Klimaschutzbildung als Beitrag für gesellschaftliche Transformation

29.09.2021, Text: Karin Dullnig, Daniela List, Andrea Widmann, Initiative "Klimaschutz in der Erwachsenenbildung", Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Die Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung zeigt, wie transformative Bildung gelingen kann.
Transformative Bildung bedeutet Bewusstsein zu bilden und Handlungskompetenz zu stärken.
Abbildung: Pixabay Lizenz, Gerd Altmann/bearb. durch CONEDU/Paar, https://pixabay.com
Ist unsere aktuelle Form der Lebensgestaltung zukunftsfähig? Bezüglich der Klimasituation lautet die Antwort "nein", viele Menschen spüren die negativen Auswirkungen des Klimawandels immer öfter persönlich. Der im August veröffentlichte 6. Sachstandsbericht des IPCC (Weltklimarat) führt klar vor Augen, dass die vom Menschen verursachten – sogenannten anthropogenen – Treibhausgasemissionen die Ursache für die aktuellen Veränderungen unseres Klimasystems sind. Spürbare Klimafolgen wie das Ansteigen der Durchschnittstemperaturen oder die Intensität und Häufung von Extremereignissen lassen sich direkt dem anthropogenen ?Treibhauseffekt? zuordnen. Der Weltklimarat fordert, dass die CO2-Emissionen durch aktive politische und wirtschaftliche Gegensteuerung sowie das Mittun aller durch Klimaschutzmaßnahmen im Alltag begrenzt werden.

Gesellschaftliche Transformation

Einschneidende Verhaltensänderungen sind dringlich genug, dass der Begriff einer notwendigen "großen Transformation" (vgl. Göpel 2020) angemessen scheint, wie es die Sozialökonomin und Nachhaltigkeitsexpertin Maja Göpel fordert. Transformation bedeutet "umformen" und somit das Gegenteil von "weiter so". Manche Synonyme von "umformen" klingen nach Arbeit, andere nach Freude, aber alle nach reger Aktivität, wie z. B. neugestalten, umarbeiten, umstellen oder umkrempeln.

 

Transformation heißt, heute Gewohntes in Zukunft anders zu machen. Es bedeutet ein Ausbrechen aus gewohnten Mustern: wie Güter produziert und transportiert werden, was wir essen, wieviel wir einkaufen, wieviel Energie wir verbrauchen, wieviel CO2-Emissionen wir durch unserer Fortbewegungsgewohnheiten verursachen und nicht zuletzt, wie staatliche Steuerungsmechanismen wirken.

 

In der UN-Agenda 2030 und den Sustainable Development Goals (SDSs) wird angestrebt, dass bis 2030 sichergestellt ist, dass alle Lernenden die für diese Transformation und nachhaltige Entwicklung notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für eine nachhaltige Lebensweise erwerben (Österreichs UNESCO Fachbeirat Transformative Bildung).

Transformative Bildung

Transformative Bildung bedeutet mehr als die Vermittlung von Fachwissen, vielmehr stehen dabei Bewusstseinsbildung und Stärkung von Handlungskompetenz im Mittelpunkt. Teilnehmer:innen der Erwachsenenbildung sollen ermutigt werden, sich selbstverantwortlich an einer Gestaltung der Welt zu beteiligen, die auch zukünftigen Generationen ausreichend Lebenschancen einräumt.

 

Transformative Bildung setzt dabei an der Weiterentwicklung individueller Bedeutungsperspektiven an (vgl. Singer-Brodowski 2016). Dazu braucht es das Einüben in das Hinterfragen der eigenen Wahrnehmung sowie damit verbundene kollektive emanzipatorische Prozesse - weg von bisherigen Orientierungen hin zu neuen Werthaltungen. Transformative didaktische Ansätze (vgl. Zeuner 2013) ermöglichen, neue Selbst- und Weltbilder zu entwickeln und Trainer:innen können Teilnehmende dabei begleiten, Normen zu hinterfragen und eigene Bewertungen zu reflektieren. In der Rolle als Lernbegleiter:innen konzentrieren sie sich dann mehr auf das Prozesslernen als auf die Wissensvermittlung, sie unterstützen Teilnehmende dabei, Wissen zu strukturieren, zu reflektieren, neue Erfahrungen zu machen, Selbsterkenntnisse zu generieren und insbesondere konkrete Handlungsmöglichkeiten zu entdecken und aktiv zu werden (vgl. Ansatz des Globalen Lernens, Klemm 2012).

Der Beitrag des Projekts Klimaschutz in der Erwachsenenbildung zu transformativer Bildung

Damit Bildung dazu beitragen kann, globale Herausforderungen wirkungsvoll zu handhaben, ist es essentiell, dass "Lehrende und Lernende zu ‚change agents' werden" und sich Erwachsenenbildungseinrichtungen zu "lernenden (globalen) Institutionen" weiterentwickeln (vgl. VENRO 2014).


Im Projekt Klimaschutz in der Erwachsenenbildung wird daher systematisch ein partizipativer Ansatz gewählt, um alle Beteiligten in Veränderungsprozesse einzubeziehen. Es werden Maßnahmen für den unmittelbaren Arbeitsbereich jeder/jedes Einzelnen geplant und in der Zusammenarbeit von pädagogischen Mitarbeitenden mit Verwaltung, Technik, Küchen- und Reinigungspersonal sowie Führungskräften umgesetzt. Globale Herausforderungen werden im Rahmen der Beschaffung von Seminarmaterial oder der Verpflegung thematisiert, globales nachhaltiges Lernen wird in Leitbildern verankert und neue Angebote werden entwickelt, in denen Teilnehmende Handlungsmöglichkeiten für ihren Alltag erarbeiten.

BNE-Auszeichnung 2021: Steirisches EB-Projekt unter den Finalist:innen

Im Rahmen des UNESCO-Programms "Aktionsrahmen Bildung 2030" werden vom Klimaschutzministerium nachhaltige Bildungsprojekte ausgezeichnet. Die Ich tu´s Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung, an der sich bereits 32 Institutionen der Erwachsenenbildung mit mehr als 650 Mitarbeiter:innen beteiligen, wurde von der Jury aus 110 Einreichungen als eine von drei Finalist:innen in der Kategorie Transformation nominiert. Noch bis 15. Oktober 2021 können alle am Online-Voting für die favorisierten Finalist:innen stimmen – also auch für die Ich tu's Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung.

Wie alle Trainer:innen zu transformativer Bildung beitragen können

Um transformative Bildung weiterhin zu stärken, gibt es ab Oktober 2021 ein Kooperations- und Workshopangebot für Erwachsenenbildner:innen in der Steiermark, die Klimaschutzaspekte in ihrer Tätigkeit stärken möchten.
In kostenfrei angebotenen Präsenz- und Online-Workshops wird neben einem Überblick über Handlungsmöglichkeiten im Umwelt- und Klimaschutz und über politische Nachhaltigkeitsprogramme vor allem dazu gearbeitet, wie zukunftsfähige Werthaltungen durch Bildungsprozesse gestärkt werden können. Didaktischen Materialien werden zur Verfügung gestellt sowie die Möglichkeit eines Klima-Checks für Training und Beratung geboten.

 

 

Über die Autorinnen: Karin Dullnig und Daniela List (ecoversum) setzen Schulungen und Projekte rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz um. Andrea Widmann (hochschulberatung.at) ist für die pädagogische und didaktische Projektberatung zuständig.

Weitere Informationen:
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