Als TrainerIn und LehrendeR bei Fake News und Hatespeech gewappnet sein

22.10.2021, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Was ErwachsenenbildnerInnen tun können, wenn in der Arbeit mit Lernenden Falschmeldungen oder Hatespeech auftreten - Die Aufzeichnung des wEBtalk vom 19.10. gibt’s jetzt online.
CC BY CONEDU 2021
Was können wir als ErwachsenenbildnerInnen tun, wenn in unseren Bildungsveranstaltungen Falschmeldungen kursieren oder wenn wir mit Hatespeech konfrontiert sind? Und inwieweit ist Gesundheitsprävention bei Online-Lernsettings Aufgabe der Lehrenden und TrainerInnen? Darum ging es am Dienstag, dem 19. Oktober 2021 beim praxisorientierten wEBtalk "Wenn's kritisch wird mit der Medienkompetenz" mit Barbara Buchegger (Saferinternet.at/ÖIAT) und Johanna Urban (Uni Wien/freiberufliche Trainerin). Durch das Gespräch führte Lucia Paar (Redaktion/CONEDU).

Im Lernsetting mit Falschmeldungen konfrontiert: Das kann man tun

In Bezug auf Falschmeldungen äußerten sich die Expertinnen etwa zur Frage, was man denn als ErwachsenenbildnerIn tun kann, wenn man während einer Weiterbildung mit Falschmeldungen konfrontiert wird. Buchegger meinte, man könne sich mit einer Recherche nach vertrauenswürdigen Quellen vorbereiten und dabei auch nachsehen, wo Falschmeldungen kursieren.

 

Urban meinte dazu, man müsse als TrainerIn oder Lehrende/r nicht immer eine Antwort parat haben: "Man kann auch gemeinsam in der Gruppe einen Faktencheck durchführen". Durch so ein Vorgehen werden Lernende unabhängiger vom "Besserwisser-Trainer", meinten Teilnehmende dazu im Chat. Bei länger laufenden Lerngruppen könne man das Thema auch bis zur nächsten Einheit aufbereiten, schloss Urban.

Mit Personen umgehen, die von falschen Infos nicht abrücken

Wenn jemand beharrlich mit "alternativen Fakten" argumentiert, stellt sich die Frage: "Will ich den einen überzeugen oder geht es um die anderen, die auch da sind?", so Urban. Tatsächlich müsse es ihrer Ansicht nach eher darum gehen diejenigen abzuholen, die auch in der Lerngruppe und vielleicht verunsichert sind. Denn es sei nicht realistisch, dass man bei allen Gehör findet: "Wenn man die anderen zum Nachdenken bringt, ist das schon viel wert", so Urban.

 

Aus dem Publikum kam die Frage, ob eine für Argumente nicht zugängliche Person als "verloren" einzuschätzen sei. "Für die Argumente sind sie vielleicht in diesem Moment verloren, aber nicht als Person und nicht im Kurssetting ", sagte Buchegger. Urban fügte hinzu, man könne das Thema Falschinformationen an anderer Stelle wieder aufgreifen, um die Person über eine andere Schiene zu erreichen. Buchegger: "Dazu eignen sich oft auch Themen, die weniger emotional behaftet sind". So zum Beispiel könne man gemeinsam mit den Lernenden recherchieren, wie viele EinwohnerInnen Griechenland hat und über dieses Thema herausarbeiten, wo und wie seriöse Informationen zu finden sind.

Lernende dabei unterstützen, bei Hatespeech nicht wegzusehen

Ein weiterer Fokus des wEBtalk lag auf Hassreden im Internet, die im Kontext von Bildungsangeboten auftreten – etwa, wenn unter Teilnehmenden rassistische Äußerungen fallen. "Es ist sinnvoll , Hass im Netz entsprechenden Meldestellen bekannt zu geben – denn nur so kann etwas getan werden", so die beiden Expertinnen beim wEBtalk. Urban machte bewusst, dass viele Personen Hasskommentare mitlesen: "Was steht da unkommentiert über Tage oder Wochen und wie wirkt das auf andere?". Da müsste man handeln. Buchegger empfahl mit Lernenden Spielregeln beim Umgang mit Hatespeech zu diskutieren und sich mit Sexismus und Rassismus auseinanderzusetzen.

 

Eine konstruktive, auflockernde Möglichkeit mit Hatespeech umzugehen, seien paradoxe Antworten. So lässt sich die Dynamik und Emotion einer Situation durchbrechen, in der konfliktträchtiger Hatespeech auftritt. Mit verschiedenen Memes oder GIFs sei das oft gut möglich, so Urban. Darunter versteht man Bilder oder Bewegtbilder mit aussagekräftigem Inhalt, die eine klare Botschaft beinhalten und oft auch witzig sind (Bei Klick finden Sie hier ein Beispiel).

Gesundheitsprävention als Querschnittsthema in Online-Lernsettings

Wenn man Gesundheit im Sinne der WHO als ganzheitliches Wohlbefinden begreift, spiele der selbstbestimmte Umgang mit Medien eine Rolle in der Erwachsenenbildung, so der Tenor beim wEBtalk. Dann gehe es z.B. auch darum, dass Lernende körperliche Grenzen wahrnehmen können: "Wie höre ich auf meinen Körper? Und wie merke ich, wo meine Grenzen sind? Das ist in jeder Altersgruppe etwas ganz Wichtiges", so Buchegger.

 

Für ältere Erwachsene sei es oft noch viel schwieriger als für Kinder für sich zu erkennen, wann es zuviel wird. Denn sie müssen sich im Umgang mit Medien erst viel erarbeiten und neu lernen: "Ich muss daher online ständig öfter über Grenzen hinweggehen als jemand, der in der digitalen Welt aufgewachsen ist", so Buchegger. Ein wenig Ausgleich könne man in Online-Lehr-/Lernsettings schnell einbringen – mit gesundheitspräventiven Maßnahmen wie z.B. Augengymnastik.

Mehr zum Thema lesen: Dossier Kritische Medienkompetenz

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