Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Fachtrainings integrieren

07.02.2022, Text: Anna Knaus-Maurer, Trainerin in der EB und Andrea Widmann, Initiative "Klimaschutz in der Erwachsenenbildung", Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
So können Trainer:innen Klimaschutzaspekte bei der Planung, Durchführung und beim Abschluss von Bildungsveranstaltungen berücksichtigen.
Trainer:innen können Seedballs für das Thema Nachhaltigkeit methodisch einsetzen. Seedballs sind kleine Kugeln aus Blumenerde, Lehmerde, Blumensamen und etwas Wasser.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Anna Knaus-Maurer, auf erwachsenenbildung.at
Im Rahmen des Projekts Klimaschutz in Training und Beratung der Initiative Ich tu´s des Landes Steiermark wurden Seminarmethoden klimasensibel adaptiert und Klimaschutz als Querschnittsthema bei Fachtrainings in der gesamten Planung berücksichtigt.

 

Klimaschutz kann im didaktischen Ablauf, den organisatorischen Vorbereitungsarbeiten, bei Inhalten und Methoden der Veranstaltung selbst bis hin zu Evaluation und Nachbereitung eines Bildungsangebots eine wesentliche Rolle spielen.

Planung der Bildungsveranstaltung

Folgende Leitfragen sind in der organisatorischen und didaktischen Planungsphase hilfreich:

  • Wie kommen die Teilnehmer:innen zum Veranstaltungsort – gibt es einen Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz?
  • Wie können im Vorfeld Mitfahrgelegenheiten organsiert werden?
  • Wie können Seminarunterlagen ressourceneffizient eingesetzt werden?
  • Kann die Veranstaltung inkl. Verpflegung als sogenanntes Green Event abgehalten werden?
  • Wie können vorhandene Methoden/Settings/Spiele/Tools so abgewandelt werden, dass sie relevante Handlungsmöglichkeiten zum Klimaschutz behandeln?

Beginn der Bildungsveranstaltung

Bei einem Klassiker von Kennenlernmethoden - Spots in movement - wo sich die Teilnehmenden frei im Raum bewegen und sich dann auf einen Impuls der Seminarleitung hin zu Kleingruppen zusammenfinden, können Trainer:innen und Lehrende Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte einbringen: Anstatt der bis dato eingesetzten Kategorien, Personen zu finden, die beispielsweise dieselbe Schuhgröße, Augenfarbe, denselben Geburtsmonat oder Anfangsbuchstaben in ihrem Namen haben, können Seminarverantwortliche auch nach Anreise per Bus/Rad/Privat-PKW, Lieblingsobst der Saison oder Ideen für ein plastikfreies Büro fragen. Schon durch die Aufstellung können hier Klimaschutzaktivitäten der Gruppe sichtbar werden und so zum Weiter- und Umdenken, sowie zur Diskussion anregen und zur Sensibilisierung führen.

Themenbearbeitung während der Bildungsveranstaltung

Genauso können Erwachsenenbildner:innen im Hauptteil beispielsweise eines Basisbildungskurses bei Arbeitsblättern Nachhaltigkeits- und Umweltschutzthemen aufnehmen: Wo Teilnehmende bis dato im Mathematik-Unterricht in den Übungsbeispielen berechnet haben, wie lange jemand für die Strecke mit dem Auto von X nach Y benötigt, wird das Auto einfach durch Rad, Bus und Bahn oder zu Fuß gehen ersetzt.

 

Jede noch so kleine Aktion ist wichtig – und richtig. Wenn dadurch beim nächsten Einkauf jemand die in Plastik verpackten Trauben aus Südafrika liegenlässt, und stattdessen auf den regionalen Apfel im Regal zurückgreift, ist bereits ein erster Erfolg zu verbuchen.

Abschluss der Bildungsveranstaltung

Am Ende einer Bildungsveranstaltung haben Teilnehmer:innen Raum und Zeit für Feedback, Reflexion und dafür, wie der Transfer von Gelerntem gelingen kann. Wenn Klimaschutz als Querschnittsmaterie in Bildungsveranstaltungen berücksichtigt wird, ist gerade die Transferarbeit eine sehr bedeutende. Wie können also Inhalte, Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die nicht Hauptthema eines Seminars sind, auch außerhalb der Lernsituation realisiert werden?
Sehr gute Erfahrungen hat die Trainerin Anna Knaus-Maurer mit folgender Abschlussmethode gesammelt: Sie bietet Platz, um Rückschau zu halten, was "zurückgelassen werden möchte", was "aus der Veranstaltung mitgenommen" werden und was "daraus weiterwachsen" kann. Die Teilnehmenden halten diese drei Aspekte für sich auf kleinen, vorbereiteten Recycling-Papierstücken fest. Klein zusammengefaltet werden diese danach in Seedballs (Saatkugeln bzw. –bomben) eingearbeitet. Dies benötigt wenig Aufwand und Materialien und ermöglicht die Verbindung der Kopfarbeit (die eigene Reflexion) mit der haptischen Wahrnehmung der lehmigen Masse. Seedballs sind kleine Kugeln aus Blumenerde, Lehmerde, Blumensamen und etwas Wasser. Sie sind ursprünglich Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams in öffentlichen Räumen ("guerilla gardening"). Dadurch wurden brachliegende Flächen mit Leben erfüllt, nährstoffarme und schwer erreichbare Stellen wieder bepflanzt.

 

Durch diese Seedball-Reflexion am Seminarabschluss wird auch symbolisch hervorgehoben, was im Klimaschutz wichtig ist: Das Miteinander-, Gemeinsam- und Zusammen-wachsen-lassen, das Ideen-sprießen-lassen und das Ideen-in-die-Welt-hinaustragen der Lehr-/Lerngruppe. Unser Leben füllt sich mit neuen Erkenntnissen und wir können unsere Bildung, wie die Seedballs, die die Lernenden an beliebige Orte ausbringen können, in die Welt hinaustragen.
So können Anfangssituation im Alltag mit Abschlusssituationen in einem Seminar verbunden und Teilnehmende zum Handeln ermächtigt werden. Auch ein Ende, ein Schluss kann ein Anfang – für Klimaschutz-, Nachhaltigkeits- und Umweltaktivitäten sein.

 

Über die Autorinnen und die Ich tu´s Bildungspartnerschaften

Anna Knaus-Mauer ist Trainerin in der Erwachsenenbildung und hat langjährige Erfahrung in unterschiedlichsten Bereichen der Sozialen Arbeit – die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit begleiten sie stets dabei, methodisch und didaktisch adaptiert an die jeweilige Zielgruppe. Sie konnte ihre Angebote im Rahmen des Projekts Klimaschutz in Training und Beratung weiterentwickeln und wird bei der nächsten Klimaschutzgala des Landes Steiermark als Ich tu´s Bildungspartnerin im Bereich Training und Beratung ausgezeichnet.

 

Andrea Widmann koordiniert das Projekt Klimaschutz in der Erwachsenenbildung gemeinsam mit Ecoversum. Das Projekt wurde 2021 mit einem nationalen Bildungsaward ausgezeichnet.

 

Serie zu Klima- und Umweltschutzbildung auf erwachsenenbildung.at

Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – ExpertInnen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Verschiedene politische Strategien wie etwa der UN-Aktionsplan Agenda 2030 versuchen, dieser Herausforderung zu begegnen. Dabei sehen sie auch Bildungsinstitutionen gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und "grüne" Kompetenzen zu fördern. Wo setzt hier die Erwachsenenbildung an? In der Serie "Klima- und Umweltschutzbildung" versammeln wir Beiträge, die sich dieser Frage widmen und Antworten geben.

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