Gendersensible Sprache auf erwachsenenbildung.at ab jetzt mit Genderstern

05.05.2022, Text: Redaktion/CONEDU
erwachsenenbildung.at verabschiedet sich vom Binnen-I, um ab sofort auch das Dazwischen zu bezeichnen.
Der Genderstern symbolisiert alle Geschlechter, auch jene zwischen der männlichen und weiblichen Wortendung.
CC BY, CONEDU/Paar, auf erwachsenenbildung.at
Ein gendersensibler Sprachgebrauch ist uns als Redaktion von erwachsenenbildung.at seit jeher ein Anliegen, das vom Medieninhaber - dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung - im Sinne seiner Gendermainstreaming Agenda immer mitgetragen wurde. In tausenden Online-Veröffentlichungen und den damit verbundenen Auseinandersetzungen mit unzähligen Autor*innen aus unserem Feld haben wir seit bald zwei Jahrzehnten laufend dazu beigetragen, dass unter anderem das Binnen-I oder auch die doppelte Paarform etabliert wurden. Viele Kooperationspartner*innen haben sich während der Zusammenarbeit mit unserer Redaktion an "das Gendern" gewöhnt, manche aber auch progressivere Anliegen und Schreibweisen eingefordert. Es ereilten uns der Unterstrich, der Doppelpunkt und andere Versuche eines achtsamen Umgangs mit der Dimension des Geschlechts in Publikationen. 

 

In den letzten Jahren etablierte sich im deutschsprachigen Raum mehr und mehr ein anderer Standard für gendersensible Sprache: der Genderstern, auch als Genderstar oder Asterisk bezeichnet. Dieser geht von der Geschlechterdualität weg und macht auch das Dazwischen, also nichtbinäre, divers geschlechtliche Personen und Identitäten sichtbar. Zeit auch für erwachsenenbildung.at, unsere Ansprüche und Haltungen zu überprüfen, und die Standards anzupassen.

Doppelte Paarform und neutrale Formulierungen problematisch bei Online-Texten

In vielen Leitfäden zum gendersensiblen Sprachgebrauch – wie auch vom Rat für deutsche Rechtschreibung – wird zuallererst vorgeschlagen, vollständige Paarformen oder neutrale Formen zu verwenden. Beides ist aber problematisch, wenn wir eine Dualität überwinden wollen. Während die vollständige Paarform divers geschlechtliche Personen ausgrenzt, erfordern neutrale Formen häufig sprachlich komplexe Konstrukte wie Passiv-Formulierungen, die Online-Texte schwer lesbar machen. Bildungsberatende beraten Beratene, ist so ein Beispiel einer Neutralisierung aus unserer Praxis, das zum Grübeln anregt. Zudem verschleiern neutrale Formen, dass hinter einer Bezeichnung handelnde Personen stehen. Menschen werden funktionalisiert - ganz im Widerspruch zum Grund-Ziel des Genderns, Personen und handelnde Akteur*innen sichtbar zu machen.

Rat der Deutschen Rechtschreibung beobachtet sprunghafte Zunahme des Gendersterns

Der für das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zuständige Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt zwar eine gendersensible Sprache, lehnt aber nach wie vor jede verkürzte Form zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinneren ab. Aber: er beobachtet seit Jahren die Entwicklungen in der Sprachnutzung und kommt dabei zur Erkenntnis: Die Verwendung des Gendersterns in Texten nimmt seit 2012 rapide zu und war 2019 schließlich gleichauf mit der Verwendung der doppelten Paarform. Beispielsweise enthielten Texte in Bezug auf das Wort "Bürger" bzw. "Bürgerin" 2019 erstmals gleich oft "Bürger*in" als "Bürgerin und Bürger". Der Rat beobachtet diese Entwicklung weiterhin, neuere Veröffentlichungen dazu liegen aber mit Stand Mai 2022  noch nicht vor.

Genderstern auch im Sinne digitaler Barrierefreiheit mehrfach empfohlen

In puncto digitale Barrierefreiheit sind Sonderzeichen generell schwierig bzw. störend, da Screenreader sie mit vorlesen. Daher empfahlen Expert*innen immer wieder, nur die doppelte Paarform zu verwenden oder im Falle einer Abkürzung bzw. eines Sonderzeichens einen Doppelpunkt zu setzen. Denn der Screenreader macht bei Doppelpunkten nur eine Pause, liest das Zeichen selbst aber nicht mit. Diese Meinung ist inzwischen aber überholt. So empfiehlt capito, ein angesehenes Netzwerk für Leichte Sprache und Barrierefreiheit, für Abkürzungen den Genderstern zu verwenden, "weil er vielen Menschen bereits bekannt ist und von vielen Screenreadern gut ausgelesen werden kann". Ebenso sieht der Deutsche Blindenverband den Genderstern als jenes Zeichen, das "die am häufigsten verwendete Kurzform ist und so dem Wunsche nach einem Konsenszeichen am nächsten kommt".

 

Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, ab Mai 2022 den Genderstern und die damit verbundenen Anliegen auf erwachsenenbildung.at zu verwenden. Der neue Standard gilt für alle Texte, die ab Erscheinen dieses Beitrags veröffentlicht werden. Bei Texten von Kooperationspartner*innen sind auf erwachsenenbildung.at auch alternative Gender-Schreibweisen möglich, wenn damit eine spezifische inhaltliche Aussage verbunden ist. Auch diese Texte sollen aber durchgängig gendersensibel formuliert sein. Die detaillierten Standards für Gender- und diversitätssensiblen Sprach- und Bildgebrauch stehen unseren kooperierenden Autor*innen und Kooperationspartner*innen auf Anfrage zur Verfügung und werden im Zuge von redaktionellen Weiterbildungen sukzessive weitergegeben.

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