaupt gehe es in den Prozessen ganz stark um den Raum, die Auseinandersetzung damit, sowie mit sich selbst und den anderen. "Es geht auch darum, Raum einzunehmen im Sinne von sichtbar werden in der Gruppe, die auch schützt. In der Gruppe können Lernende Dinge machen, die sie alleine nicht tun können oder sich nicht trauen würden. Das hat viel mit dem Erfahren eigener Grenzen und Grenzen anderer zu tun". Kontakt herzustellen gehe oft leichter über Bewegung und Körper statt über das Sprechen. Dabei gehe es nicht nur um die Kommunikation in der Gruppe, sondern auch nach außen hin – darum, sich zu öffnen, Position einzunehmen als Gruppe, z.B. über Aufführungen oder Interventionen im öffentlichen Raum.
Emotionales erfahren und konstruktiv bewältigen
Die Prozesse können zudem Zugang zum Umgang mit emotionalen Themen bieten. Zum einen geben sie Zugang zu Themen, die an der Lebenswelt der Lernenden ansetzen und sich mit Inhalten auseinandersetzen, die die Gruppe beschäftigen – wie z.B. Fragen über die eigene Zukunft, eigene gesellschaftliche Rollen oder Themen wie Flucht und Ankommen. Zum anderen erfahre die Gruppe auch oft das Gefühl von Anerkennung, wenn Lernende z.B. für ihr Theaterstück Applaus bekommen. Auf der anderen Seite stehe außerdem das Scheitern, denn nicht immer funktioniert alles, sagt Waltenberger: "Darin steckt auch immer das Thema Bewerten/Urteilen, das dann dekonstruiert und in Frage gestellt wird".
Handeln, reflektieren und mit Widerstand umgehen
Handeln steht bei den künstlerischen Lern- und Bildungsprozessen im Vordergrund. Man müsse es aber auch immer reflektieren. "Lernende sind auch ganz oft skeptisch und fragen sich, was sie da überhaupt lernen", so Waltenberger. Von daher sei es wichtig, die Prozesse und Ergebnisse in die Reflexion zu holen.
Überhaupt sei (Lern-)Widerstand auch im Rahmen der LERNKUNST-Prozesse ein Thema. Darum müsse man den kreativen Raum für alle entsprechend gestalten: "Welche Möglichkeiten kann ich anbieten, sodass alle Platz finden?", so die zentrale Frage laut Waltenberger. Dafür gebe es auch verschiedene Rollen in den Projekten, z.B. müsse bei einem Theaterstück niemand auf der Bühne stehen, der*die das nicht möchte. Es gibt auch Aufgaben und Rollen, die abseits der Bühne zu tun und zu entwickeln sind.
Auch mit wenig Zeit kreative Lern-Prozesse anstoßen
Wenig Ressourcen und begrenzte Arbeitszeit sind in der Erwachsenenbildung keine Seltenheit. Wenn Trainer*innen und Lehrende dennoch kreative Lernprozesse mit ihren Teilnehmenden gestalten wollen, gehe das dennoch, denn es müssen laut Waltenberger nicht immer große eigene Projekte sein. Es können auch Projekte sein, die gemeinsam mit Trainer*innen aus anderen Lern- bzw. Kompetenzbereichen übergreifend entwickelt werden oder kleinere Projekte. Als Beispiel nennt Waltenberger einen Stadtspaziergang, der in der Basisbildung im Rahmen des Kompetenzfeldes Deutsch-Kommunikation-Gesellschaft stattgefunden hat. Es ging dabei um die Geschichte von Orten, zu denen die Teilnehmer*innen auch selbst weiter recherchiert und eine Orts-Karte erstellt haben.
Aber auch mit Fantasie lässt sich ressourcenourientiert arbeiten. Lernende können in eine Rolle schlüpfen, sie ausleben, ausprobieren.
Über LERNKUNST
Die Kulturinitiative uniT bespielt zwei zentrale Arbeitsbereiche, einer davon ist das "Kunstlabor". Dieses hat die Verschränkung von Kunst, Bildung und Sozialem zum Thema sowie den Schwerpunkt Basisbildung, Pflichtschulabschluss und Übergänge in höhere Bildung. "LERNKUNST ist dabei immer mit an Bord und sozusagen das Vehikel, mit dem wir Lernprozesse initiieren", beschreibt Waltenberger das Projekt.
LERNKUNST entstand im Kontext der Basisbildung 2008 in Kooperationsprojekten mit uniT, Mafalda und ISOP unter dem Namen "Raus aus der Box" mit dem Ziel Kunst und Kreativität in die Basisbildung zu bringen.
Derzeit entwickelt uniT gemeinsam mit internationalen Partnern zudem im Projekt ARTWORK ein Curriculum, das Künstler*innen für die Arbeit in sozialen Feldern qualifiziert.
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